Die aktuelle Woche auf der Internationalen Raumstation stand zunächst weitgehend im Zeichen der Rückkehr der alten Stammbesatzung. Kurzzeitexperimente wurden durchgeführt, die Ergebnisse anderer, langfristiger gesichert, konserviert und verstaut. Jetzt beginnen auch neue Arbeiten.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA.
Am letzten Sonntag und an den darauffolgenden Tagen wurden noch viele Vorbereitungen auf die Landung der Expedition-18-Crew, Michael Fincke und Juri Lontschakow, sowie des Weltraumtouristen Charles Simonyi vorgenommen. Dazu gehörten Triebwerks- und Kommunikationstests am und im Raumschiff Sojus-TMA 13, die Aktivierung der ESA-Kurzzeitexperimente Polca und Gravigen, die sich mit Wurzelwachstum in der Schwerelosigkeit beschäftigen, das Verstauen der Proben dieser und anderer Experimente unter kontrollierten Bedingungen sowie medizinische Untersuchungen, um den Gesundheitszustand der beiden Langzeitflieger genauer einschätzen zu können. Wie man aber nach der Landung gesehen hat, gab es dabei keine (unerwarteten) Probleme. Die vollständige Regeneration wird aber ihre Zeit brauchen.
Zu den Experimentierproben, die in der Landekapsel auf die Erde gelangen, gehören Festplatten und Speicherkarten mit Detailergebnissen, die bisher nicht oder nur teilweise zur Erde übermittelt wurden, Bio- und Kristallisationsproben der Versuche Laktolen, Bio-1, Zenshen-2, Ginseng-2, Antigen, ARIL, Kaskad, Astrovakzina und der oben erwähnten Polca und Gravigen. Andere Proben gehören zu medizinischen Langzeituntersuchungen. Teilweise werden sie in getrocknetem Zustand (Speichelproben), in Tiefkühlbehältern oder bei Normaltemperatur (frische Blutproben) transportiert. Insgesamt kommen so einige Kilogramm Rückfracht zusammen. Mehr kann mit einer Sojus-Landekapsel auch nicht zur Erde gebracht werden. Die wichtigste Fracht sind ja immerhin die Raumfahrer.
Padalka und Fincke vollendeten noch ein Video für Bildungszwecke. Dieses soll bereits in den nächsten Tagen den Gewinnern des Logo-Wettbewerbes der Expedition 19 und natürlich vielen anderen Kindern präsentiert werden.
Koichi und Col. Mike arbeiteten an der Luftschleuse im Modul Kibo. Dabei wurden Transportsicherungen an der Schleusensteuerung und -anzeige, an einer Ventilbox und am Gleitschlitten entfernt und die Antriebswelle überprüft. Den Schlitten kann man zum Beladen in das Modul fahren und zum Entladen natürlich auch aus der Station. Dort wird dann im Normalfall mit dem japanischen Manipulator gearbeitet. Die Schleuse hat einen Innendurchmesser von 1,4 m und eine Länge von 2 m. Transferfracht darf die Abmessungen 64 x 83 x 80 cm nicht überschreiten und maximal 300 kg träge sein.
Weitere Experimente betrafen die Bewegungen von Kolloidverbindungen in zähflüssigen Dispersionen (BCAT-4), die Untersuchung von Veränderung im menschlichen Immunsystem anhand von Speichel-, Urin- und Blutproben (Integrated Immune), die Einschätzung von Langzeiteinwirkungen geladener Partikel auf den Menschen (ALTEA), die Erprobung von Medikamenten gegen den Knochenabbau (Bisphosphonates), den Einfluss der schnellen Hell-Dunkel-Wechsel in der Erdumlaufbahn auf den Schlaf-Wach-Rhythmus einiger Besatzungsmitglieder (SLEEP) sowie das kanadische Experiment BISE (Bodies in the Space Environment), bei dem Michael Barratt durch eine Brille nur das Bild eines Computermonitors sah, auf dem Gegenstände und Buchstaben dargestellt waren. Untersuchungsgegenstand ist das Oben-Unten-Empfinden, das der Astronaut dabei hat. Dieses Experiment wird später vom Kanadier Robert Thirsk fortgeführt.
Wartungsarbeiten wurden u. a. an den Lebenserhaltungssystemen, an den Kohlenstoffdioxidabsorbern für Außenbordeinsätze, an Feuermeldern und einem Feuerlöschsystem sowie an medizinischen Geräten wie einem portablen Notfall-Defibrillator und dem Crew Health Care System Rack vorgenommen. Routinemäßige Arbeiten bestanden im Kontrollieren der Luftströmungssensoren, der Luftqualität (NH3 und CO), der neuen Wasseraufbereitungsanlage, der sanitären Einrichtungen, der Sportgeräte und dem täglichen Aktualisieren des Inventurverzeichnisses.
Dakon-M, ein Messsystem für Beschleunigungen in der Mikrogravitationsumgebung der Station wurde aktiviert und überprüft. Beim Andockvorgang von Sojus-TMA 14 waren keine Daten aufgezeichnet worden, dies soll beim Abkoppeln von Sojus-TMA 13 besser funktionieren.
Nach einer Abschiedszeremonie unter Männern verschloss man am Mittwoch morgen die Luken. Nach Dichtheits- und Kommunikationstests koppelte das Raumschiff ab und landete 3 Stunden und 23 Minuten danach in der kasachischen Steppe.
Nun wenden sich die drei Raumfahrer der ISS-Expedition 19 auch neuen Aufgaben zu. Der kanadische Roboter Dextre, der seit seiner Installation an der Außenseite des Moduls Destiny gewartet hat, wurde an den 18 Meter langen Manipulatorarm der Station gekoppelt und in Richtung Gitterstruktur transportiert. Hier wird man wohl in nächster Zeit einige Übungen vornehmen.
Raumcon: