Ungewöhnliche Aufnahmen der Supernova-Überreste SNR 0104-72.3 (engl. supernova remnant, SNR) wurden auf der 214. Tagung der amerikanischen astronomischen Gesellschaft in Pasadena, Kalifornien vorgestellt.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics.
Das Zentrum für Astrophysik Harvard-Smithsonian in Cambridge, Massachusetts, berichtete am 10. Juni 2009 von der außergewöhnlichen Ansicht der Supernova-Überreste SNR 0104-72.3. Sie finden sich in der kleinen Magellanschen Wolke, einer in astronomischen Maßstäben nahen Nachbargalaxie unserer Milchstraße, und gehen möglicherweise auf die thermonukleare Explosion eines sogenannten weißen Zwerges zurück. Die entsprechenden Beobachtungen erfolgten von den Weltraumteleskopen Chandra im Röntgenstrahlenbereich und Spitzer im Infraroten.
Dass der Supernova-Überrest dem Typ Ia zugeordnet werden kann, ergibt sich aus dem beobachteten Spektrum, das auf eine große Menge Eisen hinweist. Die Ausbreitung der Überreste der Sternenexplosion erfolgt aber nicht wie in anderen Fällen ringförmig. Statt dessen sieht man heute zwei asymmetrische eisenhaltige Jets, in den Aufnahmen violett, insbesondere nach unten links und oben rechts zeigend.
Vielleicht war die Sternenexplosion selbst stark asymmetrisch, und hat so die zwei Jets erzeugt, oder aber es gab dort, wo heute links oben und rechts unten auf den Aufnahmen bogenförmige grünliche Strukturen zu sehen sind, Materie, auf die das vom explodierenden Stern weggeschleuderte Sternmaterial getroffen ist. Da, wo keine Materie vorhanden war, bildeten sich die Jets aus. Für eine Bestätigung des zweiten Erklärungsversuches hoffen die Astronomen auf weitere Daten von Chandra.
Eine Erklärung für die ungewöhnliche Ansicht könnte in der komplexen Umgebung liegen. Infratotaufnahmen des Spitzer-Teleskops zeigen, dass sich SNR 0104-72.3 eventuell inmitten eines Sternenentstehungsgebietes befindet. Möglicherweise war die Supernova eine prompte, also eine unter Einbeziehung jüngerer und schwererer Sterne. Prompte Typ-Ia-Supernovae sind noch wenig untersucht, zusätzliche Beobachtungsdaten könnten weitere Erkenntnisse ermöglichen.
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