Der zunächst für den sechsten Dezember vorgesehene Start der Raumfähre Atlantis musste aufgrund technischer Probleme mehrfach verschoben werden. Damit bleibt auch das europäische Raumlabor Columbus zunächst einmal am Boden. [UPDATE:] Der zweite Startversuch sollte am heutigen Sonntag erfolgen. Durch einen erneuten Sensorfehler musste er aber wieder abgesagt werden! Nun wird es 2007 keinen weiteren Shuttle-Start geben.
Ein Beitrag von rainergerhards. Quelle: NASA.
[UPDATE 09.12., 16:04:] Soeben hat die NASA verkündet, keine weiteren Startversuche in diesem Jahr zu unternehmen. Der früheste Startzeitpunkt für die Raumfähre Atlantis ist nun der 2. Januar 2008. Damit bleibt auch das Europäische Raumlabor Columbus am Boden. Wie lange sich der Start tatsächlich verzögern wird und welche Auswirkungen das hat, ist momentan noch gänzlich unklar. Die Enttäuschung auf Seiten der ESA und des DLR ist groß, sollte doch das europäische Modul bereits vor Jahren an der ISS ankoppeln. Hier machte vor allem das Columbia-Unglück einen Strich durch die ursprüngliche Rechnung. Jedenfalls werden wir genauer berichten, sobald Details vorliegen. Ursache für die Verschiebung ist, wie bereits früher erwähnt, einer der ECO-Sensoren (Engine Cut Off) im Tank, der wieder falsche Werte lieferte.
[UPDATE 09.12., 13:39:] Seit einigen Minuten findet sich auf der NASA -Homepage die offizelle Bestätigung der Startabsage. Im Laufe des Nachmittags werden nun verschiedene Tests durchgeführt. Man hofft, damit die Fehlerursache eingrenzen zu können. Für einen Start der Raumfähre Atlantis noch 2007 sieht es nun sehr schlecht aus. Genaueres dazu wird sich aber sicherlich erst am späteren Abend ergeben.
[UPDATE 09.12., 13:19:] Es ist wieder ein Fehler mit ECO-Sensor Nummer 3 aufgetreten. Damit wird das Startkriterium verletzt. Der Start dürfte damit auch heute abgesagt werden. Dies ist aber noch nicht offziell bestätigt.
[UPDATE 09.12.:] Der nächste Startversuch für die Shuttle-Mission STS-122 soll am Sonntagabend, dem 9. Dezember um 21.21 Uhr (MEZ) erfolgen. Voraussetzung für den Start ist, dass während des Betankens kein weiterer Sensorfehler auftritt. Außerdem wurde das Startfenster auf eine Minute verkürzt. Hierdurch ergibt sich ein geringerer Treibstoffbedarf. Somit verbleibt mehr Tankreserve. Dies bringt zusätzliche Sicherheit, falls das ECO-Sensorsystem während des Aufstiegs der Atlantis dennoch ausfallen sollte.
Die Wetteraussichten sind günstig, es gibt eine 80-prozentige Wahrscheinlichkeit für gutes Startwetter. In Anbetracht des kurzen Startfensters ist das auch notwendig. Die Betankung wird gegen 12 Uhr deutscher Zeit begonnen. Solllten wieder Fehler bei den ECO-Sensoren auftreten, so wird das voraussichtlich zwischen 13:00 und 13:30 Uhr der Fall sein. NASA-TV überträgt ab 12 Uhr live.
Die Ursache für das Versagen der Treibstoffsensoren ist nach wie vor unklar. Die NASA-Ingenieure hoffen vor dem Hintergrund früherer Erfahrungen mit diesen Sensoren, dass sie bei der nächsten Füllung des externen Tanks wie vorgesehen funktionieren.
[UPDATE 07.12.:] Nach intensiven, mehrstündigen Beratungen haben sich die Missionsmanager der NASA gestern abend für eine mindestens 48-stündige Startverschiebung ausgesprochen. Der frühestmögliche Starttermin von Atlantis mit dem europäischen Weltraumlabor Columbus an Bord verschiebt sich somit auf den morgigen Samstag um 21.43 Uhr (MEZ).
