Entdeckt man einen erdähnlichen Planeten, so gibt es dort mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Asteroiden. Jetzt haben Astronomen Anzeichen für einen Asteroidengürtel um einen Stern gefunden, der unserer Sonne sehr ähnlich ist. Gibt’s dort also auch einen Planeten?
Ein Beitrag von Julian Schlund. Quelle: space.com.
Zwar ist die Entdeckung eines Asteroidengürtels um einen anderen Stern nichts Ungewöhnliches. Wie am Mittwoch bekannt wurde, kommt der neue Fund unserem Sonnensystem jedoch erstaunlich nahe.
„Asteroiden sind übrig gebliebene Bausteine für felsige Planeten wie unsere Erde“, erklärt Charles Beichman vom California Institute of Technology in Pasadena, dessen Artikel demnächst im Astrophysical Journal erscheint. Die kosmischen Brocken sind also nicht groß genug geworden, um den Planetenstatus zu erreichen. Allerdings führen erst die Produkte von unzähligen Kollisionen dieser anfänglich kleinen Zahl an Asteroiden zur Bildung eines riesigen Asteroidengürtels. So herrschten auch in unserem Sonnensystem einmal weitaus turbulentere Verhältnisse mit vielen Einschlägen und Zusammenstößen.
Genau in dieser Tatsache liegt der Schlüssel für eine solche Entdeckung: Durch die Kollisionen der Asteroiden entsteht sehr viel Staub, und nur den kann man mit den heutigen Möglichkeiten nachweisen. Das Team um Beichman konnte mit dem
Spitzer Space Telescope der NASA und dessen empfindlichen Infrarot-Instrumenten eben diese staubigen Relikte ausmachen, und somit indirekt auf einen Asteroidengürtel schließen. Bei dem Objekt handelt es sich um den Stern mit der Bezeichnung HD69830 im Sternbild Puppis, 41 Lichtjahre von uns entfernt. Er war übrigens der einzige Erfolg unter den insgesamt 85 untersuchten Sternen. Der HD69830-Asteroidengürtel birgt große Mengen an Staub, andernfalls hätte Spitzer ihn gar nicht enttarnen können. Folglich muss es auch mehr Asteroiden und somit größere und häufigere Kollisionen geben, die diesen Staub verursachen. In dem Sonnensystem ist ein gewaltiger Einschlag, der alles Leben auslöschen würde, hunderttausendmal wahrscheinlicher als bei uns auf der Erde, wo die Saurier einem solchen vor rund 65 Millionen Jahren zum Opfer fielen.
Ähnlichkeit mit unserem Sonnensystem
HD69830 unterscheidet sich nur geringfügig von unserem Sonnensystem.
Unser Asteroidengürtel liegt zwischen Mars und Jupiter. Der entdeckte Gürtel befindet sich dagegen in einer Region, die in etwa der des Erdorbits entspricht, vielleicht sogar nur halb so weit, vom Stern entfernt.
Die Forscher schätzen, dass der HD69830-Asteroidengürtel 25 Mal mehr Masse besitzt als sein Pendant im Sonnensystem. Wenn dort ein Planet existiert, hätte man einen traumhaften Anblick vor Augen: Der Nachthimmel würde geschmückt sein von einem Band aus Licht, ähnlich dem auf der Erde bekannten, so genannten Zodiakallicht, „nur“ tausend Mal heller. Dabei wird der Asteroidengürtel durch die Reflexion des Sonnenlichts erleuchtet.
Planet ja oder nein?
Bei uns beeinflusst der riesige Gasplanet Jupiter das äußere Ende des Asteroidengürtels. Die Wissenschaftler vermuten, dass auch dort ein Planet von der Größe Saturns oder kleiner im Spiel sein könne. Ausfindig gemacht werden kann er aufgrund dessen Maße mit der heutigen Technologie nicht.
„Asteroiden verkörpern die Bausteine felsiger Planeten wie unserer Erde, die wir nicht direkt nachweisen können“, erklärt Beichman, „aber wir sind so weit, dass wir ihre staubigen Fossile studieren können.“
Die ungünstige Tatsache, dass der Asteroidengürtel ungefähr auf einer Ebene mit der Erde liegen würde, wird durch die geringe Energie des Sterns ausgeglichen. Die bewohnbare Zone ist demnach im Vergleich zu unserem Sonnensystem näher zum Stern verschoben.
Jonathan Lunine, ein Wissenschaftler von der University of Arizona brachte jedoch das Gegenargument, dass nicht mehr genug Platz für einen Planeten zwischen Sonne und Asteroidengürtel existieren würde. Wenn der Abstand des Gürtels zum Stern allerdings nur halb so groß wäre, was – wie oben erwähnt – aufgrund der nicht exakt bestimmbaren Entfernung keineswegs ausgeschlossen ist, so bestünde die Möglichkeit, dass sich ein felsiger Planet daraus geformt hat, der sogar Wasser bergen könnte.
Weiterhin gibt es eine „Superkomet“-Theorie, die besagt, dass der Staub auf einen Kometen von der Größe des Pluto zurückgeht, den es auf eine enge Umlaufbahn um den Stern verschlagen hat. „Diese ‚Superkomet‘-Theorie ist ziemlich unwahrscheinlich“, so Beichman. „Weitere Beobachtungen sollten die Frage nach der Herkunft des warmen Staubs schon bald klären“, ist der Astronom überzeugt, schließlich sind bereits weitere Beobachtungen geplant.