Vom 17. bis zum 21. September 2007 fand im schottischen Edinburgh der 20. Kongress der Association of Space Explorers (ASE) statt. Raumfahrer.net war dabei.
Ein Beitrag von Kirsten Müller.
Der ASE wurde 1985 als Non-profit-Vereinigung all jener, die jemals im Weltraum waren, gegründet, und trifft sich seither fast jedes Jahr an einem anderen Ort. Insgesamt sind etwa 300 Astro- und Kosmonauten aus 30 Ländern Mitglied. 75 davon aus 15 Ländern nahmen am diesjährigen Kongress in Edinburgh teil.
Die Flugerfahrung der anwesenden Astronauten und Kosmonauten umspannte Apollo (Walter Cunningham, Rusty Schweickart, Vance Brand), Woschod (Alexei Leonov) bis zur ISS (Yuri Usachyov, James Voss, Pavel Vinogradov) und zu aktuellen Shuttle-Flügen (Nicholas Patrick, STS-116). Vorwiegend waren von amerikanischer Seite ehemalige Astronauten aus der frühen Shuttle-Ära anwesend, während die russischen und internationalen Kosmonauten grösstenteils an Salyut- und MIR-Flügen teilgenommen hatten.
17. September
Mit seinem Motto „50 Years in Space – Launching into the Future” umfasste der Kongress sowohl die bisherigen Ereignisse in der Raumfahrt als auch die zukünftig geplanten Aktivitäten. Am ersten Tag wurden zwei technische Vorträge gehalten: eine Präsentation von Georgi Grechko (Soyuz 17, Soyuz 26, Soyuz T-14) über die verschiedenen Typen russischer Raketen, die schliesslich zu Sputnik führten, und ein Vortrag von US-Astronaut Carl Walz (STS-51, STS-65, STS-79, STS-108, ISS-4) über das Human Research Program der NASA. Dieses Programm hat sich zum Ziel gesetzt, die Risiken für Astronauten während Raumflügen zu erforschen und zu reduzieren. Teilnehmer sind die NASA-Zentren Ames Research Center in Moffett Field, Kalifornien, Johnson Space Center in Houston, Texas, Glenn Research Center in Cleveland, Ohio, Langley Research Center in Hampton, Virginia, Kennedy Space Center in Florida sowie das NASA-Hauptquartier in Washington, bei Langzeitmissionen unterstützt durch Zvedzny Gorodok („Sternenstädtchen“) in Russland und Baikonur in Kasachstan. Es werden unter anderem die Einflüsse kosmischer Strahlung auf die Astronauten und die physische und psychische Gesundheit während längeren Weltruamaufenthalten erforscht.
18. September
Die Aktivitäten des Kongresses beschränkten sich nicht nur auf Edinburgh. Am 18. September wurden bei einer Veranstaltung in der Strathclyde-Universität in Glasgow die internationalen Raumfahrtprogramme präsentiert. Der kanadische CSA-Astronaut Chris Hadfield (STS-74, STS-100) beschrieb den momentanen Status der Internationalen Raumstation. Innerhalb der kommenden neun Monate werden bei der ISS verschiedene neue Laboratorien angebaut. Die NASA plant, 2010 das Shuttle-Programm zu beenden. Der geplante Nachfolger ist das Constellation-Programm (Raumfahrer.net berichtete), mit dem man sowohl die ISS anfliegen als auch längerfristig Mond- und Marsmissionen durchführen kann. Die Russen sind unterdessen dabei, die Soyuz-Kapsel weiter zu modifizieren. Das erste neue Modell, 701, soll 2008 zum ersten Mal gestartet werden. Im Frühjahr 2009 wird die ISS wahrscheinlich so viel Elektrizität produzieren, dass ihre Besetzung von drei auf sechs Personen erhöht werden kann.
Die japanische JAXA-Astronautin Chiaki Mukai (STS-65, STS-95) hielt anschliessend einen Vortrag über die japanischen Beiträge zur ISS. Japan möchte die ISS nutzen für wissenschaftliche Experimente und als Mittel, die Jugend für Wissenschaft zu interessieren. Es steuert zur Raumstation das Japanese Experiment Module (JEM) / KIBO und das HTV (H II Transfer Vehicle) bei. Ausserdem trainiert es momentan acht JAXA-Astronauten sowie Bodenpersonal. Das Training dieser Astronauten findet in Houston, Star City sowie im japanischen Trainingszentrum Tsukuba statt. Als nächste japanische Astronauten werden Takao Doi an STS-123 und Akihiko Hoshide an STS-124 teilnehmen. Der erste Japaner, der an einer ISS-Langzeitmission teilnehmen wird, ist Koichi Wakata, geplantes Mitglied der Besatzung von Expedition 18.
