Artemis: Die Früchte einer gelungenen Rettung

Einst fast verloren geglaubt, sorgt Artemis in Kooperation mit dem japanischen KIRARI-Satelliten wieder für Fortschritt im Bereich der optischen Datenübertragung.

Ein Beitrag von florianstremmel. Quelle: ESA.

Dem europäischen Satelliten Artemis (Advanced Relay and Technology Mission) und dem japanischen Satelliten KIRARI (offizielle Bezeichnung OICETS – Optical Inter-orbit Communications Engineering Test Satellite) ist es gelungen, eine optische Verbindung zueinander aufzubauen. Am heutigen Freitag um 02:05 UTC (Universal Central Time – also 01:05 Uhr MEZ) konnte die Testplattform aus Japan zum ersten Mal einen optischen Link benutzen, um sowohl Daten als auch Kommandos zu übermitteln. Der Link stand zudem in beide Richtungen offen.

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KIRARI (im Vordergrund) und Artemis verbindet ein Laserstrahl.
(Bild: ESA)

KIRARI, was übersetzt in etwa „Glitzern“ oder „Funkeln“ bedeutet, ist damit der zweite optische Daten-Übertragungs-Satellit, der Artemis nutzt. Die erste Verbindung dieser Art zwischen zwei Satelliten kam bereits am 30. November 2001 zustande, als Frankreichs nationales Erdobservatorium, der Satellit SPOT-4, ein Bild zu Artemis übertrug, welches es dann zur Erde weiterleitete. Weitere Übertragungen folgten. Zu dieser Zeit war Artemis übrigens noch nach seinem misslungenen Start in einem vorübergehenden Orbit „geparkt“.

Während sich der am 24. August diesen Jahres gestartete KIRARI in einer erdnahen Umlaufbahn mit einer Höhe von ungefähr 600 Kilometer befindet, residiert Artemis in einem geostationären Orbit (ungefähr 35.000 Kilometer). Diesen hätte er beinahe nie erreicht, nachdem er am 12. Juli 2001 auf Grund einer Fehlfunktion der Oberstufe seiner Ariane 5-Trägerrakete in einem viel zu niedrigen Orbit ausgesetzt worden war. Doch Dank seiner Technik an Bord und der Kreativität des Bodenkontroll-Teams gelang es schließlich nach 18 Monaten, den künstlichen Erdtrabanten auf seine ursprünglich vorgesehene Bahn zu hieven. So konnte sich der 3,1 Tonnen schwere Satellit an die auf zehn Jahre angesetzte Mission begeben, welche, wie die jüngste Übertragungs-Verbindung zeigt, sehr erfolgreich verläuft.
Das Experiment mit KIRARI ist das Resultat einer Vereinbarung zwischen der JAXA (Japan Aerospace Exploration Agency) und der ESA, in dem es um die Kooperation bei Daten-Übertragungs-Diensten geht. Die gelungene optische Übertragung wertet die ESA als vollen Erfolg der exzellenten Beziehungen zwischen Europäern und Japanern. Es ist der erste Nachweis der Interoperabilität zwischen den beiden Raumfahrtagenturen.

ESA
Die SILEX-Einheit verbindet Artemis mit SPOT-4 .
(Bild: ESA)

Maßgebliche Nutzlast ist diesbezüglich das SILEX-System. Hier wird ein Laserstrahl als Datensignal-Träger verwendet. Bis heute ist die Verbindung vom französischen SPOT-4 zu Artemis ein wichtiges Mittel der Datenübertragung: Mehr als 1100 Links im Gesamtumfang von 230 Übertragungs-Stunden wurden bereits realisiert. Die optische Übermittlung bietet diverse Vorteile, allen voran die hohe Übertragungs-Geschwindigkeit. Des weiteren ist der Energiebedarf geringer und eine interferenzfreie Übertragung wird möglich.

Der mit einem Ionenantrieb ausgestattete Artemis trägt Nutzlasten zur Demonstration und Förderung von fortschrittlichen Technologien und Diensten, besondere Aufmerksamkeit dient dem Daten-Relais und der mobilen Kommunikation und Navigation am Boden. Seit April 2003 dient Artemis zum Beispiel dem ESA-Umweltsatelliten ENVISAT als Relais-Station zur Erde, wobei zwischen den beiden eine Verbindung per Mikrowellen hergestellt wird. Mittlerweile nutzt ENVISAT seinen europäischen Kollegen für die Aneignung von mehr als zwei Drittel aller wissenschaftlichen Daten.

Die Liaison mit KIRARI soll indessen fortgeführt werden; Ziel ist es, weitere optische Verbindungen unter verschiedenen Umweltbedingungen durchzuführen. Damit soll die Demonstration der KIRARI-Technologie erfolgreich abgeschlossen werden.

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