Die Besatzung der Atlantis konzentrierte sich während des achten Flugtags erneut auf den Transfer von Versorgungsgütern und behob einen Computerfehler an Bord.
Ein Beitrag von Thomas Pallmann. Quelle: Nasa. Vertont von Peter Rittinger.
90 Minuten nachdem die Besatzung ihre Schlafphase begonnen hatte, wurden die Astronauten von einem Alarm an Bord des Space Shuttles wieder geweckt. General Purpose Computer 4 (GPC-4) versagte aufgrund eines noch unbekannten Fehlers seinen Dienst. Da zu diesem Zeitpunkt auf dem Computer die Systemmanagement Software lief, die z. B. die Umweltsysteme und die Antennen des Orbiters kontrolliert, musste die Besatzung auf den Ausfall reagieren. Sie übertrugen die Funktionen auf den General Purpose Computer 2 (GPC-2) und schalteten dann GPC-4 für die Nacht ab. Die Prozedur nahm ca. 30 Minuten in Anspruch, die das Bodenteam ans Ende der Schlafphase anhängte.
Um 06:59 Uhr MESZ wurde die Besatzung dann von Sir Paul McCartney mit dem Lied „Good Day Sunshine“ geweckt. Anschließend richtete er einige persönliche Worte an die Besatzung.
Nach dem Weckruf widmeten sich Kommandant Chris Ferguson und Pilot Doug Hurley erneut GPC-4. Sie fertigen zuerst ein Abbild des Speichers von GPC-1 an, da dieser zu dem Zeitpunkt, an dem GPC-4 seinen Dienst versagte, der primäre Kontrollcomputer des Shuttles war und so vermutlich das Problem protokolliert hat. Anschließend erzeugten sie ein weiteres Speicherabbild, dieses Mal vom fehlerhaften Computer und übermittelten beide an den Boden, wo sie von Experten ausgewertet werden.
Ferguson und Hurley luden anschließend die Software erneut auf GPC-4 und fuhren diesen dann hoch. Da derzeit noch nicht die genaue Ursache des Fehlers bekannt ist, wird der Computer derzeit nicht genutzt und befindet sich, so wie GPC-3 der am dritten Flugtag Probleme hatte, derzeit im Schlafmodus. Im Falle eines Notfalls wurde das Shuttle allerdings über fünf einsatzbereite Computer verfügen. Mit einer genauen Fehleranalyse von GPC-4 wird am morgigen Tag gerechnet.
Das Shuttle nutzt seine insgesamt fünf baugleichen Bordcomputer für kritische Phasen während einer Mission z.B. bei Start, Landung oder Rendezvous. Dabei arbeiten vier der Computer zusammen in einem Team und gleichen ihre Daten kontinuierlich miteinander ab. Sollte einer der Computer zu einem anderen Ergebnis kommen als die anderen drei, so würde dieser Computer „abgewählt“ werden und nicht mehr zur Steuerung des Orbiters herangezogen. Auf dem fünften Computer im System läuft eine Kontrollsoftware eines anderen Hersteller und soll so sicherstellen, dass im Falle eines gravierenden Problems mit der Software der vier anderen Computer das Shuttle sicher kontrolliert werden kann. Insgesamt vollführt jeder einzelne Computer während der kritischen Flugphasen etwa 350.000 Kommandos pro Sekunde.
Sobald das Shuttle sicher in der Umlaufbahn angekommen ist, konfiguriert die Besatzung die Computer so um, dass zwei der fünf Computer die On-Orbit-Software laufen lassen und ein Dritter, falls erforderlich, die Nutzlast kontrolliert. Die restlichen Computer werden für die Arbeiten in der Umlaufbahn nicht benötigt und dienen als Reserve.
Nachdem die Computerprobleme behoben waren, widmete sich die Besatzung wieder den Transferarbeiten. Nach Abschluss des Tages war die Besatzung genau im Zeitplan mit dem Ent- und Beladen des Multi Purpose Logistics Modul (MPLM) und des Zwischendecks des Space Shuttles. Die Besatzung der Internationalen Raumstation teilte während des Tages der Bodenkontrolle in Houston mit das es langsam Eng auf der Station wird, da jeder freie Winkel als Stauraum genutzt wird.
Neben den Transferarbeiten nahm sich die Besatzung der Atlantis noch Zeit für Interviews. Zusätzlich gab es heute die traditionelle gemeinsame Pressekonferenz, bei der sich alle Astronauten zusammenfanden und Fragen von Reporten, die sich an den verschiedensten Zentren der NASA und der japanischen Weltraumbehörde versammelt hatten, zu beantworten.
Gegen Ende des Tages gab es noch ein besonderes Event für die Astronauten. Der amerikanische Präsident Barack Obama nutzte die Gelegenheit, um mit den beiden Besatzungen zu sprechen. Er bekräftigte noch einmal sein Vorhaben die bemannte Erkundung des Sonnensystems voranzutreiben und versprach, dass das Ende des Space-Shuttle-Programms nicht das Ende der Ambitionen der USA im All bedeutet.
Die Besatzung soll um 05:29 Uhr MESZ geweckt werden und damit ihren neunten Flugtag beginnen. Die Crew wird sich den ganzen Tag voll auf den Transfer von Ausrüstung widmen.
Raumcon: