Die Konstruktion des ersten Alphabus-Satelliten für den Einsatz im Weltraum durch ein Konsortium europäischer Satellitenbauer hat einen zentralen Meilenstein erreicht.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ESA, Thales Alenia Space. Vertont von Peter Rittinger.
Das Servicemodul für den Kommunikationssatelliten Alphasat I-XL, das in Cannes bei Thales Alenia Space entstanden ist, traf Ende Januar 2010 in Toulouse in einem Werk von EADS Astrium ein. An Rahmen und Zentralrohr des Moduls sind Apogäumsmotor von EADS Astrium, zwei Treibstofftanks von MT Aerospace aus Augsburg und drei Heliumtanks angebracht. Außerdem sind Teile des elektrischen Antriebssystems und die zugehörigen Xenon-Tanks bereits installiert. Das chemische Antriebssystem wurde im Dezember 2009 in Cannes getestet. Bei EADS Astrium in Toulouse sollen in einem nächsten Schritt elektronische Baugruppen im Servicemodul integriert werden, bevor es zum ersten Mal eingeschaltet wird.
Andere Bestandteile von Alphasat I-XL sind ebenfalls im Entstehen: Im Turiner Werk von Thales Alenia Space ist die erste Hälfte der Struktur des Repeatermoduls (RM) des Satelliten gebaut worden. Mit Verkabelung und System zum Temperaturmanagement versehen wurde es zu einem englischen Astrium-Standort gebracht.
Die zweite Häfte der RM-Struktur soll Portsmouth im März 2010 erreichen. Dort ist die Montage zentraler Bestandteile der Kommunikationsnutzlast vorgesehen. An den Triebwerken vom Typ PPS 1350 für das Xenon-Antriebssytem des Satelliten und den zugehörigen Schwenkvorrichtungen, TOM für thruster orientation mechanism genannt, wird in Cannes gearbeitet.
Mit Alphasat I-XL wird der Auftraggeber Inmarsat seinen bisher modernsten Satelliten bekommen. Das Raumfahrzeug mit einer Startmasse von über 6 Tonnen soll im Geostationären Orbit an einer Position bei 25 Grad Ost stationiert werden. Insbesondere mobile Sprach- und Datenkommunikationsdienste werden unterstützt. Dafür ist unter anderem der Einsatz eines großen, im All zu entfaltenden Antennenreflektors vorgesehen, was eine in Bezug auf eine Konfiguration ohne einen solchen Reflektor um 90 Grad gedrehte Ausrichtung des Raumfahrzeugs auf seiner Bahn um die Erde erforderlich macht. Der Reflektor mit einem Durchmesser von 12 Metern ermöglicht die Verwendung von 750 L-Band Kanälen, um Europa, Asien, Afrika und den Mittlern Osten zu versorgen.
Für die europäische Raumfahrtorganisation ESA bietet Alphasat I-XL Gelegenheit, das Funktioneren des Alphabus-Konzepts im Weltraum im Rahmen eins ARTES genannten Programmes zu überprüfen und zu demonstrieren. ARTES steht für Advanced Research in Telecommunications Systems, übersetzt: weitergehende Forschung im Bereich Telekommunikationssysteme.
Auf Alphasat I-XL will die ESA zur Technologiedemonstration einen neuen Sternensensor von Jenoptik, ein Laserterminal (LCT) zur Kommunikation mit einem Raumfahrzeug in einem niedriegeren Orbit oder an einer anderen Position im Geostationären Orbit, eine Einrichtung zum Monitoring der Strahlungsverhältnisse im Geostationären Orbit und eine im Q-V-Band arbeitende Kommunikationsnutzlast betreiben lassen. Mit der Q-V-Band-Nutzlast soll die Verwendbarkeit des entsprechenden Frequenzbereiches verifiziert werden. Mit dem mit einer Wellenlänge von 1.064 Nanometern arbeitenden LCT will man beispielsweise Radardaten des Fernerkundungssatelliten Tandem-X mit Geschwindigkeiten bis zu 2,8 GBit/s empfangen.
Arianespace wurde im Mai 2009 mit dem Start von Alphasat I-XL beauftragt. Geplant ist, den Satelliten im Jahr 2012 auf einer Ariane 5 ECA ins All transportieren zu lassen. Dort soll er sich 15 Jahr lang einsetzen lassen.