Arianespace, SES und SpaceX haben umsortiert

Der Kommunikationssatellitenbetreiber SES mit Sitz in Luxemburg hat mitgeteilt, die beiden neuen Satelliten SES 12 und SES 14 in geänderter Reihenfolge und mit jeweils der anderen der zuvor gebuchten Rakete starten zu lassen.

Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: Airbus Defence and Space, Arianespace, NASA, SES, SpaceX.

Die für einen Betrieb im Geostationären Orbit (GEO) vorgesehenen Kommunikationssatelliten SES 12 und SES 14 tauschen ihre Startgelegenheiten, gab SES am 28. August 2017 bekannt. Der Tausch dient laut SES der Verbesserung von Kontinuität und Service für die Kunden von SES. Dabei gelte für beide Satelliten, dass sie mit elektrischen Antrieben für nötige Bahnanhebungen nach dem Start ausgerüstet wurden und zwischen vier und sechs Monaten nach dem Start ihren kommerziellen Einsatz aufnehmen sollen. Die elektrischen Antriebe sind auf den künstlerischen Darstellungen der Satelliten an den Auslegern zu erkennen, die im Bild links und rechts von den Hauptkörpern aus nach oben zeigen. (SES 12 besitzt nach Angaben des Branchendienstes Spacenews ein chemisches Antriebssystem als Backup).

Die von Safran/Snecma gelieferten Hall-Effekt-Triebwerke vom Typ PPS-5000 zum Betrieb in einem Leistungsbereich zwischen 2 und 5 Kilowatt verwenden das Edelgas Xenon als auszustoßende Stützmasse. Sie haben einen Schub im Bereich von etwas unter 0,2 und etwas über 0,3 Newton, lassen sich jedoch sehr ausdauernd einsetzen. 15.000 Betriebsstunden soll ein einzelnes solches Triebwerk ableisten können. Montiert sind die vier Triebwerke pro Satellit paarweise an den schwenk- und richtbaren Auslegern.

SES 12 im All – künstlerische Darstellung
(Bild: Airbus Defence and Space)

SES 12 sollte ursprünglich Ende 2017 auf einer Rakete vom Typ Ariane 5 ECA gestartet werden. Jetzt ist das erste Quartal 2018 für den Start des Satelliten anvisiert. Als Trägerrakete ist nun eine Falcon 9 von SpaceX eingeplant.

Airbus Defence and Space ist Hersteller von SES 12, welcher auf dem Satellitenbus E3000EOR basiert und 2014 von SES bestellt worden war. Das bis dato größte für SES gebaute Raumfahrzeug mit einer voraussichtlichen Startmasse von rund 5.300 Kilogramm soll im GEO bei 95 Grad Ost positioniert werden. Von dort aus will SES Nutzer im asiatisch-pazifischen Raum und im Mittleren Osten mit direkt ausgestrahlten Fernsehprogrammen sowie Verbindungen für Netzwerke und Mobilfunkanwendungen versorgen. Insbesondere die als schnell wachsend betrachteten Märkte in Indien und Indonesien möchte SES mit SES 12 bedienen.

NSS 6, gebaut von Lockheed Martin und gestartet am 17. Dezember 2002, soll von SES 12 ersetzt werden. Mit SES 8 soll SES 12 in Kolokation betrieben werden. Von Zypern im Westen bis Japan im Osten, sowie von Russland im Norden bis Australien im Süden könnte der neue Satellit künftig genutzt werden. Der Kommunikationsnutzlast des dreiachstabilisierten Satelliten wird eine elektrische Leistung von rund 19 Kilowatt zur Verfügung stehen, die von zwei Solarzellenauslegern bereitzustellen ist. Die Auslegungsbetriebsdauer von SES 12 beträgt 15 Jahre.

SES 14 im All – künsterlische Darstellung
(Bild: Airbus Defence and Space)

Auf einer Falcon 9 von SpaceX sollte SES 14 gestartet werden – gedacht war an einen Start im vierten Quartal 2017. Jetzt ist sein Start auf einer von Arianespace vermarkteten Ariane-5-Rakete zu Beginn des ersten Quartals 2018 geplant.

SES 14 ist ebenfalls ein Produkt von Airbus Defence and Space, war Anfang 2015 bestellt worden und basiert auf der Plattform E3000EOR. Für eine Position bei 47,5 Grad West im GEO gedacht wird NSS 806 ersetzen und SES insbesondere der Unterstützung von Kabelnetzen in Lateinamerika dienen. 12 Transponder von NSS 806, der wie NSS 6 eine Konstruktion von Lockheed Martin ist, sind zwischenzeitlich ausgefallen, war im Juli 2017 bekannt geworden. NSS 806 kreist seit dem 28. Februar 1998 um die Erde und ist also deutlich älter als NSS 6. SES 14 ist außerdem dazu gedacht, die von O3b insbesondere mit eigenen Satelliten auf Erdumlaufbahnen in mittleren Höhen bereitgestellten Kapazitäten zu ergänzen.

GOLD-Nutzlast am Kran vor der Integration in SES 14
(Bild: Airbus Defence and Space)

Mit den Ku– und Ka-Band-Transpondern soll SES 14 in mehreren Ausleuchtzonen Verbindungen mit hohem Durchsatz zur Verfügung stellen – beispielsweise für die Nutzung in Luft- und Seefahrt im Bereich des Nordatlantik. Im C- und im Ku-Band will man via SES 14 wenige große Ausleuchtzonen bedienen, die den Direktempfang von Fernsehprogrammen und Kabelkopfstationen in Nord- und Südamerika adressieren.

An Bord von SES 14 befindet sich außerdem eine Weltraumwetter-Forschungsnutzlast für die US-amerikanische Luft- und Raumfahrtagentur (NASA). Das System ist dazu gedacht, im Rahmen eines GOLD für „Global-Scale Observations of the Limb and Disk“ genannten Programms Daten zur Untersuchung der Auswirkungen der Strahlung der Sonne auf Ionosphäre und Thermosphäre der Erde zu liefern. Das Forschungsprojekt wird von der Universität Zentralflorida (University of Central Florida, UCF) geleitet.

Das Beobachtungsinstrument für den GOLD-Anteil auf SES 14, ein bildgebender, zweikanaliger Spektrograph für Wellenlängen zwischen 132 und 160 Nanometern (UV-C), wurde vom Labor für Atmosphären- und Weltraumphysik (Laboratory for Atmospheric and Space Physics, LASP) der Universität Colorado (University of Colorado Boulder, CU Boulder) gebaut. Im Januar 2017 war das Instrument mit einer Masse von rund 37 Kilogramm zu Airbus Defence and Space nach Toulouse gebracht worden, wo man es anschließend in SES 14 integriert hatte.

Die Startmasse von SES 14 bewegt sich im Bereich zwischen 4.000 und 4.200 Kilogramm. Sein Antriebssystem nutzt ausschließlich elektrische Triebwerke. Triebwerke, Kommunikations- und Forschungsnutzlast von SES 14 bekommen die erforderliche elektrische Energie von zwei Solarzellenauslegern. Die Auslegungsbetriebsdauer des dreiachsstabilisierten Satelliten beträgt 15 Jahre.

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