Vor etwas mehr als einem Jahr startete die europäische Raumsonde Venus Express zu unserem heißen Nachbarplaneten, um mehr über dessen Wettergeschehen zu erfahren. Nun wurde das Projekt mit dem „Best of What’s New“-Award des Magazins „Popular Science“ ausgezeichnet.
Ein Beitrag von Maria Steinrück. Quelle: ESA. Vertont von Julian Schlund.
Am 9. November 2005 startete Venus Express auf einer Sojus-Rakete Richtung Venus- das ist nun ein Jahr her. Nach 5 Monaten, am 11. April 2006, kam sie an der Venus an. Im folgenden Monat führte die Sonde einige Manöver aus, die sie in ihre derzeitige Umlaufbahn brachten. Seither kreist sie um den Nord- und Südpol des Planeten und hat bereits jede Menge Bilder und Daten an die Erde gesendet.
Bereits die ersten Fotos des Planeten waren ein vielversprechender Vorgeschmack auf die weiteren Daten, die Venus Express sammeln sollte. Am zweiten Tag kamen dann die Bilder vom Südpol im Infrarotbereich – die ersten Infrarotbilder vom Südpol der Venus überhaupt. Im weiteren Verlauf der Mission entdeckte Venus Express auch den doppelten Wirbel der Atmosphäre über dem Südpol der Venus.
Die interessantesten Dinge entdeckte wohl das Instrument VIRTIS an Bord der Raumsonde. VIRTIS steht für Visible and Infrared Thermal Imaging Spectrometer, auf Deutsch etwa „Sichtbares und Infrarot-Wärme darstellendes Spektrometer“. Die Daten, die dieses Instrument sammeln konnte, zeigen neue Details der Wolkenstrukturen.
Zum Beispiel ein Falschfarbenbild der Nachtseite der Venus, aufgenommen von VIRTIS(rechts): Das Bild wurde in einem Wellenlängenbereich um 1,7 Mikrometer aus 60.000 Kilometern Entfernung aufgenommen. Es zeigt eine Fläche nahe dem Südpol. Der helle Fleck deutet auf eine Art Loch in der Wolkendecke hin. An solchen Stellen, die nur von einer dünnen Wolkenschicht bedeckt sind, steigt die abgegebene Wärmestrahlung im Vergleich zur Umgebung stark an und die Raumsonde kann auch in die untersten Schichten der Atmosphäre blicken.
An den sonstigen Stellen der Atmosphäre lässt die dicke Wolkenschicht die Wärmestrahlung nicht durch und die Wärme wird in den untersten Atmosphärenschichten gespeichert. Dieser Treibhauseffekt verursacht die hohen Temperaturen auf dem Planeten – die Oberflächentemperatur beträgt dort bis zu 450 Grad Celsius,
Auszeichnung für Venus Express als Geburtstagsgeschenk
Dass das Forschungsteam um die Raumsonde bereits ein Jahr nach dem Start des Raumschiffes auf eine erfolgreiche Mission mit teils überraschenden Ergebnissen zurückblicken kann, ist nicht genug: Die Raumsonde wird nun von Popular Science, dem größten Wissenschafts- und Technik-Magazin, als eine der 100 besten technischen Innovationen des Jahres ausgezeichnet.
„Diese Auszeichnung ehrt Innovationen, die nicht nur unser jetziges Leben beeinflussen, sondern auch die Weise, wie wir an die Zukunft denken“, erklärt Mark Jarrot, Herausgeber von Popular Science.
„Es wäre bereits genug, zu wissen, dass wir die Sonde gestartet und erfolgreich in ihre Umlaufbahn gebracht haben. Von einer unabhängigen Gruppe anerkannt zu werden, macht es besonders. Ich möchte den Herausgebern von Popular Science für diese feine Auszeichnung an Venus Express danken.“ So reagierte der Projektmanager Don McCoy auf den Award.
Die Mission von Venus Express ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen. Die Raumsonde soll mindestens 2 Venustage den Planeten umkreisen. Das klingt kurz, ist es aber nicht: Ein Tag auf der Venus dauert 243 Erdentage. Außerdem könnte die Mission um mindestens 2 Venustage verlängert werden.Wir hoffen, dass die Raumsonde in dieser Zeit genauso viele sensationelle Informationen über den Planeten, dessen Umlaufbahn um die Sonne der Erde am nähesten ist, liefert – oder vielleicht sogar mehr.