Es wird drei Shuttle-Flüge kosten, das KIBO-Module bei der ISS anzubauen. Das H II Transfer Vehicle ist ein unbemannter Frachttransporter, der voraussichtlich mit einer japanischen Trägerrakete von einem Startplatz in Japan gestartet wird.
Reinhold Ewald (ESA) (Soyuz TM-25) beschrieb die europäischen Aktivitäten auf der ISS. Während Thomas Reiters Astrolab-Mission hat der Austausch der Expedition 13-Besatzung gegen die Expedition 14-Besatzung stattgefunden. Für Expedition 14 war, wie Ewald erzählte, Reiter der Erfahrenere, den sie immer fragen konnten, wie alles funktioniert. Der nächste Raumflug mit europäischer Beteiligung wird Ende Oktober 2007 die Mission STS-120 mit Paolo Nespoli sein, bei der das in Italien gebaute Modul Node 2 zur ISS gebracht und dort angebaut wird. Danach wird bei STS-122 im Dezember das Columbus-Modul an die ISS installiert werden. An Bord werden der deutsche ESA-Astronaut Hans Schlegel sowie der Franzose Leopold Eyharts sein, der den Amerikaner Daniel Tani als Langzeitastronauten ersetzen wird. Eyharts’ Mission, der zweite Langzeitaufenthalt eines Europäers auf der ISS, wird den Namen E1 haben, als erste Mission nach der Installation von Columbus. Betreut wird Columbus vom Columbus Control Center in Oberpfaffenhofen, Deutschland. Als weiteren europäischen ISS-Beitrag erwähnte Ewald das ATV (Automatic Transfer Vehicle). Ausserdem zeigte er am Ende der Veranstaltung eine 3D-Führung von Thomas Reiter durch die ISS.
Chris Hadfield aus Kanada hielt danach eine Präsentation über die kanadische Weltraumagentur CSA, welche 635 Mitarbeiter beschäftigt und ihren Hauptsitz in Montreal hat. Alle kanadischen Astronauten bisher haben an Space Shuttle-Flügen teilgenommen. Im kommenden Jahr wird es eine neue Selektionsrunde für kanadische Astronauten geben.
Abgeschlossen wurde der Tag durch eine Podiumsdiskussion mit Jeffrey Hoffman (STS-51D, STS-35, STS-46, STS-61, STS-75), Oleg Atkov (Soyuz T-10), Jan Davis (STS-47, STS-60, STS-85), Chris Hadfield und Nicholas Patrick (STS-116) und einer Abordnung der Universität Strathclyde, in der sie Fragen von Studenten aus dem Publikum und von Live-Internetübertragungen stellten. Es wurden unter anderem künstliche Intelligenz, Nuklearantrieb für Raketen, kosmische Strahlung sowie Leben ausserhalb der Erde angesprochen.
