exactView-1, ein von der Surrey Satellite Technology Limited (SSTL) aus Großbritannien gebauter Satellit zur Überwachung des Schiffsverkehrs, gelangte nach Angaben von SSTL nach dem Start und der Abtrennung von der Raketenoberstufe auf die vorgesehene Erdumlaufbahn. An der Inbetriebnahme des Satelliten wird gearbeitet.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: exactEarth, SSTL, Tsenki.
Am 22. Juli 2012 war exactView-1 alias EV-1 zusammen mit einer Anzahl anderer Satelliten auf einer Sojus-Trägerrakete vom Startkomplex 31/6 von Baikonur in Kasachstan aus in den Weltraum transportiert worden (Raumfahrer.net berichtete). Dort gelang rund 2,5 Stunden nach dem um 8.41 Uhr MESZ und 39 Sekunden erfolgten Start die Abtrennung von exactView-1 von der Fregat-Oberstufe der Sojus-Rakete, seitdem kreist der Satellit mit einer Startmasse von rund 100 Kilogramm (lt. Zenki 95 kg) in rund 817 Kilometern Höhe auf einer sonnensynchronen polaren Bahn um die Erde.
Überwacht wird das auf SSTLs Satellitenbus SSTL-100 basierende Raumfahrzeug von SSTLs Missionskontrollzentrum Guildford. Dort geht die Telemetrie von exactView-1 ein, und dort werden Kommandos an den Satelliten abgeschickt. Erste via Guildford abgewickelte Tests zeigten, dass wichtige Systeme an Bord von exactView-1, wie die zur Energieversorgung sowie der Flug- und Fernsteuerung, funktionieren wie vorgesehen. Die Solarzellen auf der Oberfläche des annähernd würfelförmigen Grundkörpers des Satelliten sind betriebsfähig, der zusätzliche Solarzellenausleger ist ausgeklappt.
In den kommenden Tagen wird SSTL die Tests von exactView-1 fortsetzen. Wenn alle Bussysteme von SSTL überprüft und betriebsbereit sind, wollen Arbeitsgruppen von SSTL und dem Nutzlastlieferanten Com Dev aus Kanada die Inbetriebnahme der Nutzlast an Bord des Satelliten, des Systems zur Überwachung des Schiffsverkehrs, AIS für Automatic Identification System genannt, angehen.
Satelliten mit einer Nutzlast für das AIS erweitern das System um ein Weltraumsegment, das den Empfang von Positionsdaten von Wasserfahrzeugen auch außerhalb der Reichweite terrestrischer AIS-Stationen ermöglicht. Auf Meereshöhe beträgt die Reichweite des AIS zwischen 50 und 100 Kilometern. Terrestrische AIS-Stationen gibt es in unterschiedlicher Dichte entlang der Küstenlinien, und zum Beispiel insbesondere im Bereich von Hafenanlagen und Meerengen. Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit über 70.000 Wasserfahrzeuge mit AIS-Transmittern ausgestattet sind.
Vom Weltraum aus können einzelne Schiffe über weite Strecken verfolgt werden. Dies funktioniert insbesondere dann besonders gut, wenn ein Satellitenbetreiber über eine entsprechend ausgebaute Satellitenkonstellation verfügt. Die Betreiberin von exactView-1, die exactEarth Ltd. aus dem kanadischen Cambridge im Bundesstaat Ontario, ein Joint Venture der kanadischen Com Dev International Ltd. und der spanischen Hisdesat Servicios Estratégicos S.A., arbeitet am Aufbau einer solchen Konstellation.
Bis zum Start von exactView-1 konnte exactEarth seinen Kunden Daten von den vier Satelliten AprizeSat-3, AprizeSat-4, AprizeSat-5 und AprizeSat-6 liefern. AprizeSat-3 und AprizeSat-4 kreisen seit dem 29. Juli 2009 um die Erde, AprizeSat-5 und AprizeSat-6 ziehen seit dem 17. August 2011 um unseren Planeten.
Kommt exactView-1, Auslegungslebensdauer im All fünf Jahre, ebenfalls seinen Aufgaben nach, wird er zum fünften Satelliten der AIS-Konstellation von exactEarth. Dann wird er seine S- und C-Band-Sendeanlagen regelmäßig einsetzten, um empfangene AIS-Datenpakete an die großen Bodenstationen im englischen Guildford und auf der norwegischen Insel Svalbard in der Arktis sowie an weitere rund um den Erdball verteilte Stationen weiterzuleiten.
exactEarth hat sich zum Ziel gesetzt, zum Betreiber der ersten AIS-Konstellation zu werden, deren Satelliten alle 90 Minuten jeden Punkt der Erdoberfläche überfliegen. Noch in diesem Jahr soll ein weiterer Satellit (EV-2) für exactEarth gestartet werden. Für das Jahr 2013 hat exactEarth den Start von zwei zusätzlichen Satelliten geplant.
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