Bauphase des „Russisch-Kourou“ beginnt bald

Russland entsendet Techniker und Arbeiter, um womöglich noch dieses Jahr die Bauarbeiten in Französisch-Guayana aufnehmen zu können

Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: Itar-TASS.

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Start einer Sojus-U samt Fragat -Oberstufe. In wenigen Jahren könnten diese Raketen auch von Kourou aus abheben.
(Bild: ESA/Starsem)

Die Realisierung einer regen russischen Beteiligung am europäischen Weltraum-Bahnhof Kourou in Französisch-Guayana geht nun in die praktische Phase: Russland wird bald ein Team aus 200 Spezialisten entsenden, welche den europäischen Technikern beim Aufbau eines Launchpads für die russische Sojus-Rakete helfen sollen. Der Arbeitseinsatz ist laut Angaben der Nachrichtenagentur Itar-TASS ausgelegt auf eine Dauer von rund sechs Monaten. Nach dieser Zeit sollen über hundert Experten die pesonelle russische Präsenz dauerhaft sichern und vor allem entsprechende Starts mit vorbereiten. Parallel zu der eigentlichen Startanlage soll von russischer Seite ausßerdem ein etsprechendes Montagegebäude entstehen.
Der mit der europäischen Raumfahrtbehörde ESA geschlossene Deal sieht vor, russische Sojus-Raketen künftig auch von Kourou aus ins All starten zu lassen. Die ESA investiert hierzu eine Gesamtsumme von rund 314 Millionen Euro; die Russische Seite dagegen trägt ob seiner eigenen kritischen finanziellen Lage nur rund ein Drittel der Kosten. Eine künftig fruchtbare Zusammenarbeit erhofft sich vor allem Arianespace, wenn kommerzielle Sojus-Starts ins eigene Programm mit aufgenommen werden. Diese sollen ab etwa 2006 unter der Führung des Starsem-Konsortiums anlaufen. Der Standort Kourou mit seiner Nähe zum Äquator ist nicht zufällig gewählt: die Nutzlastkapazität der Sojus-Rakete samt Ikar oder Fregat-Oberstufe lässt sich von 1,5 auf 4 Tonnen steigern, so zumindest die Rechnung der russischen Raumfahrtagentur Rosaviakosmos.
Natürlich erhofft man sich durch die engere Kooperation auch einen technologischen Austausch. Europä hätte künftig Zugriff auf die bewährte russische Trägertechnologie, während Russland umgekehrt moderne Startanlagen nutzen kann, um die Kosten für einzelne Starts zu minimieren. Allerdings, so der Chef von Rosaviakosmos, Juri Koptew, werde man das eigene KosmodromBaikonur nicht aufgeben – allerdings wolle man nun „gemeinsam mit dem weltweit führenden Operator für Weltraumstarts mit mehr als der Hälfte aller kommerziellen Starts zusammenarbeiten“. Bislang erwies sich das russische Startsystem mit der bewährten Sojus-Technologie als wesentlich zuverlässiger als die neue Ariane 5 mit bereits zwei Totalverlusten und zwei weiteren nicht erreichten Orbits während bislang 16 Flügen. Ein „Russisch-Kourou“ könnte schon durch diesen Sicherheitsbonus attraktiv für Investoren sein.

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