China: Shijian 13 alias ChinaSat 16 gestartet

Der chinesische Kommunikationssatellit Shijian 13 alias ChinaSat 16 gelangte am 12. April 2017 in den Weltraum. Der Start erfolgte vom Xichang Satellite Launch Center (XSLC) in der Provinz Sichuan.

Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: CCTV/CGTN, China Daily, Chinanews.com, China Satcom, ScienceNet.cn, Xinhua.

CZ-3B/G2 mit Shijian 13 auf der Rampe Nr. 2 des XSLC

Befördert wurde der Kommunikationssatellit von einer dreistufigen Rakete des Typs Langer Marsch 3B/G2 (LM-3B/G2) bzw. Chang Zheng-3B/G2 (CZ-3B/G2). Die Variante 3B/G2 absolvierte hier ihre 21. Mission.

Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua spricht vom 246. Start einer Rakete mit dem Namensbestandteil Langer Marsch insgesamt. Im Jahr 2017 war es der vierte Start eines Raumfahrtträgers aus China. Verwendet wurde das Projektil mit der Seriennummer Y43.

CZ-3B/G2 mit Shijian 13 hat gezündet und abgehoben.
(Bilder: CCTV)

Der Start erfolgte am 12. April 2017 um 19:04 Uhr und 4 Sekunden Pekinger Zeit, das ist 12:04 Uhr und 4 Sekunden MEZ, von der Rampe Nr. 2 des Satellitenstartzentrums Xichang. Letzteres befindet sich in rund 65 Kilometern Abstand von der Stadt Xichang.

Raketen der Varianten 3B wurden in der Vergangenheit zum Transport von Navigationssatelliten und geostationären Kommunikationssatelliten verwendet. Dem entsprechend wurde Shijian 13 auf einen Geotransferorbit (GTO) gebracht, wo er rund 26 Minuten nach dem Abheben ausgesetzt wurde.

Von der US-amerikanischen Weltraumüberwachung ermittelte Daten sprechen für eine Übergangsbahn mit einem Perigäum, dem der Erde nächsten Bahnpunkt, von rund 243 Kilometern über der Erde, einem Apogäum, dem erdfernsten Bahnpunkt, von rund 41.744 Kilometern und einer Neigung der Bahn gegen den Erdäquator von etwa 20,96 Grad. Die Oberstufe der Rakete wurde nach dem Start in einem Orbit mit einem Perigäum von rund 225 Kilometern, einem Apogäum von rund 40.522 Kilometern und einer Bahnneigung von ebenfalls etwa 20,96 Grad beobachtet.

im Startkontrollzentrum
(Bilder: CCTV)

Nach Angaben aus China handelt es sich bei Shijian 13 um einen experimentellen Kommunikationssatelliten. Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete, die Hauptaufgabe des Satelliten sei die Bereitstellung von Hochgeschwindigkeitsdatenverbindungen für hohen Durchsatz zur Nutzung bei der Reaktion auf Notfälle, in abgelegenen Landesteilen (u.a. für Bildung und Telemedizin), und durch Reisende auf Chinas wachsendem Hochgeschwindigkeitszugnetz sowie im chinesischen Luftraum.

Die Kommunikationsnutzlast des neuen Erdtrabanten kann im Ka-Band 26 unterschiedliche Ausleuchtzonen bedienen. Adressiert wird sowohl Festlandchina als auch die umgebenden Seegebiete. Der insgesamt mögliche Datendurchsatz soll sich im Bereich von 20 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s bzw. Gbps) bewegen. Damit besitzt der Satellit alleine laut Xinhua eine höhere Kapazität als alle bisherigen chinesischen Kommunikationssatelliten zusammen.

die Ausleuchtzonen von Shijian 13 alias ChinaSat 16
(Bild: CAST)

Als weitere Neuheit befindet sich an Bord von Shijian 13 das erste chinesische Laserkommunikationsterminal (laser communications terminal, LCT) zum Einsatz auf einem längerfristig einsetzbaren Satelliten. 15 Jahre werden als Auslegungsbetriebsdauer von Shijian 13 genannt, während derer Tests von Verbindungen zwischen dem LCT an Bord des Satelliten und geeigneten Gegenstellen am Erdboden abgewickelt werden sollen.

Auch ein elektrisches Antriebssystem hat Shijian 13 spendiert bekommen. Es umfasst im Wesentlichen vier Xenon als Stützmasse ausstoßende Triebwerke des Typs LIPS-200 vom 1962 gegründeten Physikalischen Institut Lanzhou (Lanzhou Institute of Physics, LIP) in Lanzhou mit einem Durchmesser von rund 200 Millimetern, zwei redundante Stromversorgungseinheiten (power processing units, PPUs) und ein System zur Versorgung mit Xenon (xenon feed system, XFS). Der Nominalschub der paarweise auf kleinen Auslegern montierten LIPS-200-Triebwerke beträgt pro Triebwerk 40 Millinewton. Als Spezifischer Impuls werden 3.136 Sekunden angegeben, als Strombedarf 1.200 Watt im Betrieb.

Shijian 13 nach dem Start im All – Illustrationen
(Bild: CCTV)

Die Masse des elektrischen Antriebssystems von Shijian 13 beträgt ohne Xenon rund 36 Kilogramm. Getankt wurden 100 Kilogramm Xenon. Die elektrischen Triebwerke von Shijian 13 sollen primär zur Lagekorrektur in Nord-Süd-Richtung verwendet werden. Positioniert werden soll Shijian 13 bei 110,5 Grad Ost im Geostationären Orbit.

Die Startmasse von Shijian 13 lag bei rund 4.600 Kilogramm. Konstruiert wurde er von der chinesischen Akademie für Raumflugtechnik (China Academy of Space Technology, CAST) basierend auf dem chinesischen Satellitenbus DFH-3B. Entwickelt wurde der Satellit nach Angaben der China Satellite Communications Co., Ltd. (China Satcom) von der China Aerospace Science and Technology Corporation, dem China Space Technology Research Institute und der China Aerospace Science and Technology Corporation’s China Pacific Group Co., Ltd..

Shijian 13 nach dem Start im All – Illustrationen
(Bild: CCTV)

Die CAST und die China Satcom wollen den in chinesischen Medien auch als himmlischen Super-Router bezeichneten Satelliten zusammen betreiben. So begründen sich auch die beiden Bezeichnungen des Raumfahrzeugs: Shijian bedeutet auf Deutsch etwa soviel wie Übung und wird bei Satelliten eines chinesischen Programms zur Erprobung von Weltraumtechnik verwendet. Als ChinaSat werden Kommunikationssatelliten bezeichnet, die im Rahmen eines staatlichen Satellitenkommunikationsprogramms eingesetzt werden.

Die Realisierung des Satelliten erfolgte laut China Satcom unter gemeinsamer Ägide des Büros für Wissenschaft, Technik und Industrie zur Landesverteidigung aus Peking und der Partner aus Forschung und Industrie. Überwacht und gesteuert wird der Satellit vom auch als Basis 26 bekannten Satellitenkontrollzentrum Xi’an (China Xi’an Satellite Monitor and Control Center, CXSCC).

Shijian 13 (SJ 13) alias ChinaSat 16 (Zhongxing 16, ZX-16) ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 42.662 und als COSPAR-Objekt 2017-018A. Ein weiteres Objekt, die Oberstufe der Trägerrakete, ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 42.663 und als COSPAR-Objekt 2017-018B.

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