Marsrover Curiosity verlässt die Region Garden City

Nach einer zweiwöchigen Untersuchung der Region Garden City im Inneren des Gale-Kraters hat der Marsrover Curiosity dieses Gebiet verlassen und sich erneut um mehrere Meter in Richtung des Zentralberges des Gale-Kraters bewegt.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL, USGS, University of Leicester, UMSF.

NASA, JPL-Caltech, Malin Space Science Systems
Diese Aufnahme eines Teilbereiches von „Garden City“ fertigte die MastCam-34 des Marsrovers Curiosity am 15. März 2015 an.
(Bild: NASA, JPL-Caltech, Malin Space Science Systems)

Nach dem Abschluss seiner mehr als fünf Monate andauernden Untersuchungen in der Region „Pahrump Hills“ bewegte sich der von der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA betriebene Marsrover Curiosity durch ein mit dem Namen „Artists Drive“ belegtes Tal und näherte sich dabei im Rahmen von drei Fahrten zunächst einer mit dem Namen „Garden City“ belegten Bodenformation (Raumfahrer.net berichtete). Garden City wurde von den an der Mission beteiligten Wissenschaftlern als ein interessantes und vielversprechendes Untersuchungsobjekt angesehen, da sich dort auf engsten Raum diverse venenartige Strukturen über die Oberfläche ziehen, welche nicht nur für derartige bereits zuvor auf dem Mars beobachtete Strukturen realtiv groß ausfallend, sondern auch unterschiedlich helle und dunkle Bereiche aufweisen.

Erste Interpretationen dieser Strukturen gehen dahin, dass es sich hierbei um Mineralvenen handelt, welche vermutlich verschiedene Sulfate enthalten. Diese Sulfate und deren hohe Konzentration, so Dr. John Bridges von der University of Leicester – einer der an der Mission beteiligten Wissenschaftler – deuten wiederum darauf hin, dass sich der Rover auf seinem Weg zu dem im Inneren des „Gale-Kraters“ gelegenen Zentralberg „Aeolis Mons“ mittlerweile einer Sedimentschicht nähert, welche sich anscheinend aus Evaporitgestein zusammensetzt.

In den vergangenen zwei Wochen wurden mehrere dieser Venen und verschiedene in diesem Bereich abgelagerte Gesteinsbrocken intensiv mit den verschiedenen Kamerasystemen, der ChemCam und dem APX-Spektrometer des Rovers untersucht, um die genaue chemische und mineralogische Zusammensetzung dieser Formationen zu ermitteln. Diese Untersuchungen sind mittlerweile abgeschlossen und am gestrigen Tag, dem Sol 940 seiner Mission, hat Curiosity die Region Garden City verlassen und im Rahmen einer Fahrt über etwa 15 Meter einen weiter südlich platzierten Gesteinsblock namens „Kanosh“ angesteuert.

NASA, JPL-Caltech, University of Arizona, Phil Stooke (UMSF-Forum)
Diese Karte zeigt die von dem Rover Curiosity während der letzten Wochen zurückgelegte Route.
(Bild: NASA, JPL-Caltech, University of Arizona, Phil Stooke (UMSF-Forum))

Im Anschluss an diese Fahrt erfolgten erneut diverse Fotoaufnahmen, um den jetzt erreichten Standort zu dokumentieren. Diese Aufnahmen sollen genutzt werden, um am morgigen Dienstag die weitere Vorgehensweise im Bereich von Kanosh zu planen. Zwischenzeitlich erfolgte zudem eine weitere CheMin-Analyse von Probenmaterial, welches bereits Ende Februar 2015 im Bereich der Bohrstelle „Telegraph Peak“ entnommen und seit dem von dem Rover mitgeführt wurde.

Spuren von Stickstoff
Zudem gaben die an der Mission beteiligten Wissenschaftler bereits in der vergangenen Woche bekannt, dass im Rahmen der bisherigen Untersuchungen von verschiedenen Bodenproben durch den Instrumentenkomplex SAM auch Stickstoffverbindungen nachgewiesen werden konnten. In einer bereits im Oktober 2012 von Curiosity im Bereich „Rocknest“ direkt von der Planetenoberfläche entnommenen Bodenprobe (Raumfahrer.net berichtete) wurde demzufolge ein Anteil von 110 bis 300 ppm Stickstoff detektiert. Zwei weitere Proben, welche im Februar und im Mai 2013 Rahmen von Bohrungen in den Bereichen „John Klein“ und „Cumberland“ entnommen wurden, weisen dagegen einen Anteil von 70 bis 260 beziehungsweise 330 bis 1.100 ppm Stickstoff auf.

Eines der erklärten Ziele der Mission des Marsrovers Curiosity besteht in der Suche nach den „Grundbausteinen des Lebens“ und der Bestimmung von deren quantitativen Mengenanteilen auf unserem Nachbarplaneten. Hierbei handelt es sich um verschiedene chemischer Elemente wie Wasserstoff, Kohlenstoff, Sauerstoff, Phosphor, Schwefel und eben auch Stickstoff, welche nach dem heutigen Verständnis für die Entstehung von Leben unabdingbar sind.

NASA, JPL-Caltech, Malin Space Science Systems
Diese Aufnahme der Mineralvene „Live Oak Canyon“ im Bereich von Garden City wurde am 27. März 2015 mit der MAHLI-Kamera des Marsrovers Curiosity angefertigt.
(Bild: NASA, JPL-Caltech, Malin Space Science Systems)

Der jetzt erfolgte Nachweis von Stickstoffverbindungen sowohl in dem direkt auf der Oberfläche abgelagerten Sand als auch in der obersten Sedimentschicht der Gale-Kraters untermauert laut den an diesen Untersuchungen beteiligten Wissenschaftlern den bereits zuvor erbrachten Nachweis, dass der Mars in seiner Frühzeit einstmals Umweltbedingungen aufwies, welche die Entstehung von einfachen mikroorganischen Lebensformen begünstigt haben könnten (Raumfahrer.net berichtete). Die nachgewiesenen Nitrate könnten nach der Meinung der Marsforscher prinzipiell einen einfachen Stickstoffkreislauf auf der Oberfläche des urzeitlichen Mars ermöglicht und dabei als Ressource für eventuell vorhandene Mikroorganismen gedient haben.

Über den Nachweis von Nitraten auf dem Mars berichtete das von Jennifer C. Stern vom Goddard Space Flight Center der NASA geleitete Team kürzlich in den „Proceedings of the National Academy of the United States of America“ (PNAS) unter dem Titel „Evidence for indigenous nitrogen in sedimentary and aeolian deposits from the Curiosity rover investigations at Gale crater, Mars“.

Bis zum heutigen Tag, dem Sol 941 seiner Mission, hat der Marsrover Curiosity mehr als zehn Kilometer auf der Marsoberfläche zurückgelegt. Dabei hat der Rover mit seinen Kamerasystemen inzwischen 225.783 Bilder aufgenommen und an das Roverkontrollzentrum des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena/Kalifornien übermittelt. Diese Aufnahmen sind für die interessierte Öffentlichkeit auf einer speziellen Internetseite des JPL einsehbar.

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Fachartikel von Jennifer C. Stern et al.:

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