Außergewöhnliche Formation auf Merkur

Bei der Auswertung der ca. 1.200 Bilder vom Merkur, welche die NASA-Sonde Messenger bei ihrer zweiten Passage am 6. Oktober 2008 angefertigt hat, stößt man immer wieder auf neue bemerkenswerte Details. Dazu gehört ein bisher nicht erklärbares Muster paralleler Mulden und Höhenzüge im Rembrandt-Bassin.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: New Scientist, SpaceflightNow.

NASA/JHUAPL/Smithsonian/Carnegie Institution of Washington
Im Rembrandt-Bassin erkennt man ungewöhnliche, parallele Formationen
(Bild: NASA/JHUAPL/Smithsonian/Carnegie Institution of Washington)

Messenger hat aufgrund der schwierigen Aufgabe, in den Orbit eines kleinen Planeten in der Nähe der Sonne einzuschwenken, eine komplizierte Bahn. Diese führt ihn dreimal am Merkur vorbei. Dabei nutzt man dessen relativ geringe Schwerkraft für Bremsmanöver: kurzer Anflug und langer Abflug in Umlaufrichtung des Planeten. So wirkt dessen Gravitation insgesamt bremsend.

Der zweite Flyby fand am 6. Oktober vergangenen Jahres statt. Dabei wurden innerhalb kurzer Zeit bei einer Geschwindigkeit von 24.000 km/h und einem minimalen Abstand von etwa 200 Kilometern rund 1.200 Bilder der Merkuroberfläche gemacht und zur Erde übertragen. Deren Auswertung dauert gegenwärtig noch an.

Vor etwa 3,9 Milliarden Jahren schlug ein größerer Himmelskörper auf dem Merkur ein und brach die Kruste weiträumig auf, das Rembrand-Becken mit einem Durchmesser von etwa 700 Kilometern entstand. Dabei stieg Magma auf und füllte den Einschlagskrater weitgehend auf. Damit kann das nun entdeckte Muster allerdings nicht erklärt werden.

„Das Bizarre daran ist, diese Merkmale liegen nebeneinander. Wir haben noch nie etwas vergleichbares gesehen, nicht in Caloris, nirgendwo“, sagte Thomas Watters vom Smithsonian-Institut in Washington D.C. (USA) gegenüber dem New Scientist.

Der Planet Merkur, fotografiert von Messenger am 6. Oktober 2008 (Bild: NASA/JHUAPL/Arizona State University/Carnegie Institution of Washington)

Dabei bezieht er sich darauf, dass die Mulden und Höhenzüge parallel zueinander liegen und nicht wie im Caloris-Becken, das beim ersten Vorbeiflug Messengers am Merkur im Januar 2008 fotografiert wurde, sternförmig vom Zentrum auseinanderlaufen.

Bisherige Planetenmodelle können eine derartige parallele Formation noch nicht erklären. Am ehesten kann man sich mehrmaliges Austreten vulkanischen Materials als Ursache vorstellen. Dazu sind aber weitere Untersuchungen erforderlich. Messenger überfliegt Merkur ein drittes Mal am 29. September 2009 und soll am 18. März 2011 bei seiner vierten Annäherung mit Hilfe seines Antriebes so weit abgebremst werden, dass er in eine Umlaufbahn um den kleinsten Planeten unseres Sonnensystems einschwenkt. Hier soll er mindestens ein Jahr lang Fotos und weitere Messergebnisse aus nächster Nähe liefern.

links Echtfarben, rechts Falschfarben
(Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Arizona State University/Carnegie Institution of Washington)

Unterdessen hat ein anderes Forscherteam ein weiteres großes Einschlagsbassin identifiziert und über eine Falschfarbenkomposition aller 11 Kanäle der Kamera an Bord der Raumsonde besondere Merkmale außergewöhnlich deutlich hervorgehoben.

Raumcon:

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