Antares A-One ist erfolgreich gestartet. Damit ist die Orbital Sciences Corporation (OSC) einen Schritt weiter, nach SpaceX als zweites privates Unternehmen Versorgungsflüge zur ISS im Auftrag der NASA starten zu dürfen. Trotz zweier Startverschiebungen herrscht Zufriedenheit bei den Betreibern.
Ein Beitrag von Roland Rischer. Quelle: OSC, NASA, Raumcon, Spacelivecast.
Antares A-One ist am 21. April 2013 um 17.00 Uhr EDT (Ortszeit Wallops Island, Virginia), also um 23.00 Uhr in Mitteleuropa, mit einem Cygnus-Massesimulator und vier Nanosatelliten als Zweitnutzlast erfolgreich gestartet. Cygnus ist das Frachtraumschiff der OSC zur künftigen Versorgung der ISS im Auftrag der NASA.
Nach dem Abheben ging alles planmäßig. Nach 230 Sekunden wurden die Triebwerke der flüssigkeitsbetriebenen ersten Stufe abgeschaltet. Antares hatte rund 107 km Höhe erreicht. Gut anderthalb Minuten später in 189 km Höhe zündete die feststoffbasierte zweite Stufe. Die Pause wurde genutzt, um die erste Stufe abzutrennen und die Nutzlastverkleidung abzuwerfen. Nach weiteren zweieinhalb Minuten in 256 km Höhe war die zweite Stufe ausgebrannt. Zwei Minuten später, also gut 10 Minuten nach dem Start, wurde der Cygnus-Massesimulator von der zweiten Stufe getrennt. Er befindet sich wie geplant in der Umlaufbahn von 250 mal 303 km mit einer Inklination von 51,6 Grad.
Zum erfolgreichen Jungfernflug kann man die Orbital Science Corporation nur beglückwünschen, denn spannend war es nach dem Startabbruch vom 17. April und der erneuten Startverschiebung am 20. April schon. Während beim zweiten Versuch die Windverhältnisse nicht mitspielten, das ist nicht so ungewöhnlich, musste der Abbruch des ersten Versuches schon nachdenklicher machen. Ein Versorgungskabel riss ab. Warum? Es war zu kurz. Offensichtlich wurde die Schwankungsanfälligkeit der Startvorrichtung unterschätzt. Die Schwankungen selbst waren nach Aussagen von OSC unkritisch, aber das zu kurze Kabel löste sich vorzeitig.
Das ist im Grunde eine Marginalie, die simple Lösung für den zweiten Startversuch bestand in einer längeren Verbindung. Ein paar Dollar mehr investiert, und eine sicherlich millionenteure Startverschiebung wäre vermieden worden. Da darf schon die Frage gestellt werden, warum das vorher nicht bedacht wurde.
In der konkreten Situation am 17. April, zwölf Minuten vor der Zündung, können die Folgen eines solchen Vorkommnisses von keinem sauber analysiert werden. Wenn man sich in Erinnerung ruft, an welchen – oft kleinen – Fahrlässigkeiten viele Weltraummissionen in der Vergangenheit scheiterten, war diese Entscheidung richtig. Jede missglückte Mission zehrt an der öffentlichen Akzeptanz der Raumfahrt. Raketenstarts sind zwar Routine geworden, aber bei Fehlschlägen stehen sie in einem besonders grell leuchtenden Rampenlicht der Öffentlichkeit. Ein privater Raketenbetreiber muss zudem die Befindlichkeiten seiner Kapitalgeber beachten. Es wäre das schlimmste Szenario, wenn das Geld wegen einer Augen-zu-und-durch-Mentalität im wahrsten Sinne des Wortes verbrannt wird, und zwar ohne Erfolge im Weltraum.
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