19. September
Tagsüber besuchten die 75 Raumfahrer Schulen in ganz Schottland, um den Schülern ihre Weltraumergebnisse näherzubringen. Abends fand in Edinburgh eine Reihe öffentlicher Vorträge über die Veränderungen des Planeten Erde, wie man sie innerhalb der letzten Jahrzehnte vom Weltraum aus beobachten konnte, statt. Kosmonaut Viktor Savinykh ((Soyuz T-4, Soyuz T-13, Soyuz TM-5) betonte zuallererst, wie viele Raumfahrtereignisse sich 2007 jähren: vor 150 Jahren wurde Konstantin Tsiolkovski geboren, der vielen als Vater der Raketenwissenschaft gilt, vor 100 Jahren war die Geburt des sowjetischen Chefkonstrukteurs Sergej Korolev und vor 50 Jahren hatte der Start des ersten Erdsatelliten Sputnik 1 stattgefunden. Hauptthema von Savinykhs Vortrag war jedoch die Zunahme natürlicher und anthropogener Naturkatastrophen in den letzten 30 Jahren. So sind zum Beispiel innerhalb der letzten 20 Jahre 20% aller Korallenriffe verschwunden. Aus dem Weltraum lassen sich über die Jahre hinaus Veränderungen an den Landschaften beobachten. So wurden Satellitenbilder von einigen Hurricans und von der Tsunami-Katastrophe 2004 gezeigt. Auch die Austrocknung des Aralsees zwischen 1975 und 2007 wurde anhand einer Fotoreihe eindrucksvoll illustriert, ebenso wie die Ausbrüche des Ätna 2002 und des Karymsky-Vulkans in Kamtschatka, Sibirien. Fortgesetzt wurde dieses Thema von US-Astronaut Jay Apt (STS-37, STS-47, STS-59, STS-79). Unter anderem zeigte er Weltraumbilder von der Verringerung des Waldes in Madagaskar, vom Smog in Norditalien, der – nach Los Angeles – der zweitstärkste Smog der Welt ist, von den Waldbränden im Amazonasgebiet und von zwei Asteroideneinschlägen in Kanada. Anschliessend zeigte Kosmonaut Sergey Avdeev (Soyuz TM-15, Soyuz TM-22, Soyuz TM-29) einen Film von der MIR-Raumstation, wo die Veränderungen an Meeresküsten beobachtet wurden. Abgeschlossen wurde der Abend mit einer Frage- und Antwortrunde mit den drei Raumfahrern.
20. September
Das Programm am 20. September fand in der Universität in Edinburgh statt, war öffentlich zugänglich und beschäftigte sich mit der Zukunft der verschiedenen Weltraumprogramme. Pavel Vinogradov (Soyuz TM-26, Soyuz TMA-8, ISS-13) stellte die vorläufigen Ausbaupläne für die ISS vor. Zwischen Mai 2008 und Januar 2009 ist geplant, mit 3 Leuten an Bord zu arbeiten. Vom April bis zum November 2009 wird die Raumstation genug „Wohnraum“ bekommen, um ab dann eine Bewohnung durch 6 Personen zu ermöglichen. Die Anzahl der möglichen Andockstellen wird dann von 3 auf 4 erhöht sein. Auch findet heutzutage 1 Stunde am Tag lang Kommunikation zwischen der Raumstation und der Erde statt. Es ist geplant, dies in Zukunft 24 h täglich zu ermöglichen. Auch soll ein neues Training stattfinden, so dass Mannschaftsmitglieder für unterschiedliche Aufgaben trainiert werden können. Jim Voss (STS-44, STS-53, STS-69, STS-101, STS-102, ISS-2) beschäftigte sich anschliessend mit Sinn und Zweck von Kommerzialisierung der Raumfahrt. Dies wurde erstmalig 2004 im „Vision for Space Exploration“- Programm und später 2005 im NASA Authorization Act festgelegt, ausserdem haben die folgenden Märkte hierfür Bedarf angemeldet: NASA- Crew- und Frachttransporte, die amerikanische nationale Sicherheit, Weltraumtourismus und industrielle Anwendungen. Vor allem die Frachttransporte sind ein wichtiger Punkt, wird doch dort nach einem Ersatz für den Shuttle gesucht, der über das ATV, das HTV und das russische Progress-Fahrzeug hinausgeht. Es ist bereits ein Budget von 500 Millionen US-Dollar bereitgestellt worden für das Programm COTS zur Demonstration kommerzieller Weltraumtransportmöglichkeiten. Zwanzig Betriebe haben 21 Vorschläge für dieses Programm eingereicht. Die beiden, die durch COTS bezuschusst werden, sind Rocketplane Kistler / X-Prize Foundation in Oklahoma City und Space Exploration Technologies (SpaceX) in Kalifornien.
US-Astronaut Dave Leestma (STS-41G, STS-28, STS-45) stellte danach das Constellation-Programm dem Publikum vor, das neben den anderen Raumfahrern vorwiegend aus Studierenden und Professoren der Universität sowie allgemein Interessierten bestand. Anders als Apollo kann Constellation überall auf dem Mond landen. Als möglicher Standort für eine bemannte Mondstation wird der Südpol des Mondes ins Auge gefasst.
