Was macht man nach Möglichkeit als Raumfahrtfan am 12. April? Richtig, man besucht eine Raumfahrtveranstaltung, und zwar war es dieses Jahr die gemeinsame deutsch-russische Ausstellung der Weltraum-Philatelie „Astrophil 2013“ in Berlin, die sich über das ganze Wochenende hinzog.
Ein Beitrag von Kirsten Müller.
Gastgeber mit seinen Räumlichkeiten war das Russische Haus der Kultur und Wissenschaft, organisiert haben es innerhalb von nur vier Monaten in hervorragender Zusammenarbeit sechs Personen von verschiedenen internationalen, nationalen und örtlichen Briefmarkensammlervereinen, die im Vorfeld der Ausstellung nicht einmal alle vor Ort in Berlin waren.
Das Thema der Veranstaltung war das 35-jährige Jubiläum des ersten Raumflugs eines Deutschen, Sigmund Jähn, und der 50. Jahrestag der ersten Frau im Weltraum, Valentina Tereschkowa. Ausgestellt waren aus ganz Europa fast 50 Sammlungen von Briefmarken, signierten Umschlägen und anderen Erinnerungsstücken mit raumfahrtbezogenen Themen.
Dabei waren sehr viele und auch sehr teure im Weltraum geflogene Umschläge, viele Original-Unterschriften von Astronauten und Kosmonauten, darunter wertvolle Autogramme von Juri Gagarin, der Apollo-11-Crew und der Mannschaft des verunglückten Space Shuttle Challenger (STS-51L). Auch waren Original-Zeitungsausschnitte und unbekannte Fotos zu historischen Raumfahrtereignissen dabei.
Anwesend waren Sammler aus 10 Nationen, die sich trafen zur Besichtigung der Ausstellung, zum Tausch und einfach, um Sammelfreunde wiederzusehen. Ehrengäste waren Sigmund Jähn (Sojus 29/31), der zusammen mit Waleri Bykowsky 1978 als erster Deutscher im Weltraum war, und sein Kosmonautenkollege Wladimir Wasiljewitsch Kowaljonok (Sojus 25, Sojus 31/29 und Sojus-T 4), der zusammen mit Alexander Iwantschenkow auf der Raumstation Jähn und Bykowsky willkommen hieß.
Beide gaben am Samstag nachmittag Interessantes zu Raumfahrtthemen preis. Sigmund Jähn hielt in seiner gewohnt bescheidenen Art einen Vortrag über seine Ausbildung und seinen Flug mit vielen Anekdoten, wobei er auch das Thema Astrophilatelie nicht zu kurz kommen ließ.
Kowaljonok als Rentner konnte seiner Privatmeinung über das eine oder andere freien Lauf lassen, was er dann auch tat. So sei der Grund, dass Russland so wenige Frauen im Weltraum gehabt habe, ganz einfach, dass der Weltraum nichts für Frauen sei und dass die amerikanischen Frauen für bestimmte Aufgaben während des Raumfluges ausgebildet, aber nicht für Langzeitmissionen geeignet seien. Auch mit der Rolle Russlands im ISS-Programm war er nicht zufrieden: Russland sei nur der Taxifahrer, Instandhalter und Hausmeister der ISS und die Experimente kämen von den anderen; es sei also besser, wenn Russland im Alleingang mit der Raumfahrt weitermache. Die Möglichkeit zum Marsflug bestehe. Außerdem solle Russland Baikonur aufgebenund sich auf den neue Startkomplex Wostotschny konzentrieren, der gerade im Aufbau ist.
Sigmund Jähn wusste seinen Kollegen dann aber zu beschwichtigen und dessen Worte zu relativieren.
Am Sonntag gab es zwei Vorträge von führenden Astrophilatielie-Experten. Igor Rodin aus Moskau, Präsident der FIP-Sektion Astrophilatelie, beleuchtete sehr interessant die Geschichte und Entwicklung der sowjetischen und russischen Kosmischen Post. Hier ging es um Briefe, die bei verschiedenen Raumfahrtprogrammen an Kosmonauten in den Raumstationen geschickt und mit Bordstempel versehen worden waren.
Danach erzählte Walter Hopfenwieser aus Salzburg, Spezialist für Raketenpost und Kosmische Post, über Raketenstarts 1935 am Scharmützelsee mit Post an Bord, über die bis heute spekuliert wird, ob diese tatsächlich stattgefunden haben.
Insgesamt war es eine gelungene, abwechslungsreiche und hervorragend organisierte Veranstaltung, bei der man viele alte Bekannte aus dem Hobby getroffen und neue Leute kennengelernt hat. Schade war nur, dass – wie bei den meisten Raumfahrtveranstaltungen – das Durchschnittsalter der Teilnehmer wieder relativ hoch war und wenig junge Leute daran teilgenommen haben. Nächstes Mal komme ich gerne wieder – die Philatelieverbände denken darüber nach, in etwa fünf Jahren woanders in Europa etwas zu veranstalten.
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