Atlantis: Fehlersuche beginnt

Nach der Startverschiebung der Raumfähre Atlantis auf Januar 2008 liegt nun ein Plan zur Fehlersuche vor. Entgegen ersten Gerüchten möchte die NASA das Grundproblem beheben und nicht lediglich umgehen. Das sagte gestern NASA-Manager Wayne Hale, der für das Space-Shuttle-Programm verantworlich zeichnet.

Ein Beitrag von rainergerhards. Quelle: NASA.

NASA TV
Shuttle-Verantwortlicher Wayne Hale
(Bild: NASA TV)

Gleich mehrfach wiederholte Hale es:Unser Hauptziel besteht darin, … die Funktion unseres Systems wieder herzustellen. Erst wenn das nicht gelingt, werden wir über andere Maßnahmen nachdenken“. Auch hartnäckiges Fragen half nichts: Hale verwies die Möglichkeit geänderter Startprozeduren in den Bereich der Spekulation. Man darf aber wohl dennoch vermuten, dass an Verfahren gearbeitet wird, die einen Start des Shuttle auch ohne funktionsfähige ECO-Sensoren ermöglichen. Denn sonst hätte man, sollte sich der Fehler nicht finden lassen, zu viel wertvolle Zeit verloren. Ganz offensichtlich genießen diese Planungen jedoch keine Priorität.

Das ist auch gut so. Denn schließlich erfüllen die ECO-Sensoren eine wichtige Aufgabe: Sie verhindern die Explosion der Raumfähre, sollte der Treibstoff vollständig aufgebraucht werden. Im Normalbetrieb wird der Tank allerdings nie komplett leer geflogen. Damit dies geschieht, sind weitere Fehler notwendig, z.B. ein Leck in einer Treibstoffleitung. Die ECO-Sensoren werden somit nur im Ausnahmefall benötigt. Dieser sei bisher niemals vorgenommen, so die NASA. Dennoch möchte man natürlich das Risiko minimieren.
NASA beginnt nun eine Fehlersuche im großen Stil: es wird sowohl am „lebenden Objekt“ getestet als auch im Labor. Nachdem der gleiche Sensor sowohl am Donnerstag als auch am Sonntag falsch arbeitete, hofft man darauf, dieses Verhalten reproduzieren zu können. Momentan geht man von einem Fehler in den Steckverbindungen oder der Verkabelung aus. Die Atlantis wird mit zustäzlichen Messgeräten beschickt. Für kommenden Dienstag ist ein Betankungstest geplant. Tritt der Sensorfehler wieder auf, kann man anhand der neuen Geräte hoffentlich erkennen, in welchem Bereich der zirka 30 Meter langen Verbindung zwischen Raumschiff und Sensor das Problem zu suchen ist.

Weitere Tests werden an dem für die STS-123-Mission vorgesehenen Tank sowie einem, der sich noch im Werk befindet, vorgenommen. Speziell letzterer ist wohl recht vielversprechend: auf diesen Tank ist der Isolierschaum noch nicht aufgebracht, die gesamte Kabelführung daher noch problemlos zugänglich. Details zu den Tests wurden nicht genannt.

NASA
ECO-Sensoren im Komponententest
(Bild: NASA)

Schließlich werden noch Labortests durchgeführt. Die Sensor-Fehler treten nur nach Betankung mit flüssigem Wasserstoff auf. Dabei sinken die Temperaturen dramatisch ab, sie betragen unter -253 Grad Celsius. Bereits in der Vergangenheit wurden die einzelnen Systemkomponenten bei diesen Temperaturen getestetet, dabei trat jedoch kein Fehler auf. Nun wird der Test auf das Gesamtsystem ausgedehnt. Wesentliche Teile des Systems werden im Labor aufgebaut und dann detailliert analysiert.

Für Atlantis peilt man weiterhin Anfang Januar 2008 als neuen Starttermin an. Bis zum zweiten Januar werde man es wohl kaum schaffen, so Hale, man sei aber guter Dinge, kurz danach starten zu können. Gelingt ein Start innerhalb dieses Zeitfensters, so ergeben sich keine Auswirkungen auf die weiteren Shuttle-Flüge. STS-123 könnte dann wie geplant am 14. Februar 2008 zur ISS aufbrechen. Das Zeitfenster ist aber offensichtlich knapp. Verschiebt sich der Atlantis-Start weiter nach hinten, wird die NASA wohl ihre gesamte Flugplanung überdenken müssen.
Weitere Informationen sind erst nach Abschluss des Betankungstest und seiner Analyse zu erwarten. Das wird wohl kaum vor Mitte/Ende nächster Woche der Fall sein.

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