Beyond Gravity: Österreichische Thermalhülle für Europas Jupitermondmission

Am 13. April soll eine europäische Raumfahrtsonde zum Gasplaneten Jupiter aufbrechen. Vor der Kälte und Hitze im All schützt den Satelliten Thermalisolation von Österreichs größtem Weltraumunternehmen Beyond Gravity Austria (vormals RUAG Space). Eine Medienmitteilung der Beyond Gravity Austria.

Quelle: Beyond Gravity Austria, Wien 3. April 2023.

Der Gasplanet Jupiter (links) und einige seiner Monde. © NASA/JPL/DLR

Jupiter ist der größte Planet in unserem Sonnensystem und unterscheidet sich deutlich von der Erde. Jupiter ist ein Gasriese und wird von über 60 Monden umkreist. Die Robotersonde „JUICE“ (Jupiter Icy Moons Explorer) wird Jupiter erforschen und drei seiner größten Monde, die innere Wasserozeane beherbergen sollen. Wo sich Wasser befindet, könnte auch außerirdischer Lebensraum sein. „Während der mehr als zehn Jahre im Weltraum wird die Jupitersonde von Thermalisolation aus Österreich vor Hitze und Kälte im All von plus/minus 230 Grad Celsius geschützt“, sagt Kurt Kober, Geschäftsführer Beyond Gravity Austria und Leiter des globalen Elektronikbereichs bei Beyond Gravity. „Die Thermalisolation besteht aus mehreren Schichten hauchdünner Spezialkunststofffolien, die im Vakuum des Weltraums die Isolationswirkung einer meterdicken Ziegelmauer erzielen.“

Raumfahrtsonde JUICE in einem Weltraumsimulator in den Niederlanden (2021) mit schwarzfärbiger Thermalisolation aus Österreich. Copyright: ESA/Lightcurve Films.

Produziert wurde der Thermalschutz am Thermalproduktionswerk von Beyond Gravity in Berndorf, Niederösterreich. Der Auftragswert umfasste mehrere Millionen Euro. Kober: „Fast alle Satelliten der europäischen Weltraumorganisation ESA werden durch Thermalisolation aus Berndorf vor den extremen Temperaturen im All geschützt.“ Der Raketenstart ist für 13. April vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Südamerika, geplant.

100 Kilo Thermalschutz

Arbeiten an der schwarzfärbigen Thermalisolation aus Österreich für die Jupitersonde JUICE. © ESA / SJM Photography

Die Raumsonde wiegt etwa 2,4 Tonnen (ohne Treibstoff). Die Gesamtmasse der Thermalisolation allein beträgt 100 Kilogramm. Insgesamt haben Mitarbeitende von Beyond Gravity Austria dabei mehr als 500 Einzelteile der Thermalisolation an der Raumsonde installiert, von einfacher aluminisierter Polyesterfolie im Inneren des Satelliten bis zu mehrlagiger Außenisolierung, die aus mehr als 20 Lagen beschichteter Polyimidfolie besteht. „Die Anzahl der Einzelteile ist um ein Vielfaches höher als bei anderen ESA-Raumsonden, um den extremen Umweltbedingungen zu widerstehen, denen die Sonde ausgesetzt sein wird“, so Thermalexperte Christian Ranzenberger-Stindl von Beyond Gravity Austria.

Achtjährige Reise

Nach einer achtjährigen Reise im All wird die Sonde 2031 beim Jupiter ankommen. Wissenschaftler vermuten, dass sich unter der Oberfläche der Jupiter-Eismonde Europa, Ganymed und Kallisto Wasserozeane verbergen. Die Mission wird die Monde als potenzielle Lebensräume untersuchen und dabei zwei Schlüsselthemen aufgreifen: Was sind die Bedingungen für die Planetenbildung und die Entstehung von Leben und wie funktioniert das Sonnensystem? JUICE wird außerdem Jupiters Atmosphäre und Magnetosphäre sowie die Wechselwirkung der so genannten Galileischen Monde (Io, Europa, Ganymed, Kallisto) mit dem Gasriesen beobachten.

Beyond Gravity Austria ist Österreichs größter Weltraumzulieferer

Christian Ranzenberger-Stindl, Thermalexperte von Beyond Gravity Austria, bei Arbeiten am Thermalschutz für die europäische Jupitersonde. Copyright: ESA/SJM Photography.

Beyond Gravity Austria (vormals RUAG Space Austria) mit Sitz in Wien-Meidling ist mit rund 42 Millionen Euro Umsatz (2022) und rund 240 Mitarbeitenden das größte österreichische Weltraumtechnikunternehmen. Das Hochtechnologieunternehmen rüstet weltweit Satelliten und Trägerraketen mit Elektronik, Mechanik und Thermalisolation aus und hat eine Exportquote von rund 100 Prozent. Die Firma ist in Europa Marktführer bei Navigationsempfängern und Thermalisolation für Satelliten. Als Spin-off der Weltraumaktivitäten produziert das Unternehmen auch Thermalisolation für Anwendungen auf der Erde, zum Beispiel für Magnetresonanztomographen in der Medizintechnik.

Über Beyond Gravity: 1600 Mitarbeitende an 12 Standorten

Beyond Gravity mit Hauptsitz in Zürich, Schweiz, verbindet jahrzehntelange Erfahrung und bewährte Qualität mit Agilität, Schnelligkeit und Innovation. Rund 1600 Mitarbeitende an 12 Standorten in sechs Ländern (Schweiz, Schweden, Österreich, Deutschland, USA und Finnland) entwickeln und fertigen Produkte für Satelliten und Trägerraketen. Beyond Gravity ist der bevorzugte Lieferant von Strukturen für alle Arten von Trägerraketen und führend bei ausgewählten Satellitenprodukten, insbesondere für Satellitenkonstellationen im New Space Markt. 2022 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von rund 356 Millionen Schweizer Franken. Mehr Informationen unter: www.beyondgravity.com

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