Die innovativen Chancen des europäischen GMES-Programms mit den in Bayern vorhandenen Potentialen in Wissenschaft und Wirtschaft zu verknüpfen, hat sich die bayerische Initiative „GMES bavAIRia“ zum Ziel gesetzt. Am 5. Oktober 2006 wurde sie interessierten Medienvertretern im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie vorgestellt.
Ein Beitrag von Ingo Froeschmann. Quelle: ESA.
GMES (Global Monitoring for Environment and Security) ist ein gemeinsames Programm der EU und der ESA zur komplexen Überwachung der Erde mit boden- und weltraumgestützten Sensoren, um Politikern und Fachleuten aktuelle Daten für vielfältige umwelt-, wirtschafts-, verkehrs- oder sicherheitspolitische Entscheidungen in die Hand geben zu können.
Das betrifft alle Ebenen: Auf globaler Ebene soll GMES beispielsweise die Einhaltung internationaler Umweltschutzabkommen überwachen. Auf regionaler oder lokale Ebene kann GMES helfen, besser auf Gefahren und Katastrophen (Hochwasser, Murenabgänge, Lawinen, Waldbrände, hohe Luftschadstoff-Konzentrationen, hohe UV-Einstrahlung am Boden) reagieren zu können.
Erdbeobachtung und Geoinformation zum Schutz der Umwelt
Das Programm wurde 1998 ins Leben gerufen. Ziel ist es, die unterschiedlichen Aktivitäten in den geowissenschaftlichen Bereichen sowie der Erdbeobachtung in Europa zu integrieren. Es geht also nicht um den Aufbau vieler neuer Systeme, sondern um die möglichst effiziente Verwendung bereits existierender Systeme und Daten europäischer Satelliten (ENVISAT, ERS, Meteosat, SPOT usw.) sowie außereuropäischer Satelliten (Landsat, IRS usw.). Ergänzt werden sie durch nationale Raumflugkörper und Bodensegmente, wie beispielsweise durch die deutschen Fernerkundungssatelliten TerraSAR, Rapid Eye, TanDEM-X und EnMAP.
Erste operationelle Pilotprojekte Neben Satellitendaten, die im Zentrum von GMES stehen, werden aber auch Daten von boden-, schiff- und flugzeuggestützten Instrumenten für einen bedarfsorientierten, umfassenden Service an Geoinformationsprodukten sowohl benötigt als auch bereitgestellt.
GMES beinhaltet jedoch mehr, als die reine Gewinnung oder Bereitstellung weltraumgestützter Daten unseres blauen Planeten. Die Daten müssen mit intelligenter Software ausgewertet, verarbeitet und je nach Einsatzzweck zielorientiert aufbereitet werden. Bis 2008 sollen die ersten operationellen GMES-Pilotdienste in den Bereichen „Land“, „Ozean“, „Sicherheit“ und „Atmosphäre“ entwickelt und aufgebaut sein. Für die europäische Wirtschaft bestehen hier außergewöhnliche Chancen, in zukunftssichere Felder zu investieren.
Hightech-Standort Bayern ist bereit
Um der bayerischen Wissenschaft und Wirtschaft den Einstieg in derart innovative Programme zu erleichtern und die vorhandenen Kompetenzen zu bündeln, wurde am 26. Juli 2006 auf Initiative des Bayerischen Wirtschaftsministeriums der Verein bavAIRia e.V. gegründet, der sich speziell Luft- und Raumfahrtvorhaben sowie der Satellitennavigation (Galileo) annimmt.
Ein konkretes Vorhaben ist nun die bayerische Initiative „GMES bavAIRia“. Sie soll die bereits in Bayern laufenden GMES-Aktivitäten bündeln, neue Aktivitäten und Projekte generieren und die Möglichkeiten gerade auch für die mittelständische Industrie aufzeigen. Dafür ist das Alpenland gut gerüstet. Das DLR, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Max-Planck-Gesellschaft sowie zahlreiche Hochschulen und Institute sind in Bayern mit Einrichtungen der Luft- und Raumfahrtforschung vertreten. Dazu kommt eine hohe Konzentration von Unternehmen der Computer- und Informationstechnologie sowie im Geoinformationsbereich. Rund 26.000 Ingenieure, Techniker und gewerbliche Fachkräfte der Luft- und Raumfahrt erarbeiten einen jährlichen Umsatz von etwa 4,8 Mrd. Euro.
Volker Liebig, Direktor für Erdbeobachtungsprogramme der ESA, bestätigt die herausragende Stellung: „Bayerns Industrie hat in vielen Bereichen Weltruf, zum Beispiel im Betrieb des ESA-Bodensegmentes durch das DLR in Oberpfaffenhofen, im Bau von neuartigen Satellitensensoren durch die Industrie, oder in der Beteiligung an internationalen Anwendungsprojekten in den oben erwähnten Fachbereichen.“