Anschliessend hielt Reinhold Ewald einen Vortrag über die Zukunftspläne der ESA, wobei er sich diesmal auf die unbemannten Aktivitäten konzentrierte. Unter anderem passierten Cassini-Huygens, Gaia, Bepi Colombo und das James Webb Space Telescope die Revue, Auch wurde kurz auf die zukünftig geplanten Programme LISA Pathfinder, Herschel und Planck eingegangen.
Die darauf folgende Diskussions- und Frage-Antwortrunde schnitt unter anderem das Thema der wiederverwendbaren Raumtransporter an. Pavel Vinogradov wusste zu berichten, dass die Russen zwar keine Erfahrung mit der Wiederverwendung der Soyuz-Kapsel haben, jedoch manchmal Teile der Steuerungseinrichtungen und der Geräte, mit denen die Gesundheit der Kosmonauten überwacht wird, mehrmals benutzen. Eine Wiederverwendung der gesamten Soyuz-Kapsel ist nie in Erwägung gezogen worden, wegen der hohen Instandhaltungskosten. Bei 10-15 Starts im Jahr wäre das rentabel, jedoch nicht bei 3-4 Starts jährlich.
Der zweite Teil der Vortragsreihe beinhaltete Vorträge zu den Themen Crewsicherheit, Pflanzen züchten im Weltraum sowie Erde und Umwelt aus der Weltraumperspektive. Professor Jose Torero vom Institut für Brandsicherheit der Universität Edinburgh zeigte die Unterschiede zwischen Brandsicherheit in einem Gebäude auf der Erde und in der Internationalen Raumstation auf. Auf der Erde lässt sich Brandsicherheit durch Alarmanlagen, Notausgänge, Termoprotektion, Sprinkleranlagen und schliesslich durch die Feuerwehr gewährleisten, während man im Falle eines Feuers auf einer Raumstation keine Hilfe bekommt und nicht weiss, wohin man fliehen kann. Probleme sind hier, dass sich der Rauch nicht schnell bemerken lässt, weil es ja im Weltraum keine Gewichtsunterschiede zwischen den verschiedenen Luftschichten gibt. Auch wirken Feuerlöschmittel, die das Feuer ersticken, wie Wasser oder Kohlendioxid, im Weltraum nicht. Reinhold Ewald berichtete kurz über die Erfahrungen, die er bei dem Feuer während seines MIR-Aufenthaltes machte. Im Training werden den Astronauten folgende Massnahmen im Falle eines Feuers beigebracht: bei kleinen Feuern ist alle Elektrizität auszuschalten, bei grösseren sind die Feuerlöscher zu betätigen. Atmen ist genauso wichtig wie das Feuer in den Griff zu kriegen, deshalb sollen erst die Feuerschutzmasken angelegt. Mittlerweile hätte Ewald es eigentlich lieber, nach seinen wissenschaftlichen Experimenten gefragt zu werden, statt immer nur nach dem Feuer. Auch Talgat Musabaev (Soyuz TM-19, Soyuz TM-27, Soyuz TM-32) und Georgi Grechko haben Erfahrungen mit Feuern im Weltraum.
Für zukünftige längere Weltraummissionen ist auch das Züchten von Pflanzen von Bedeutung: als Nahrungsquelle, zur Aufnahme von Kohlendioxid, zur Produktion von Sauerstoff und zum Recycling von Wasser. Wie Professor Mike Dixon von der Universität Guelph erwähnte, werden alle Pflanzen an Bord zukünftiger Raummissionen genetisch modifiziert sein, dies wegen der Zusammensetzung der Atmosphäre in den zukünftigen Raumschiffen. In Experimenten auf der Erde wurde auf jeden Fall nachgewiesen, dass Paprikapflanzen für vernünftiges Wachstum Atmosphärendruck brauchen. Die Biofiltration von Innenluft durch Pflanzen wird auch schon in grossen Bürogebäuden auf der Erde angewandt. Yuri Gidzenko (Soyuz TM-22, Soyuz TM-31, ISS-1, Soyuz TM-34) als Respondent des ASE, berichtete daraufhin von Experimenten, die im Weltraum mit Weizenkeimlingen durchgeführt worden sind, wobei die Schwerkraft der variable Parameter war. Es wurde festgestellt, dass der Weizen sich unter Weltraumbedingungen ganz normal entwickelt und die Schwerelosigkeit nicht sein Wachstum beeinträchtigt. Auf der ISS werden Wachstumsexperimente im Gewächshaus LADA durchgeführt. Der polnische Kosmonaut Miroslaw Hermaszewski (Soyuz-30) erwähnte in der anschliessenden Fragestunde, dass er während seiner Salyut-Mission Pilze in Richtung Licht hat wachsen sehen, und fragte Gidzenko nach dem Verhalten von dessen Weizen – dieser wuchs auch in Richtung Licht und seine Wurzeln in Richtung der Nahrungsquelle.
