Abflussrinnen auf Mars ohne Wasser entstanden?

Eine Planetenwissenschaftlerin äußerte am vergangenen Donnerstag die Vermutung, dass einige der Rinnen durch Erdrutsche verursacht worden sein könnten und nicht durch fließendes Wasser.

Ein Beitrag von Eric Honstrass. Quelle: marsdaily & arizona university. Vertont von David Langkamp.

NASA/Malin Space Systems
Die Ursachen für Rinnen auf dem Mars scheinen noch nicht geklärt.
(Bild: NASA/Malin Space Systems)

Gwendolyn D. Bart von der Universität von Arizona in Tucson meinte, es sei möglicherweise verfrüht, zu dem Schluss zu kommen, bestimmte Rinnen, die innerhalb der letzten Million Jahre an den Seiten einiger Krater entstanden sind, seien durch Wasser verursacht worden. Ihre Behauptung wendet sich gegen die Hypothesen der Wissenschaftler, die die Bilder der Mars Orbital Camera (MOC) von vor fünf Jahren interpretierten. In einer Ausgabe des Journals „Science“ folgerten nämlich die Wissenschaftler, dass vor relativ kurzer Zeit noch Wasser auf dem Mars geflossen sei. Bart berichtete den Besuchern der 37. Lunar and Planetary Science Conference (Mond- und Planetenwissenschaftskonferenz), dass auch Krater auf dem Mond Rinnen hätten, die genauso aussähen, wie ihre Gegenstücke auf dem Mars – dies bedeute, andere Vorgänge könnten diese Merkmale hervorgerufen haben.

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Mondkrater Dawes mit etwa 17 km Durchmesser
(Bild: NASA)

„Wir alle würden gerne Wasser auf dem Mars finden,“ räumte Bart ein. „Das wäre wirklich, wirklich aufregend. Gäbe es dort flüssiges Wasser, müssten die Menschen es nicht von der Erde zum Mars bringen, wenn sie den Planeten (vor Ort) erforschen. Das wäre eine gewaltige Kostenersparnis. Und flüssiges Wasser nahe der marsianischen Oberfläche würde die Chance auf dortiges Leben erheblich erhöhen.“

Sie habe im Vorjahr eine Präsentation von Allan Treimann vom Lunar and Planetary Institute gesehen, in der dieser vorschlug, die marsianischen Rinnen könnten durch trockene Erdrutsche entstanden sein, die möglicherweise durch den starken Wind angeregt wurden. Bart meinte weiter, sie habe kürzlich hochaufgelöste Mondbilder studiert, die im Jahre 1969 noch vor der ersten Mondlandung entstanden. „Völlig zufällig sah ich Rinnen, die denen des Mars auffallend ähnelten,“ erklärte sie.

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Nahaufnahme der Rinnen im Mondkrater Dawes
(Bild: NASA)

„Falls die Theorie der trockenen Erdrutsche auf den Mars zutrifft, sollte man erwarten, ähnliche Merkmale auf dem Mond zu finden, wo es kein (flüssiges) Wasser gibt – und das haben wir.“ Die Rinnen im Mondkrater Dawes (etwa 17 Kilometer Durchmesser) seien in Struktur und Größe den Marskratern ähnlich, die MOC fotografiert hat, meinte sie. Bart fügte hinzu, auf die sanften Hänge und Krater des atmosphärenlosen Mondes auftreffende Mikrometeoriten könnten leicht kleine Lawinen auslösen, die Rinnen bilden. Sie merkte an, dass die Rinnen ebenfalls den von Wasser geformten auf der Erde ähnelten. „Mein Standpunkt ist, dass man nicht nur die Marsrinnen ansehen und annehmen kann, sie wären von Wasser geformt worden. Das mag sein, oder eben auch nicht. Um das herauszufinden, brauchen wir eine weitere Überprüfung.“

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