Der europäische Kommunikationssatellitenbetreiber SES gab bekannt, dass sein Satellit Astra 2E zum 1. Februar 2014 den kommerziellen Einsatz an der vorgesehenen Position aufnimmt.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Astrium, Chrunitschew, ILS, Karl-Heinz Krebs, SES, David Sullivan. Vertont von Peter Rittinger.
Astra 2E war am 29. September 2013 von Baikonur in Kasachstan aus unter der Ägide des Startanbieters International Launch Services (ILS) auf einer Proton-M-Rakete von Chrunitschew in den Weltraum transportiert und nach neun Stunden und 12 Minuten Flugzeit am 30. September 2013 von einer Breeze-M-Oberstufe in einem Transferorbit ausgesetzt worden.
Die erreichte Bahn wies laut Chrunitschew nach Kalkulationen ein Perigäum, also einen der Erde nächsten Bahnpunkt, von 4.152,70 Kilometern und ein Apogäum, den der Erde fernsten Bahnpunkt, von 35.760,75 Kilometern auf. Die Neigung der Bahn gegen den Erdäquator betrug etwa 23 Grad.
Mit seinen eigenen Triebwerken bewältigte Astra 2E anschließend den Abbau der Restinklination und die Zirkularisierung seiner Bahn um die Erde. Für die dann anstehende Inbetriebnahmephase nahm der dreiachsstabilisierte Satellit eine Position bei 43,5 Grad Ost im Geostationären Orbit ein.
Im Geostationären Orbit wurde der beim Start laut ILS rund 6.020 Kilogramm schwere, von EADS Astrium im französischen Toulouse gebaute und auf dem Eurostar-3000-Bus basierende Satellit in der Folge umfangreichen Inbetrieb- und Abnahmetests unterzogen. Nach deren erfolgreichen Abschluss versetzte man den Satelliten in Drift nach Westen.
Am 12. Januar 2014 befand sich Astra 2E noch im Bereich bei 43,5 Grad Ost im Geostationären Orbit, am 19. Januar wurde er bei 38,5 Grad Ost beobachtet, am 25. Januar bei 33,4 Grad Ost. Am 31. Januar befand sich der Satellit im Bereich bei 29 Grad Ost, sein Ziel ist eine Position im Bereich von 28,2 und 28,5 Grad Ost, wo SES ihn in Kolokation mit Astra 2A, Astra 2F und Astra 1N einsetzen wird.
Mit den 60 Ku-Band-Transpondern von Astra 2E adressiert SES Gebiete in Europa und dem Mittleren Osten. Mit ihrer Hilfe will man unter anderem speziell das Geschäft mit direkt ausgestrahlten Fernsehprogrammen für Großbritannien und Irland ausbauen, und sicherstellen, dass zahlreiche bisher europaweit von Astra 1N ausgestrahlte Programme britischer Anbieter über einen auf die britischen Inseln fokussierten Spotbeam von Astra 2E nur noch da empfangen werden können, wo es keine konkurrierenden Bezahlangebote gleichen Inhalts gibt.
Produktionen der britischen Rundfunk- und Fernsehanstalt BBC beispielsweise, die SES vom Bereich von 28,2 und 28,5 Grad Ost sendet, werden künftig in Deutschland, Österreich und der Schweiz nur noch schwer oder gar nicht mehr zu empfangen sein. Interessierte müsste gegebenenfalls auf die Aufstellung sehr grosser Antennen mit einem Schüsseldurchmesser im Bereich von 1,8 Metern zurückgreifen.
Von BBC, BSkyB, Channel4 und ITV ist bekannt, dass sie mit ihren Programmen auf deutlich enger ausgelegte Ausleuchtzonen via Astra 2E wechseln möchten. Für Empfänger in Großbritannien und Irland hat die Veränderung vermutlich den Vorteil einer höheren Signalstärke.
Wenn alle bisher über Astra 1N abgewickelten Ausstrahlungen und Dienste auf anderen Satelliten wie Astra 2E etabliert sind, wird SES den seit 2011 um die Erde kreisenden Astra 1N möglicherweise nach 19,2 Grad Ost im Geostationären Orbit verlegen. Dort musste Astra 1H, seit 1999 im All, wegen Problemen mit der Stromversorgung aus dem Betrieb genommen werden, den 2001 gestarteten Astra 2C verwendet man als Ersatz für 1H. Ob Astra 1N aber tatsächlich bei 19,2 Grad Ost genutzt werden wird, ist offen, zumal Astra 1H, der angeblich schon auf dem Weg in einen Friedhofsorbit war, zur Zeit bei 19,6 Grad Ost steht.
Die Kommunikationsnutzlast von Astra 2E besitzt neben den 60 Ku-Band-Transpondern auch 4 Ka-Band-Transponder, welche die Versorgung Europas mit Breitbanddiensten erlauben. Mit ihnen will SES Astra 2E unter anderem nutzen, um Kunden via ASTRA2Connect Zugriff das Internet zu ermöglichen. Als Downlink-Datenrate für Endkunden in Deutschland nennt SES bis 20 Mbit/s.
Mindestens 15 Jahre lang soll sich der neue Satellit kommerziell nutzen lassen. Die projektierte maximale Leistungsabgabe der beiden Solarzellenausleger von Astra 2E beträgt am Ende der Auslegungsbetriebsdauer noch 13 Kilowatt. Die Ausleger geben dem Satelliten eine Spannweite von rund 40 Metern.
Astra 2E ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 39.285 und als COSPAR-Objekt 2013-056A.
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