… Storys aus der Raumfahrt. Das neuste „Jackentaschen-to-go-Buch“ von Eugen Reichl, erschienen im Eulenspiegel Verlag Berlin.
Quelle: Lektüre
Zunächst glaubte ich, mich verguckt zu haben. Ein Reichl-Büchlein aus dem Eulenspiegel Verlag (!). Ein Verlag, den man weniger mit der Raumfahrttechnik und Geschichte, als mehr mit beißender Satire in Zusammenhang bringt. Geht das überhaupt? Aber natürlich!
Denn die Raumfahrt wird von Menschen gemacht und betrieben. Der Mensch ist eben nicht unfehlbar. Manch einer glaubt es. Es stimmt aber nicht. In unserer technikgläubigen Welt wird oft der Eindruck vermittelt, dass mit der richtigen Technologie und der richtigen Software alles perfekt funktionieren wird. Tut es aber nicht! Weil eben der Mensch immer noch derjenige ist, der abschließend seine Hände mit im Spiel hat. Und das ist gut so.
Wenn wir die Bilder von erfolgreichen Raumfahrtereignissen sehen, die jubelnden Menschen in den Kontrollzentren, wenn etwas geglückt ist, so sehen wir auch gleichzeitig das Entsetzen in den Gesichtern, wenn etwas schief gegangen ist. Und das macht Raumfahrt eben menschlich.
In Reichls Büchlein erleben wir diese Welt der nicht ganz so gut gelungenen Raumfahrtprojekte.
Und da passiert so allerlei. Nicht nur während einer Mission. Zum Beispiel kann man einen Satelliten im Werte eines Ozean-Dampfers mal locker vom Montagetisch fallen lassen! Raketen explodieren beim Start oder heben gar nicht erst ab. Satelliten bleiben unter Ihrer Nutzlastverkleidung verpackt und Mondmänner können nicht richtig schlafen.
Reichl führt uns durch die Abgründe menschlichen Versagens, oder sagen wir besser: Schicksalsschläge. Das alles frei nach Wilhelm Busch: „Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.“ Oder, wie Reichl den großen preußischen Militärstrategen Clausewitz (nicht ganz wörtlich) zitiert: „Kein Kriegsplan überlebt den ersten Zusammenstoß mit dem Feind.“
Aber auch Anekdoten und Gedankenspiele sind zu lesen. Was wäre zum Beispiel, wenn Kolumbus seine Reise nach Amerika durch die NASA im Jahre 1491 hätte planen lassen?
Man könnte sich unentwegt auf die Schenkel klopfen! Reichl kommt aber eben nicht hochmütig mit dem erhobenen Zeigefinger daher. Er schiebt den Sachverhalt eher in die Kategorie „Halt dumm gelaufen!“. Und er weiß aus eigener Erfahrung, wie es in dem Haifischbecken, genannt Praxis, zugeht.
Das Büchlein ist keine akribisch fachliche Aufzählung von Fehlschlägen, wie zum Beispiel im Klassiker „SOS im All“ von Matthias Gründers. Das ist bitte nicht zu verwechseln mit dem eher mittelmäßigem Büchlein „SOS im Weltraum“ von Hermann Woydt. Reichl vermittelt eher das Gefühl, der Autor plaudere in der Kneipe mit dem Leser bei einem guten Getränk und bester Stimmung. „Weist Du noch… damals…?“ Er will uns einfach nur einige lustige Episoden aus der Raumfahrt erzählen. Das ist ihm gelungen. Und manchmal runzele ich auch die Stirn und würde gerne seine Quellen wissen… Manchmal.
Dass das Ganze ein kleines Bisschen amerika/westeuropa-lastig ist, stört überhaupt nicht. Auch darf man getrost anderer Meinung sein, wenn Reichl seine persönliche Kommentierung zu diesem oder jenem Sachverhalt äußert. Auf keinen Fall sollte man das Buch weglegen.
Kleine Randnotiz: Ich habe festgestellt, dass wir zu mindestens bei der Bewertung von einem (!) einzelnen Science-Fiction-Film (Welch ein entscheidend wichtiger Punkt!) komplett gegensätzlicher Auffassungen sind. Er schreibt: „…eine Low-Budget-Produktion aus den frühen 70ern, in der schlechte Schauspieler, miese Kulissen und ein lächerlicher Plot die Handlung bestimmen…“. Sorry! Für mich war DIESER Film, auf den sich das Zitat bezieht, eine der großartigsten Romanverfilmungen der damaligen Zeit! Nein, ich verrate jetzt nicht, um welchen Film es geht. Lest das Buch! Irgendwann werden wir das einmal besprechen, worauf ich mich schon freue.
Sehr gefreut habe ich mich über einen Gastbeitrag von Alexander Soucek. Soucek ist für die ESA in Paris tätig und nebenbei im Österreichischen Weltraumforum (ÖWF) aktiv. Er ist Experte für Weltraumrecht. Folgerichtig kann man auf dem Schutzumschlag des Buches schon mal vorab lesen: „Investmenttipp des Tages: Finger weg von Mondgrundstücken!“
Reichls Buch ist kurzweilig, mit sehr viel Witz geschrieben, gepaart mit einem enormen Faktenwissen des Autors. Es macht Spaß es zu lesen.
Das Buch ist gedacht für alle Raumfahrtinteressierten und auch für die, die nicht ganz so tief in der Materie stecken. Eben ein Büchlein-to-go. Lesen Sie es! Sie werden staunen, wie schnell die Zeit verfliegt.
P.S.: Natürlich ist das Werk auch als Last-Minute-Geschenk zu Weihnachten geeignet.
P.S. 2: Das Büch gibt es bei Amazon, und ist selbstverständlich auch über Ihren lokalen Buchhändler zu beziehen. Die ISBN lautet 9783359017349. Eine Leseprobe stellt der Verlag zur Verfügung.