Nach dem gestrigen Austritt aus dem Hibernationsmodus konnte das Kontrollteam der Raumsonde Rosetta mittlerweile eine stabile Kommunikationsverbindung herstellen und erste Telemetriedaten von der Sonde empfangen. Diese Daten zeigen, dass sich Rosetta in einem guten Gesamtzustand befindet.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: ESA.
Nachdem am gestrigen Abend um 19:18 MEZ das ersehnte Kommunikationssignal der von der Europäischen Weltraumagentur ESA betriebenen Raumsonde Rosetta das Raumsondenkontrollzentrum am ESOC in Darmstadt erreichte (Raumfahrer.net berichtete live) konnte das Kontrollteam in einem nächsten Schritt zunächst eine stabile Kommunikation etablieren und die volle Kontrolle über die Raumsonde gewinnen.
Die dabei von Rosetta übermittelten Telemetriedaten zeigen, dass sich die Raumsonde in einem guten Allgemeinzustand befindet und die 31 Monate andauernde Phase der Hibernation offenbar gut überstanden hat. Zum Beispiel herrscht im Inneren der Treibstofftanks eine Temperatur von etwa sieben bis neun Grad Celsius, was zwar etwas unter dem erwarteten Wert von 10 bis 15 Grad liegt, sich aber immer noch im vorhergesagten Temperaturbereich bewegt. Auch die für die Energieversorgung benötigten Solarpaneele der Raumsonde arbeiten zuverlässig und liefern aktuell eine Energiemenge, die in etwa dem Wert entspricht, welcher auch vor der Hibernation erreicht wurde. Dies weist darauf hin, dass die Paneele keine nennenswerten Degradationserscheinungen zeigen.
Der Eingang des Signals von Rosetta erfolgte am gestrigen Tag etwa 18 Minuten später als von dem Kontrollteam erwartet, aber noch innerhalb des veranschlagten Zeitraums. Der Grund für diese Verzögerung war, dass der Bordcomputer nach der Beendigung der Hibernationssequenz zunächst einen zweiten automatischen Neustart durchführte. Der Anlass für diesen zusätzlichen Neustart ist bisher nicht bekannt, wird aber analysiert. Andrea Accomazzo, der Spacecraft Operations Manager der Rosetta-Mission betont jedoch, dass dieser zusätzliche Reboot kein Problem darstellt.
Rosetta sendet mittlerweile im X-Band-Bereich, wodurch eine größere Downloadrate von neun Kilobit pro Sekunde erreicht wird. Für die Kommunikation mit der Raumsonde werden derzeit die 70-Meter-Antenne des NASA-DSN-Komplexes in Goldstone/USA (die Antenne DSS-14) und die 35-Meter-Antenne des ESA-Komplexes in New Norcia/Australien (DSA-1) eingesetzt. Die 70-Meter-Antenne des NASA-DSN-Komplexes bei Canberra/Australien (DSS-43) steht dabei als zusätzliches Backupsystem zur Verfügung.
Die Arbeiten am heutigen Tag haben sich in erster Linie auf eine Konfiguration des „Solid-State Mass Memory“-Systems (kurz „SSMM“) des Bordcomputers beschränkt. In einem nächsten größeren Schritt sollen jetzt in einem über mehrere Tage andauernden Zeitraum die Reaktionsräder der Raumsonde zunächst auf Betriebstemperatur erwärmt und anschließend bezüglich ihrer Funktionalität überprüft werden.
„Wir sind sehr glücklich“, so Andrea Accomazzo. „Der Austritt aus der Hibernation und der anschließende Aufwachvorgang verlief genau so wie wir es uns erwünscht haben.“
In den kommenden Wochen und Monaten sollen zunächst sämtliche Hardwarekomponenten und Instrumente der Raumsonde und des mitgeführten Kometenlanders Philae ausführlich getestet, kalibriert und anschließend aktiviert werden. Die erste Aufnahmen von dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko werden im Mai erwartet. Zu diesem Zeitpunkt wird sich die Raumsonde immer noch rund zwei Millionen Kilometer von dem Kometen entfernt befinden. Für Ende Mai ist schließlich ein größeres Bahnkorrekturmanöver vorgesehen, durch das Rosetta auf den exakten Kurs gebracht wird, um wenige Wochen später in eine Umlaufbahn um den Kometen einzuschwenken und diesen auf seinem weiteren Weg durch das innere Sonnensystem bis zum Ende des Jahres 2015 zu begleiten. Im November 2014 soll schließlich – sozusagen als Höhepunkt der Mission – der mitgeführte Lander Philae auf der Oberfläche des Kometen niedergehen und mit seinen zehn Instrumenten „vor Ort“-Untersuchungen und Analysen durchführen.
„Unser Kometenjäger ist wieder da“, so Alvaro Giménez, der ESA-Direktor für Wissenschaft und robotische Exploration. „Mit Rosetta werden wir in der Kometenforschung neue Maßstäbe setzen. Diese faszinierende Mission steht in einer Reihe mit unseren früheren Pionierleistungen auf diesem Gebiet. Sie baut auf den technologischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen unserer ersten interplanetaren Weltraummission Giotto auf, die 1986 bei ihrem Vorbeiflug am Halleyschen Kometen die ersten Nahaufnahmen eines Kometenkerns vornehmen konnte.“
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