Auch die Klimaveränderungen warten wieder Thema von zwei Vorträgen. Dr. Andrew Shepherd von der Universität Edinburgh erzählte, dass die Eiskappe der Antarktis sich innerhalb der letzten zwei Monate verkleinert hat. US-Astronaut Mario Runco (STS-44, STS-54, STS-77) zeigte anhand des berühmten vollständigen Bildes der Erde, das im Dezember 1968 von der Apollo 8-Besatzung gemacht wurde, einige klimatische Besonderheiten auf: So sind dort beispielsweise über der Antarktis keine Wolken abgebildet, weil es dort so kalt ist. Auch wird auf dem afrikanischen Kontinent eine wolkenlose Sahara und Kalahari-Wüste gezeigt. Dazwischen befindet sich ein grüner Gürtel. Der Tschadsee, in der südlichen Sahara, lag früher mal in diesem Grüngürtel. Auch erwähnte Runco wieder die Verringerung der Oberfläche des Aralsees; war diese 1992 48.500 km², so betrug sie 1998 27 187 km².
21. September
Die Vorträge am letzten Kongresstag waren den Risiken eventueller Asteroiden gewidmet. US-Astronaut Rusty Schweickart (Apollo 9) berichtete erst über die zwei Möglichkeiten, einen Asteroiden von seiner Bahn abzulenken: durch einen kinetischen Anprall, der den Asteroiden aus seiner Bahn wegschubst, oder durch einen Körper, der den Asteroiden durch seine Schwerkraft aus der Bahn herausholt. Szenarien von Explosionen der Asteroiden, wie sie der amerikanische Spielfilm „Armageddon“ zeigt, werden bei diesen Forschungen allerdings nicht in Betracht gezogen, vielmehr veschäftigt man sich lieber mit real machbaren Lösungen. Dorin Prunariu (Soyuz-40) aus Rumänien und Tom Jones (STS-59, STS-68, STS-80, STS-98) stellten dazu das ASE-NEO (Near Earth Object)-Komitee vor, dem sechs ASE-Mitglieder angehörten. Elf ASE-Mitglieder haben an Veranstaltungen teilgenommen, um finanzielle Hilfe für bisher vier Workshops zu bekommen, die sich mit dem Thema Asteroiden auseinandersetzen. Das ASE-NEO-Komitee agiert unabhängig von irgendwelchen staatlichen Agenturen. Sein Motto ist, „aus einer Gefahr eine Möglichkeit zu machen“. Die geschätzte Wahrscheinlichkeit eines ernstzunehmenden Asteroideneinschlags auf der Erde ist allerdings einmal alle 600 bis 800 Jahre, daher lässt sich von einer grossen „Gefahr“ eigentlich gar nicht reden. Auf die Frage eines russischen ASE-Teilnehmers, wieso man hierüber nicht mehr PR mache und mehr mit den Medien zusammenarbeite, um Forschungsgelder reinzubekommen, antwortete das Komitee, dies sei ein Thema für ernsthaftes Nachdenken und Mitdenken und nicht für allzu grosse Panikmache in der Öffentlichkeit.
Insgesamt war der ASE-Kongress eine einzigartige Gelegenheit, viele Raumfahrer aus verschiedenen Nationen und Raumfahrtprogrammen hautnah auf einmal zu erleben. Auch das behandelte Thememspektrum war sehr breit. Bei den öffentlichen Veranstaltungen zeigten sie sich dem Publikum sehr zugänglich und waren auch mal für kleine Gespräche zwischendurch zu haben. Wann ein solcher Kongress wieder hier in Europa veranstaltet wird, ist noch nicht bekannt, im nächsten Jahr findet er jedenfalls in Seattle, Washington, USA statt.
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