Antares explodiert kurz nach dem Start zur ISS

Am 28. Oktober um 23:22 MEZ sollte eine Antares Rakete mit dem Raumtransporter Cygnus Richtung ISS starten. Wenige Sekunden nach dem Start zerlegte sich die Rakete in einem spektakulärem Feuerball. Die Unglücksursache ist noch unbekannt.

Erstellt von Tobias Willerding. Quelle: SpaceNews, Twitter, Orbital Sciences.

Trauer und Fassungslosigkeit bei Orbital und der NASA. Am gestrigen Tag explodierte die Antares-Rakete auf dem Weg zur ISS und vernichtete dabei den Raumtransporter Cygnus inklusive Fracht, sowie mehrere CubeSats, darunter 26 Cubesats von PlanetLabs und die erste Cubesatmission von Planetary Ressources. Bis zur Klärung der Unglücksursache, sind alle Cygnus-Frachtmissionen zur ISS erstmal ausgesetzt und die Trägerrakete Antares bleibt am Boden.#

Erste Explosion
(Bild: NASA)

Der Ablauf im Detail

Bereits am 27. Oktober sollte die Antares-Rakete zur ISS starten. Leider wurde der Start durch die Anwesenheit eines Bootes im abgesperrten Bereich vor der Küste verhindert. Das Boot konnte die kritische Zone nicht mehr verlassen bevor sich das Startfenster geschlossen hatte und der Start musste auf den 28. Oktober verschoben werden. Diesmal gab es keine Anomalien während des Countdowns und der Start konnte um 23:22 MEZ stattfinden. Wenige Sekunden nach dem Abheben veränderte sich die Flamme des Antriebsstrahls der ersten Stufe sichtbar, er wurde breiter und heller. Ein bis zwei Sekunden später ereignete sich eine Explosion an der Unterseite der Rakete, die zum Ausfall des Antriebs führte, worauf die Rakete zurück auf den Startplatz fiel. Laut Aussage von Orbital Sciences wurde kurz vor dem Aufprall noch das FTS (Flight Termination System) aktiviert um die Rakete zu sprengen. Anhand der Videoaufnahmen lässt sich nicht deuten, ob die Explosion der Rakete durch den Aufprall oder die Sprengung selbiger erfolgte. In jedem Fall verursachte die Explosion einen signifikanten Feuerball, der weithin sichtbar war und zu panischen Reaktionen auf den Zuschauerbänken führte wie viele Youtube-Videos bezeugen. Neben Kerosin, Sauerstoff in der ersten Stufe und dem Feststofftreibstoff der Oberstufe, befand sich auch hochgiftiges Hydrazin und Distickstofftetroxid im Raumfrachter Cygnus, weshalb die Öffentlichkeit von der NASA aufgefordert wurde, sich von eventuellen Fragmenten am Boden fernzuhalten.

Zweite große Explosion am Boden
(Bild: NASA)

Konsequenzen

Weder auf der Pressekonferenz nach dem Start noch bei der Investorenkonferenz heute wurden Details zur Unglücksursache bekannt gegeben. Vorläufige Untersuchungsergebnisse sollen jedoch in den nächsten Tagen vorliegen. Im Internet kamen sofort Gerüchte auf, dass das AJ-26 bzw. NK-33 Haupttriebwerk der Schuldige sein soll, was jedoch von Orbital weder bejaht noch verneint wurde. Nach Bekanntwerden des Absturzes folgte der Aktienkurs der Rakete und stürzte um ca. 17% ab. Auch eine für heute einberufene Investorenkonferenz konnte den Aktienkurs nicht wieder ansteigen lassen. Hier verkündete der CEO von Orbital, David W. Thompson, dass Orbital durch den Start an sich keinen finanziellen Verlust hinnehmen wird (aber eventuell durch die Aufarbeitung und die Veränderung am Design der Rakete). Die NASA hat Orbital bereits einen großen Teil des Geldes für die Herstellung der Hardware gezahlt und die fehlende Erfolgsprämie mit einer Höhe von 48 Millionen Dollar kann Orbital durch eine abgeschlossene Versicherung kompensieren. Der Schaden an sich beträgt über 200 Millionen Dollar, Schaden an den Bodenanlagen noch nicht eingerechnet. Jedoch soll keine allzu große Schäden an den Bodenanlagen vorliegen laut Thompson. Orbital hofft darauf, dass die Verzögerung durch diesen Fehlstart nicht größer als 12 Monate sein wird, vielleicht auch nur 3 Monate. Für 2016 hatte Orbital auch den Wechsel des Hauptantriebs der ersten Stufe der Antares hin zu einem neuen – noch unbekannten – Triebwerk geplant. Thompson meinte, dass je nach Untersuchungsergebnis ein Wechsel auch beschleunigt werden könnte. Gerüchten zufolge soll es sich bei dem Ersatz um das RD-180 handeln, dass auch in der Atlas V eingesetzt wird. In der Vergangenheit hatte Orbital nicht immer Glück mit der Aufklärung von Unglücksursachen. Die Taurus hatte zweimal einen Fehlschlag bei der Öffnung der Nutzlastverkleidung, die Ursache konnte nicht gefunden werden und die Rakete ist danach nie wieder geflogen. Die kritische Frage eines Investors, ob Orbital den Frachttransport nicht auch outsourcen könnte (z.B. zur Konkurrenzfirma SpaceX), lies Thompson verständlicherweise dann doch lieber unbeantwortet.

Die Konkurrenz

Während Orbital also jetzt erstmal mit der Aufarbeitung des gestrigen Fehlstarts beschäftigt ist, bereitet sich der andere Frachtprovider SpaceX auf den nächsten ISS Flug im Dezember vor, wobei es derzeit unklar ist, ob dieser eventuell vorverlegt wird. Letzte Woche hatte Elon Musk bei einer Veranstaltung am MIT verkündet, dass bei dieser fünften regulären Frachtmission von SpaceX die erste Stufe nach der Stufentrennung auf einer Seeplattform im Meer landen soll.

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