Mikroben lebten mehr als 553 Tage außerhalb der ISS, eine erstaunlich lange Zeit im Weltraum.
Ein Beitrag von Ralf Möllenbeck. Quelle: BBC, NASA, ESA. Vertont von Peter Rittinger.
Professor Charles Cockell von der Open University in Milton Keynes (England) berichtet über eine Bakterienart, welche es schaffte, mehr als ein Jahr im Weltraum zu überleben. Diese Bakterien stammen aus dem kleinen Fischerdorf Beer im Süden von England. Dort sind sie Bestandteil der Klippen nahe dem englischen Fischerdorf und reisten in Gesteinsbrocken im Februar 2008 mit dem Space Shuttle Atlantis zur ISS. Diese Proben waren Teil des von der ESA betreuten Experimententräger (EuTEF = European Technology Exposure Facility) an der Außenseite des Columbus-Forschungsmoduls.
Diese Bakterien wurden ausgewählt, um zu untersuchen, wie sie sich in der lebensfeindlichen Umgebung verhalten. Sie waren ultraviolettem Licht, kosmischen Strahlen und extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Das Experiment ist Teil einer Suche nach Mikroben, welche Astronauten auf zukünftigen Missionen bei der Erforschung unseres Sonnensystems nützlich wären. Sie könnten in Lebenserhaltungssystemen und bei der Gewinnung von Mineralien aus Felsgestein, unter anderem in Basen auf Mond und Mars, zum Einsatz kommen. Im September 2009 wurde der Experimententräger EuTEF mit dem Space Shuttle Discovery zur Erde zurück transportiert.
Hier stellten Wissenschaftler fest, dass viele der Mikroben überlebt hatten. Diese, nun als OU-20 bezeichnet, werden zur Zeit in einem Laboratorium an der Open University (OU) in Milton Keynes eingehend untersucht. Es wird vermutet, dass eine dicke Zellwand die Mikroben so widerstandsfähig macht. Weiter bilden sie Zellkolonien, bei denen die innenliegenden von den äußeren Mikroben vor den widrigen Umgebungseinfüssen, wie UV-Strahlung und Austrocknung, geschützt werden. Bakteriensporen sind dafür bekannt, mehrere Jahre in der Umlaufbahn zu überstehen. Diese Zellen aber haben am längsten von allen Cyanobakterien oder photosynthetisierenden Mikroben im Weltraum überlebt. Sie haben Verwandte in der Antarktis und in heißen Wüsten, diesen werden gute DNA-Reparaturprozesse nachgesagt.
Diese anderthalbjährige Exkursion der Bakterien in den Weltraum war nicht die erste ihrer Art. Eine Probe des Klippenmaterials von Beer reiste ein Jahr zuvor für zehn Tage auf einer russischen Rakete ins All. Bei diesem Biopan-6-Experiment im Rahmen der FOTON-M3-Mission waren Bärtierchen mit an Bord. Diese winzigen wirbellosen Tiere halten den Rekord für die am längsten überlebenden Tiere im offenen Raum.
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