Änderung der ISS-Verkehrsrichtlinie möglich

In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass die NASA eine Veränderung ihrer Richtlinie anstrebt, die Ankunft und Abflug anderer Raumschiffe während der Zeit betrifft, in der ein Shuttle an der Internationalen Raumstation angekoppelt ist.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA.

NASA
Sojus-TMA 17 im Anflug auf die ISS
(Bild: NASA)

Überlegungen dazu werden bereits seit einiger Zeit angestellt. Mit der Kürzung der STS-119-Mission im März um zwei Tage und dem Wegfall eines Außenbordeinsatzes wurden diese jedoch intensiviert. Spezielle Untersuchungen wurden beim letzten Shuttle-Flug (STS 129) angestellt. Allerdings wurde die Rückkehr eines Teils der ISS-Besatzung mit dem Raumschiff Sojus-TMA 15 vom 23. November auf den 1. Dezember 2009 verlegt.

Zu beachten sind sowohl die Interessen des ISS- als auch des Shuttle-Programms. Dazu zählen u. a. die folgenden Fakten:

  • Triebwerksabgase dürfen weder den Frachtraum einer angekoppelten Raumfähre noch die empfindlichen Oberflächen der Solarzellenpaneele treffen.
  • Kopplungsoperationen dürfen nicht während geplanter Außenbordarbeiten erfolgen.
  • Kopplungsoperationen dürfen auch dann nicht vorgenommen werden, wenn einer der Manipulatorarme eine Last hält.
  • Die Besatzungsstärke der ISS soll die Zahl 13 nicht übersteigen.
  • An- und Abflüge dürfen nur während der Wachzeiten aller Besatzungsmitglieder erfolgen.
  • In den Gefahrenbereich müssen auch die Flugbahnen bei Abbruchoperationen einbezogen werden.
  • Die Steuerung der Fluglage der Station kann nicht von Shuttle und ISS gleichzeitig geführt werden.
  • An- und Abflugmanöver russischer Raumkapseln sollen nur unter direkter russischer Kontrolle, also über russichem Territorium erfolgen.
  • Zu bestimmten Zeiten kann keine Raumfähre an der Station angekoppelt sein, da die lange Sonneneinstrahlung keine ausreichende Kühlung des Orbiters ermöglicht (Beta-Cutout).
  • Mehrere An- oder Abflugmanöver an einem Tag werden nicht geplant.
  • Ablösungsmissionen der Stammbesatzungen sollen planmäßig erfolgen.
  • Bemannte Missionen haben gegenüber unbemannten Vorrang.
  • Die Radarsysteme, die bei Andockmanövern verwendet werden, dürfen die Elektronik im Shuttle nicht stören.
NASA-TV
Ein Sojus-Raumschiff legt ab.
(Bild: NASA-TV)

Insgesamt ergibt dies eine recht große Liste von Eventualitäten, die beachtet werden müssen. Allgemein hält man Abkopplungsmanöver für unkritischer. Außerdem wird der Nadir-Kopplungsstutzen am Modul Sarja faktisch als ungeeignet angesehen. Dies wird sich wahrscheinlich auch nicht ändern, wenn dort das Verlängerungsmodul Rasswjet angekoppelt wurde. Einerseits ergäbe sich ein Minimalabstand von knapp 9 Metern beim An- oder Abflug, andererseits überstreicht das Radarsignal des Kurs-Systems beim Anflug Teile des Orbiters.
2010 sollen neben 5 Shuttle-Flügen auch 4 Sojus-, 5-6 Progress-, eine ATV- sowie eventuell eine HTV- und eine COTS-Demo-Mission zur ISS führen. Erfreulich viel Verkehr zwar aber wenig Spielraum für Missionsverschiebungen.

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