Artemis auch nach 11 Jahren kein bisschen leise

Obgleich der europäische experimentelle Kommunikationssatellit Artemis seine Mission offiziell bereits erfüllt hat, macht er sich weiter nützlich. Nach einer abenteuerlichen Reise in den Geostationären Orbit und rund 11 Jahren im All kommuniziert der Satellit noch immer mit anderen Raumfahrzeugen und irdischen Bodenstationen.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ESA.

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Artemis im Test im ESA-Technologiezentrum ESTEC
(Bild: ESA)

Nach rund 11 Jahren im Weltraum ist die eigentliche Mission von Artemis erfolgreich abgeschlossen. Um die betrieblichen Bedürfnisse einiger permanenter Nutzer des Satelliten zu befriedigen, hat die Europäischen Raumfahrtagentur ESA (European Space Agency) beschlossen, den Satelliten bis zu seiner derzeit für 2014 geplanten endgültigen Außerbetriebnahme weiter einzusetzen.

Ausgestattet mit einer Bandbreite fortschrittlicher Kommunikationseinrichtungen war es Artemis möglich, eine Reihe von Erstleistungen im Kommunikationssatellitensektor zu erzielen. Entsprechend erfolgte die Namensgebung des Satelliten: Artemis steht für „Advanced Relay and Technology Mission“ und heißt so viel wie fortgeschrittene Relais- und Technologiemission. Weiter im Einsatz verdingt sich Artemis unter anderem als Vorläufer für die kommende Generation europäischer Bahnverfolgungs- und Datenrelaissatelliten des entsprechend bezeichneten Kommunikationsnetzwerkes „European Data Relay System“.

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Artemis wird auf den Start vorbereitet.
(Bild: ESA)

Mit Artemis wurde die Umsetzbarkeit zahlreicher neuer Technologien demonstriert, welche in der Folge bei zahlreichen Kommunikationssatellitenmissionen Anwendung fanden. Gleichzeitig war es mit dem Satelliten möglich, weitergehende Kommunikationsleistungen zu erbringen, als es die ursprünglichen Entwurfsziele vorgesehen hatten.

Via Artemis wurden zum ersten Mal überhaupt Laserkommunikationsverbindungen zwischen Raumfahrzeugen auf unterschiedlichen Erdumlaufbahnen hergestellt. Artemis ist der erste Kommunikationsatellit, dessen Bordrechner im All einer extensiven Neuprogrammierung unterzogen wurden. Und Artemis ist der Satellit, der auf Grund eines Trägerraketenfehles auf einer deutlich zu niedrigen Bahn ausgesetzt nach einer Drift in Rekordlänge als erster mit Hilfe von Ionentriebwerken einen geosynchronen Orbit erreichte.

ESA/J. Huart
Artemis über der Erde – Illustration
(Bild: ESA/J. Huart)

Zu Artemis‘ aktuellen Aufgaben gehört, Missionen von unbemannten europäischen automatischen Raumtransportern (ATV, Automated Transfer Vehicle) zu unterstützen. Artemis kann mit einem ATV kommunizieren, wenn es von der Trägerrakete abgetrennt wurde, während des Anflugs der Internationalen Raumstation (ISS, International Space Station) und der Kopplung, beim Abflug und schließlich auch beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.

Die Navigationsnutzlast an Bord von Artemis ist zur Zeit ein wesentlicher Bestandteil eines europäischen Systems zur Erhöhung der Genauigkeit von Satellitennavigation (EGNOS, European Geostationary Overlay System). Es bietet dem Schiffs- und Luftverkehr verbesserte Navigationsinformationen. Seit 2003 liefert Artemis entsprechende Daten.

ESA/J. Huart
Artemis im All – Illustration
(Bild: ESA/J. Huart)

In den Jahren 2006 und 2007 gelang es, zwischen Artemis und einem über der Südküste Frankreichs fliegenden Luftfahrzeug bidirektionale Verbindungen zu etablieren und einen vom Flugzeug gesendeten Bilddatenstrom mit 50 Mbit/s zu empfangen.

Darüber hinaus konnte man im Jahr 2007 via Artemis Telemetrie und Steuerkommandos mit einer Überschalldrohne austauschen. Die Drohne, die schneller als Mach 1 flog, war in rund 21 Kilometern Höhe vor der Küste Sardiniens von einem Flugzeug abgeworfen worden.

Artemis ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 26.863 bzw. als COSPAR-Objekt 2001-029A.

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