Beagle 2: An Unfinished Business

Bei einer Veranstaltung der Royal Society in Londen hat Prof. Colin Pillinger Fragen zur gescheiterten Beagle 2-Mission beantwortet und seine Hoffnung auf einen Beagle-Nachfolger zum Ausdruck gebracht.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: Royal Society/Raumfahrer.net.

Colin Pillinger während der Podiumsdiskussion.
(Foto: Royal Society/Raumfahrer.net)

Am Montag Abend stellte sich der Initiator und Leiter des britisch-europäischen Mars-Landers Beagle 2 den Fragen eines BBC-Journalisten sowie des anwesenden Publikums. Man sah einen doch einigermaßen ausgelaugt wirkenden Colin Pillinger auf dem Podium – sicherlich ein Tribut an die aufreibenden und gewiss auch frustrierenden Ereignisse der letzten Wochen und Monate.

Natürlich ging es auch um möglich Ursachen für das Scheitern von Beagle 2. Der kleine Mars-Lander hat nach der Landung auf dem Roten Planeten nie wieder etwas von sich hören lassen, und auch Colin Pillinger konnte nur über mögliche Fehlerursachen spekulieren. So berichtete er davon, dass auf dem durch Mars Express unmittelbar nach der Trennung des Landers am 19. Dezember 2003 gemachten Foto von Beagle 2 nach Auswertung durch einen Spezialisten ein helles Objekt zu sehen sei. Ob es sich dabei allerdings wirklich um ein Teil des Landers oder doch nur um einen Bildfehler handele sei derzeit noch nicht sicher – selbst wenn es kein Bildfehler ist könnte sich die Identifizierung des Objekts als schwierig herausstellen, und erst recht natürlich die Klärung der Frage, inwieweit hier die Ursache für das Scheitern von Beagle 2 zu finden ist.

Eine andere mögliche Ursache, die unter den Spezialisten gehandelt wird, hat mit der Dichte der Marsatmosphäre zu tun. So sagte Pillinger, dass die Marsatmosphäre zum Zeitpunkt der Landung von Beagle 2 eventuell dünner als angenommen gewesen sein könnte. Dadurch wäre der Bremseffekt des Landefallschirms stark reduziert worden, und der Mars-Lander wäre mit deutlich höherer Geschwindigkeit als vorgesehen auf der Marsoberfläche aufgeschlagen – unter Umständen sogar noch nicht einmal durch seine Airbags geschützt, da sie sich wegen der deutlich schnelleren Sinkgeschwindigkeit eventuell nicht rechtzeitig haben aufblasen können.

Doch auch dieses Szenario bleibt Spekulation, solange es nicht Aufnahmen von Beagle 2 beziehungsweise seinen Überresten auf der Marsoberfläche gibt. Derzeit haben weder die amerikanischen Orbiter noch Mars Express solche Aufnahmen machen können, wenngleich auf einem hochaufgelösten Foto der Raumsonde Mars Global Surveyor eine Reihe von vier hellen Punkten zu sehen ist, die Trümmer des Mars-Landers darstellen könnten – auch hier aber ist noch keine endgültige Gewissheit erreicht, ob die hellen Punkte in der Aufnahme mit Objekten auf der Marsoberfläche korrespondieren oder aber Artefakte sind, die bei der Aufnahme im Kamerasystem des Orbiters entstanden sind.

Letztendlich jedoch sieht Prof. Pillinger die Mission von Beagle 2 trotz des Scheiterns nicht als Verschwendung öffentlicher Mittel an. Er hat darauf angesprochen vielmehr den Lerneffekt und die vielfältigen Erfahrungen betont, die man im Laufe der Entwicklung und des Tests von Beagle 2 und seiner Komponenten gewonnen habe.

„Beagle 3“ im Jahr 2007?
Natürlich waren die Teilnehmer der Veranstaltung auch gespannt darauf, welche Lehren Colin Pillinger aus dem Scheitern von Beagle 2 ziehen und welche Perspektiven er für die kommenden Jahre aufzeigen würde. Auf diese Themen angesprochen antwortete er, dass eine neue Beagle-Mission unbedingt eine eigenständige Mission sein müsste – die „Mitflug-Gelegenheit“ bei Mars Express sei zwar sehr günstig gewesen, aber dafür habe man doch einige Kompromisse eingehen müssen: Der Lander musste schon mehrere Tage vor Erreichen des Planeten vom Mutterschiff getrennt werden, so dass man nicht mehr kurzfristig auf die aktuellen Bedingungen der Marsatmosphäre habe reagieren können. Auch habe dies zur Folge gehabt, dass Beagle 2 nicht am marsianischen Morgen, wenn die Bedingungen für eine Landung aufgrund der dann üblicherweise herrschenden Windstille ideal seien, habe landen können.

Eine eigene Mission hingegen könne so ausgestaltet werden, dass die Landung auf dem Mars zum bestmöglichen Zeitpunkt erfolge. Pillinger betonte seine Überzeugung, dass Europa unbedingt 2007 einen oder besser noch zwei modifizierte Beagle-Lander zum Mars schicken sollte (die Mehrkosten gegenüber Bau und Start von einem Lander seien gering). Nur dadurch würden die notwendigen Erfahrungen für die von der ESA für 2009 und 2011 geplanten Missionen ExoMars (ein großer Mars-Rover) und die Sample Return Mission (dabei soll eine marsianische Bodenprobe zurück zur Erde gebracht werden) gemacht werden können. Sollte Europa auf diese Möglichkeit verzichten, dann riskiere es 2009 das Scheitern einer Mission, die nicht 65 Millionen Euro wie Beagle 2, sondern eine Milliarde Euro kosten wird. Allerdings sagte Colin Pillinger auch, dass die Planungen für eine Beagle-Nachfolgemission 2007 unbedingt in diesem Jahr beginnen müssten, nur sei derzeit kein Budget dafür in Sicht – es sieht also eher schlecht für einen Mars-Lander Beagle 3 aus.

Und natürlich geht es auch um persönliche Empfindungen eines Menschen, der sehr viel Energie und sieben Jahre seines Lebens in dieses Projekt gesteckt hat: „It’s an unfinished business“, so beschrieb Colin Pillinger sein Gefühl, dass er noch eine Aufgabe abzuschließen habe. Vor diesem Hintergrund ist auch seine Weigerung zu verstehen, die abschließende Frage der Moderatorin nach dem größten Moment im Laufe des Beagle 2-Projekts zu beantworten – dieser Moment soll ja schließlich erst noch kommen, wenn ein glücklicherer Nachfolger von Beagle 2 sich zum ersten Mal vom staubigen Boden unseres roten Nachbarplaneten aus meldet…

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