Nach der fernöstlichen Kosmos-Premiere vor anderthalb Jahren will das Reich der Mitte im Herbst erneut Menschen ins All entsenden. Auch andere asiatische Staaten greifen nach den Sternen.
Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: none.
Die zweite bemannte Weltraummission der Volksrepublik China soll im kommenden Herbst aufbrechen. Dem Vorsitzenden der chinesischen Weltraumbehörde CNSA zu Folge werde ein Starttermin im September oder Oktober anvisiert. An Bord befinden sollen sich laut Sun Laijan dabei zwei Raumfahrer, Taikonauten genannt. Der Flug soll fünf oder sechs Tage dauern und von einem umfangreichen Forschungsprogramm begleitet werden. Derzeit werde die Kapsel montiert und die Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 2F vorbereitet. Bei einer der darauf folgenden Missionen, womöglich im Jahr 2007, soll erstmals ein Ausstieg in den freien Raum unternommen werden, so Laijan. Experten rechnen außerdem mit simulierten Kopplungsmanövern, schließlich plant China langfristig den Aufbau eines permanent bemannten Außenpostens in einem niedrigen Erdorbit.
Am 15. Oktober 2003 unternahm China mit Shenzhou V seinen ersten bemannten Raumflug. An Bord des „magischen Schiffes“ befand sich der 38-jährige Yang Liwei, der 21 Stunden lang die Erde umkreiste. Damit wurde China schlagartig zur dritten Weltraumnation nach den USA und Russland. Welche Taikonauten sich an Bord von Shenzhou VI befinden werden, wird voraussichtlich bis zum Lift-off geheim gehalten, denn Peking übt sich hinsichtlich seines Weltraumprogramms in Geheimniskrämerei. Bekannt ist, dass alle der vermutlich zwölf Aspiranten auf einen Sitzplatz in der Kapsel Piloten der chinesischen Luftwaffe sind und sich seit 1999 auf ihren Einsatz vorbereiten.
Kalter Krieg im All?
Nicht nur China unterhält ein ambitioniertes Weltraumprogramm, auch andere asiatische Staaten verfügen über raumfahrttaugliche Technologien. Japan etwa brachte in den letzten Jahren eine große Flotte unbemannter, zumeist privat finanzierter Satelliten ins All und hält einen kleinen, aber konstanten Teil am Markt für Raketenstarts. Überdies beteiligt sich das Land an der Internationalen Raumstation (ISS) mit einem eigenen Modul. Indien besitzt auch eigene Träger und kündigte 2003 eine eigene Mondmission an, fast gleichzeitig mit der chinesischen Verlautbarung, auch eine Sonde zum Erdtrabanten entsenden zu wollen. Bereits im nächsten Jahr soll ein Malaie mit einem russischen Sojus-Raumschiff zur ISS aufbrechen. Ein fünftes Land, Nordkorea, behauptet, 1998 einen Satelliten ins All bugsiert zu haben – wofür allerdings keinerlei Beweise existieren.
Westliche Beobachter sehen hierin den Beginn einer innerasiatischen Konkurrenz, doch von Startschwierigkeiten verschont wurde bisher niemand. Japan etwa hatte in den letzten Jahren herbe Rückschläge einzustecken: im Sommer 2003 stürzte der Prototyp eines japanischen Raumgleiters bei einem Testflug ab. Bereits 1998 erreichte die Marssonde Nozomi nicht ihre vorgesehene Bahn und verfehlte 2003 den Mars. Im gleichen Jahr brach der Kontakt zum Erdbeobachtungssatellit Midori-II in Folge eines Sonnensturms ab. Die Serie von Misserfolgen wurde komplettiert, als im November 2003 bei einem Fehlstart einer Rakete des Typs HII-A zwei Spionagesatelliten verloren gingen. Die Aufbruchspläne Indiens sind durch die vor allem finanziellen Auswirkungen der Tsunami-Katastrophe vorerst passé. Nordkorea unterdessen hat weniger ein Interesse an der friedlichen Erforschung des Weltalls denn dem Besitz von Mittelstreckenraketen.
Hierin eröffnet sich eine konfrontative und damit wenig rühmliche Dimension. Ende vergangenen Jahres gab das japanische Militär bekannt, man fühle sich bedroht durch chinesische und nordkoreanische Raketen und müsse nun selbst eine Langstreckenrakete entwickeln. Beobachter befürchten eine Zuspitzung und prophezeien einen „Kalten Krieg“ im All, immerhin steht auch die chinesische Raumfahrt gänzlich in der Regie des Militärs. Gestritten werden wird aber weniger um nationales Prestige, denn um Dollars. Schließlich ist Raumfahrt auch ein finanzkräftiges Geschäft.