Akatsuki ist auf dem Weg zur Venus

Im zweiten Anlauf startete vergangene Nacht die japanische Raumsonde Akatsuki an Bord einer H2-A-Rakete vom Weltraumbahnhof Tanegashima in Richtung Venus. Auch die Sonnensegel-Mission IKAROS und mehrere Kleinsatelliten wurden erfolgreich ausgesetzt.

Ein Beitrag von Karl Urban und Günther Glatzel. Quelle: JAXA, Spaceflightnow.

Ursprünglich war der Start der H2-A-Rakete bereits für vergangenen Dienstag (JST) geplant, musste jedoch wegen ungünstiger Wetterbedingungen zwei Minuten vor dem Start verschoben werden (Raumfahrer.net berichtete). In Hoffnung auf besseres Wetter wurde der Start auf Freitag 6:58 Uhr JST (23:58 Uhr MESZ) verlegt. Die Rakete verschwand nach wenigen Sekunden in der Wolkendecke, die jedoch wesentlich dünner war als beim ersten Starttermin.

Nach dem Abwurf der zwei Feststoffbooster wurde die Nutzlastverkleidung abgetrennt. Mit einer zweiten Zündung der Oberstufe nach dem Aussetzen dreier Satelliten, die im Erdorbit bleiben, wurde der übrige Sondenverband auf eine Bahn in Richtung Venus beschleunigt. Dies war der erste Einsatz dieses Raketentyps für eine Flugbahn außerhalb des Erde-Mond-Systems. Andere interplanetare Missionen der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA, wie Nozomi oder Hayabusa, waren mit M-V-Raketen gestartet worden.

Als erste interplanetare Nutzlast wurde nach 27 Minuten und 29 Sekunden Akatsuki ausgesetzt. Wenige Minuten später folgte IKAROS, die leicht in Rotation versetzt wurde. Vier an den Ecken befestigte Schwungmassen ziehen zunächst das noch zusammengefaltete Segel aus dem Zentralkörper. Wenn sich die Rotation des noch zu vier Bändern zusammengefalteten Segels stabilisiert hat, werden weitere Halterungen gelöst und die Folie mit einer Diagonale von 20 Metern soll sich vollständig entfalten. IKAROS ist ein reiner Technologiedemonstrator, der innerhalb der kommenden Monate die Funktionstüchtigkeit eines interplanetaren Sonnensegels unter Ausnutzung des Strahlungsdrucks der Sonne unter Beweis stellen soll. Die Folie trägt einige Dünnschichtsolarzellen, die das Raumfahrzeug mit elektrischer Energie versorgen. Sie hat außerdem eine kleine Kamerasonde an Bord, die nach dem Entfaltungsvorgang abgestoßen werden und Aufnahmen vom hoffentlich entfalteten Sonnensegel machen soll. Diese werden zur Muttersonde übermittelt und von dort aus zur Erde übertragen. Als letzter Satellit wurde Unitec 1 reichlich 43 Minuten nach dem Start freigegeben. Auf dieser Kleinsonde befinden sich mehrere an Universitäten entworfene Computer im Wettstreit miteinander, wer unter den Bedingungen des Weltraums am längsten durchhält. Außerdem wird das Senden und Empfangen schwacher Radiosignale geprobt.

Bereits nach der ersten Zündung der zweiten Stufe wurden mehrere Kleinsatelliten japanischer Universitäten in einem um 30° geneigten 300-Kilometer-Orbit erfolgreich ausgesetzt. Bei WASEDA-Sat 2 geht es um Bildaufnahme und -verarbeitung. Außerdem wird die Lage des Satelliten durch Paneele geregelt. KSAT untersucht die Verteilung von Wasserdampf in der Atmosphäre. Außerdem erprobt man ein neues Kommunikationssystem, das mit Mikrowellen arbeitet. An Bord von Negai hingegen befindet sich ein informationsverarbeitendes System, das mit FPGAs ausgerüstet ist. Dabei handelt es sich um integrierte Schaltkreise, die per Software umprogrammiert werden können und damit für Spezialaufgaben besser geeignet sind.

Mit der NASA-Antenne in Goldstone, Kalifornien konnte um 1:00 Uhr (MESZ) die Gesundheit von Akatsuki bestätigt werden. Über zwei Kommunikationsstationen in Australien und Japan soll im Laufe des heutigen Tages mit der Sonde Kontakt aufgenommen werden.

Die Venussonde Akatsuki wird am 7. Dezember 2010 an der Venus ankommen und auf ihrer Zwei-Jahres-Mission in einer maximalen Höhe von 80.000 Kilometern die Atmosphäre des Planeten erforschen. Sie soll die Arbeit des europäischen Orbiters Venus Express ergänzen.

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