In der Zwischenzeit werden NASA-Ingenieure darüber beraten, ob ein Start der Raumfähre mit nur zwei funktionierenden „ECO-Sensoren“ (von insgesamt vier vorhandenen) vertretbar ist. Aufgrund der gestern erfolgten Tests und Untersuchungen wird der Fehler derzeit irgendwo zwischen einer in Nähe der Shuttle-Haupttriebwerke untergebrachten Sensor-Steuerungselektronik und den Sensoren im externen Shuttle-Tank vermutet. Im Rahmen des kurzen, am 13. Dezember endenden Startfensters ist eine aufwendige Reparatur beziehungsweise ein Austausch der vermutlich defekten Komponenten beziehungsweise der Verkabelung nicht möglich.
Die Wetteraussichten für den morgigen Starttermin haben sich gegenüber dem ursprünglichen Starttag geringfügig verschlechtert: mit einer 40-prozentigen Wahrscheinlichkeit rechnet das meteorologische Team zur anvisierten Startzeit mit Wetterbedingungen, die einen Start verhindern würden.
Eine Startverschiebung ist bei Shuttle-Flügen nichts Ungewöhnliches. Zu viele Faktoren sind für einen erfolgreichen Start erforderlich. Aber diesmal sah es wirklich sehr gut aus: perfektes Wetter und keinerlei ernsthafte Probleme während der Startvorbereitungen in den vergangenen Wochen. Und dann kam, was offensichtlich kommen musste: beim Betanken des Raumschiffes reagierten die Sensoren für die Tankfüllung falsch.
Insgesamt zwölf Sensoren ermitteln den Füllstand des Tanks. Vereinfacht ausgedrückt ist das so etwas wie die Tankanzeige im Auto. Die unteren vier werden ECO-Sensoren genannt – von „Engine Cut Off“. Denn normalerweise wird der Tank gar nicht so weit leer geflogen. Das ist quasi die unterste Reservemarke. Wird sie unterschritten, müssen die Haupttriebwerke der Raumfähre abgeschaltet werden. Sie könnten sonst explodieren.
Derartige Abschaltungen der Haupttriebwerke sind bisher zweimal vorgekommen. 1985 mussten die beiden verbleibenden Triebwerke nach der Abschaltung eines vermeintlich überhitzten Haupttriebwerkes so lange wie möglich arbeiten, damit STS 51F eine möglichst große Bahnhöhe erreichen konnte. Deshalb blieben sie aktiviert, bis die ECO-Sensoren „trocken“ meldeten. Bei STS-93 war der Treibstoffverbrauch aufgrund eines Lecks höher, so dass auch hier erst abgeschaltet wurde, als die Sensoren niedrige Füllstände meldeten. Auch heute möchte man natürlich kein Risiko eingehen. Deshalb müssen wenigstens drei der vier ECO-Sensoren zuverlässig funktionieren.
Und genau das taten sie nicht: zwei der Sensoren lieferten falsche Messwerte. Dadurch wurde ein Start unmöglich und musste verschoben werden.
Gegen 16:30 Uhr gab es eine erste kurze Presseinformation seitens der NASA. Demnach wird das Problem zur Zeit analysiert. Seit 18:00 Uhr deutscher Zeit diskutieren die Techniker, gegen 20:00 Uhr wird dann mit der Missionsleitung das weitere Vorgehen abgestimmt. Frühestens um 22:00 Uhr soll die Öffentlichkeit in einer Pressekonferenz informiert werden.
Prinzipiell ist eine Startverschiebung auf Freitag, den 7. Dezember möglich. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass das eigentliche Problem mit den ECO-Sensoren rechtzeitig behoben werden kann. Sollte eine Reparatur notwendig werden, ist eine Verschiebung um mehrere Tage realistisch. In Anbetracht des kurzen Startfensters von nur sieben Tagen wäre im schlimmsten Fall eine Verschiebung bis Anfang Januar 2008 erforderlich. Dies würde vermutlich die gesamte weitere
Startplanung der Space Shuttles über den Haufen werfen.
Auch bei der ESA wird man wenig begeistert von der Startverschiebung sein: so muss nun auch das europäische Weltraumlabor Columbus weiter auf seine Reise zur internationalen Raumstation warten.