Alles eine Frage der Perspektive

Mit Hilfe neuer Aufnahmen des Mars-Rovers Spirit wurde ein neuer Gipfelpunkt der Columbia Hills ermittelt.

Autor: Michael Stein. Vertont von Dominik Mayer.

Spirit-Aufnahme von „Home Plate“.
(Foto: NASA/JPL)

Bis vor kurzem schien klar zu sein, dass Spirit mit dem so genannten „Husband Hill“ den höchsten Punkt der gut 100 Meter hohen Hügelkette „Columbia Hills“ im Gusev-Krater erklommen hatte. Auf ersten Panoramaaufnahmen des Rovers, die noch von seiner Landestelle aus angefertigt worden waren, erhob sich der Husband Hill höher als alle anderen Hügel über die Ebenen des Gusev-Kraters. Doch wie auch auf der Erde gilt ebenso auf dem Mars, dass dem Standpunkt des Betrachters eine wesentliche Rolle bei der Beurteilung seiner Umgebung zukommt: als nämlich Spirit die Columbia Hills erreicht hatte und von dort aus neue Panorama-Aufnahmen anfertigte stellte sich heraus, dass der von dem Rover erfolgreich bezwungene Gipfel des Husband Hills keineswegs den höchsten Punkt der Hügelkette darstellte.

Die ursprüngliche Fehleinschätzung rührte daher, dass auf den ersten Panoramaaufnahmen des Rovers die unterschiedliche Distanz der sichtbaren Hügel zum Aufnahmeort kaum auflösbar war. So erschien ein Hügel namens „McCool Hill“ auf diesen Fotos niedriger, doch nur – wie man mittlerweile weiß – weil er weiter von Spirits Landestelle entfernt liegt als der Husband Hill. Nach eingehender Analyse der neuesten Rover-Aufnahmen erhebt sich der Husband Hill rund 107 Meter über die umliegende Ebene des Gusev-Kraters, während McCool Hill – der neue Spitzenreiter – circa 133 Meter hoch sein soll. Der Weisheit letzter Schluss müssen und werden wohl auch diese Zahlen nicht sein, denn die Güte einer Höhenbestimmung hängt auch von der Anzahl der Messpunkt ab, und hier gilt schlicht: je mehr, desto besser.

Ansonsten bewegt sich Spirit gerade im Uhrzeigersinn am südöstlichen Rand der „Home Plate“ genannten kreisförmigen Erhebung entlang, die rund 80 Meter durchmisst und aus auffällig hellem Felsgestein besteht. Mit seinen Kameras und Spektrometern untersucht der Rover dabei immer wieder einzelne Stellen und Gesteinsbrocken am Rande von Home Plate.

Ähnlich wie sein Zwillingsrover ist auch Opportunity damit beschäftigt, mehrere Stellen einer „Payson“ genannten Felsformation näher zu untersuchen, an die der Rover sein Weg vorbeigeführt hat. Beide Fahrzeuge werden in der nächsten Woche allerdings weniger Aufmerksamkeit und Datenübertragungskapazitäten für sich in Anspruch nehmen können, da am kommenden Freitag die neueste amerikanische Mars-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) beim Roten Planeten eintreffen wird. Zur Überwachung des missionsentscheidenden Einschwenkmanövers der Raumsonde in eine Marsumlaufbahn wird in den Tagen um den 10. März auch der Orbiter 2001 Mars Odyssey benötigt, so dass er nur eingeschränkt bis überhaupt nicht für den Datentransfer zwischen den Mars-Rovern und der Erde zur Verfügung stehen werden kann – mindestens täglich werden die Rover ihre Daten direkt zur Erde funken müssen, was allerdings nur mit einer deutlich niedrigeren Datenraten als über 2001 Mars Odyssey möglich sein wird.

Für das MRO-Missionsteam steht in der kommenden Woche also einer der wichtigsten Meilensteine der gesamten Mission an. Schon seit Wochen üben die Teammitglieder die Reaktion auf alle mehr oder weniger denkbaren Schwierigkeiten, die beim Einschwenken in den Marsorbit auftreten könnten. Was in dieser Hinsicht an Vorbereitung möglich ist wird mit einiger Sicherheit also getan sein, doch wie immer bleibt natürlich ein Rest Ungewissheit, ob alle für das Einschwenkmanöver kritischen Systeme der Raumsonde auch tatsächlich wie vorgesehen funktionieren werden.

Wir werden Sie auf Raumfahrer.net im Rahmen einer Live-Berichterstattung am kommenden Freitagabend zeitnah über die aufregenden Stunden und Minuten rund um das Bremsmanöver des Mars Reconnaissance Orbiters informieren – seien Sie dabei, wenn ein neuer leistungsfähiger Späher unseren äußeren Nachbarplaneten erreicht!

Verwandte Artikel:

Nach oben scrollen