Aeolus geht an die Öffentlichkeit

Die ESA-Mission Aeolus, die neue Erkenntnisse über die Windverhältnisse auf der Erde liefert, wurde bereits als Erfolg gefeiert. Heute hat diese außergewöhnliche Satellitenmission erneut einen Meilenstein erreicht: In weniger als drei Stunden werden ihre Messdaten aus dem Weltraum nun an Vorhersagedienste und wissenschaftliche Nutzer verteilt. Eine Information der Europäischen Raumfahrtagentur (European Space Agency, ESA).

Quelle: ESA

Die Windeverhältnisse der Erde verstehen.
(Bild: ESA / ATG medialab)

Aeolus ist eine der sogenannten Earth Explorer-Missionen der ESA. Sie soll demonstrieren, wie neue Wege der Erdbeobachtung unser Verständnis über die Funktionsweise unseren Planeten als System verbessern können.

Aeolus ist nicht nur die erste Satellitenmission mit einem der fortschrittlichsten Instrumente, das je in die Umlaufbahn gebracht wurde. Sie ist auch die erste Mission, bei der die Windverhältnisse auf der Erde direkt vom Weltraum aus gemessen werden.

Dies funktioniert durch die Aussendung kurzer, kräftiger ultravioletter Lichtpulse von einem Laser und der Messung der Dopplerverschiebung der sehr kleinen Lichtmenge, die von Molekülen und Partikeln zurück zum Instrument gestreut wird. Auf diese Weise werden vertikale Profile übermittelt, die die horizontale Geschwindigkeit der Winde in den untersten 26 km der Erdatmosphäre zeigen.

Josef Aschbacher, ESA-Direktor für Erdbeobachtungsprogramme, sagte: „Die Entwicklung von Aeolus war nie einfach und es hat in der Tat bis zum Start einige Jahre gedauert. Das Warten hat sich aber auf jeden Fall gelohnt und in den 20 Monaten im Orbit hat sich die Mission stetig weiterentwickelt, was sowohl der Wissenschaft als auch der Gesellschaft zugutekommen wird“.

Er ergänzt: „Dank aller beteiligten Teams, und im Einvernehmen mit EUMETSAT, können wir stolz ankündigen, dass ab heute die Daten von Aeolus für die numerische Wettervorhersage in nahezu Echtzeit auch über die Aeolus-Hauptnutzer-Gemeinschaft hinaus verteilt werden“.

Windprofil von Aeolus 6. Mai 2020
(Bild: ESA/VirES)

Peggy Fischer, ESA-Managerin im Bereich der wissenschaftlichen Datenerfassung, sagte: „Es wurde eine enorme Menge Arbeit investiert, um die Aeolus-Daten vor der heutigen Veröffentlichung zu perfektionieren. Diese Satellitentechnologie ist so neu, dass wir bestimmte Verzerrungen in den Daten, die vor dem Start nicht bekannt waren, erst verstehen und korrigieren mussten.

Zu diesem Zweck arbeiteten Aeolus-Experten aus verschiedenen Organisationen im Team des Clusters für Dateninnovation und Wissenschaft – dem Aeolus DISC – zusammen, um die Datenverarbeitung und Verzerrungskorrektur zu validieren und zu optimieren“.

Jonas von Bismarck, ESA-Wissenschaftler für Atmosphärische Zusammensetzung, ergänzte: „Als letzter und besonders kniffliger Teil des Puzzles wurde eine Verzerrung im Zusammenhang mit Temperaturschwankungen innerhalb das Teleskop des Instruments korrigiert. Dadurch können die Daten für die numerische Wettervorhersage verwendet werden, ohne dass die Vorhersagezentren zuvor weitere komplexe Korrekturen vornehmen müssen“.

Das Europäische Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersagen (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts, ECMWF) im Vereinigten Königreich bezieht die Aeolus-Daten bereits seit Januar in seine Prognosen ein und stützt sich dabei auf ein eigenes Schema zur Verzerrungskorrektur.

Aeolus-Datenfluss
(Bild: ESA/ATG medialab)

Florence Rabier, Generaldirektorin des ECMWF, sagte: „Nach monatelangen Tests im vergangenen Jahr waren wir zuversichtlich, die Aeolus-Winddaten in unsere Vorhersagen übernehmen zu können, was wir seit Januar dieses Jahres tun. Wir sind begeistert, dass die letzten Verzerrungen korrigiert wurden, was uns und zusätzlichen Wetterzentren, die sich auf die Verwendung der Daten vorbereiten, zugutekommt“.

Diese neuen Daten werden in nahezu Echtzeit über das Aeolus Online Dissemination Centre der ESA verteilt sowie über EUMETCast, das Verbreitungssystem der Europäischen Organisation für die Nutzung Meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) und das Global Telecommunication System (GTS) der Weltorganisation für Meteorologie (WMO).

Neue antarktische Bodenstation für Aeolus erhöht Datenfluss.
(Bild: Kongsberg Satellite Services)

Ursprünglich als Forschungs- und Demonstrationsmission entwickelt, konnte Aeolus bereits ihren Wert als operationelle Mission unter Beweis stellen. Die Daten werden für die tägliche Wettervorhersage genutzt und ebnen den Weg für eine mögliche zukünftige Flotte operationeller Doppler-Wind-LiDAR-Satelliten im Weltraum.

Alain Ratier, EUMETSAT-Generaldirektor, fügte hinzu: „EUMETSAT wird die Aeolus-Daten nun in nahezu Echtzeit an die 4.000 Nutzer von EUMETCast und an die gesamte WMO-Gemeinschaft weitergeben, um jedem Vorhersagezentrum die Möglichkeit zu geben, sich mit den neuartigen Daten vertraut zu machen und ihren Wert zu messen. Dieses Nutzer-Feedback wird uns zusammen mit den Ergebnissen der laufenden ESA-Instrumenten- und Satellitenstudien bei der Planung einer möglichen operationellen Doppler-Lidar-Mission unterstützen, die unserem Polarsystem der nächsten Generation EPS-SG eine fehlende Windprofilierungsfähigkeit hinzufügt“.

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