Auch Meteor-M 2 ohne Radarblick auf Eis und Schnee?

Der Journalist Anatoly Zak spekuliert, ob die X-Band-Radaranlage an Bord des russischen Wettersatelliten Meteor-M 2 wohl ausgefallen ist. Pressemeldungen der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, die sich mit dem Betrieb des Satelliten beschäftigen, erwähnen die Radaranlage in letzter Zeit mit keinem Wort.

Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: Anatoly Zak, OJSC RI PI, Roskosmos, VNIIEM, WMO.

Roskosmos
Meteor-M 2 auf Fregat-Oberstufe in Baikonur
(Bild: Roskosmos)

Meteor-M 2, ein Erzeugnis von VNIIEM aus Moskau mit einer Auslegungsbetriebsdauer von fünf Jahren, kreist seit dem 8. Juli 2014 um die Erde. Eine Rakete vom Typ Sojus 2.1b mit Fregat-Oberstufe hatte den Satelliten mit einer Startmasse von rund 2.778 Kilogramm (WMO: 2.900 Kilogramm) vom Kosmodrom Baikonur aus in den Weltraum transportiert.

An Bord des dreiachsstabilisierten Satelliten befindet sich eine rund 150 Kilogramm schwere X-Band-SAR-Radaranlage mit dem Eigennamen Severyanin-M und der Bezeichnung OBRC, was schlicht für Onbord Radar Complex steht (russisch: BRLK/БРЛК, Бортовой радиолокационный комплекс). Sie bietet zwei unterschiedliche Beobachtungsmodi. Auflösungen zwischen 400 und 650 sowie 800 und 1300 Metern bei Schwadbreiten zwischen 450 und 600 Kilometern waren vorgesehen.

VNIIEM
Meteor-M 2 im Bodentest – oben im Bild die zusammengefaltete Radarantenne
(Bild: VNIIEM)

Das vom Unternehmen mit dem Namen Open Joint Stock Company Research Institute of Precision Instruments (OJSC RI PI) gebaute und für die Arbeit in einem Frequenzbereich zwischen 9,4 und 9,9 GHz (Wellenlänge rund 3,12 cm) vorgesehene System mit einem Strombedarf von rund 1000 Watt elektrischer Leistung und synthetischer Apertur ist insbesondere für die Beobachtung von Eisflächen auf Meeresgebieten in den Polregionen der Erde gedacht. Mit ihm ebenfalls möglich sind z.B. die Ermittlung einer Schneebedeckung der Erdoberfläche, die Erfassung von Ölverschmutzungen auf den Weltmeeren, die Beobachtung von Waldbränden sowie allgemein der Vegetation.

Zur Stromversorgung des Radars und der anderen meteorologischen Instrumente sowie der raumflugtechnischen Systeme des in rund 830 Kilometern Höhe kreisenden Satelliten gibt es zwei Solarzellenausleger mit einer Spannweite von zusammen 14 Metern und einer Ausgangsleistung von maximal 2 Kilowatt bei Betriebsbeginn.

Die Radaranlage besitzt eine Antenne aus einem am Satellitenkörper fest montierten Element sowie sechs weiteren Elementen, die beim Transport des Satelliten ins All zusammengefaltet waren. Informationen aus Russland, die kurz nach dem Start bekannt wurden, sagten, dass alle Baugruppen des Satelliten, für die Ausfahr- und Entfaltungsvorgänge vorgesehen waren, selbige plangemäß absolviert haben. Dazu sollte also auch die Antenne der Radaranlage gehören.

Anatoly Zak berichtet, dass ab Beginn des Jahres 2015 keine von der Radaranlage gewonnenen Bilddaten veröffentlicht wurden und weist darauf hin, dass zahlreiche Beobachter von einem Ausfall der Anlage ausgehen, die vor dem Start nach dem Versagen des Vorgängersystems an Bord von Meteor-M 1 ausführlich und gründlich getestet worden ist.

Roskosmos
Meteor-M 2 – Illustration
(Bild: Roskosmos)

Nach Angaben von Zak erhalten russische Meteorologen frühestens im Jahre 2021 wieder die Gelegenheit zur Nutzung einer zivilen, im Weltraum stationierten Radaranlage mit synthetischer Apertur. Nach aktuellen Planungen sollten dann der russische Wettersatellit Meteor-MP um die Erde kreisen.

Meteor-M 2 fungiert derzeit als Nachfolger von Meteor-M 1. Letzter wurde nach Angaben der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos am 1. Oktober 2014 aus dem Regelbetrieb zurückgezogen. Das Raumfahrzeug mit einer Auslegungsbetriebsdauer von fünf Jahren wurde laut Roskosmos anschließend der Kontrolle seines Erbauers übergeben, der es zu Studienzwecken eine Zeit lang weiter-betreiben wollte. Im November 2014 wurde bekannt, dass das Lageregelungssystem von Meteor-M 1 ausgefallen ist, und der Satellit deswegen nicht benutzt werden kann.

Meteor-M 2 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 40.069 und als COSPAR-Objekt 2014-037A.

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