Expedition 18 startet morgen

Geplant ist der Start von Sojus-TMA 13 mit Michael Fincke, Juri Lontschakow und dem Weltraumprivatier Richard Garriott für den 12. Oktober, 9:01 Uhr MESZ. Zwei Tage später soll das Raumschiff an der Internationalen Raumstation ankoppeln.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA.

NASA
Die fünf Mitglieder der ISS-Expedition 18:
vorn links Michael Fincke, daneben Juri Lontschakow, die Kernbesatzung.
Hinten lösen sich v. r. n. l. Greg Chamitoff, Sandy Magnus und Koichi Wakata ab.
(Bild: NASA)

Danach übernimmt Michael Fincke von Sergej Wolkow das Kommando über die ISS. Juri Lontschakow, während der Flugphasen mit dem Raumschiff Sojus-Kommandant, fungiert auf der Station ebenso als Bordingenieur wie Gregory Chamitoff, der sich bereits seit Juni im Weltraum aufhält. Richard Garriott kehrt nach 12 Tagen in der Schwerelosigkeit mit Kononenko und Wolkow (Expedition 17) mit Sojus-TMA 12 zur Erde zurück.

Auf dem Plan der neuen Crew stehen wissenschaftliche Experimente, Wartungsarbeiten und die Vorbereitung der Station auf eine Vergrößerung der Besatzungsstärke auf 6 Personen ab Mai 2009. Dazu werden vor allem beim Shuttle-Flug STS 126, der voraussichtlich am 14. November startet, umfangreiche Materialien geliefert und installiert. Dazu gehören Schlafquartiere, hygienische Einrichtungen und Komponenten des Lebenserhaltungssystems. Weitere Fracht kommt mit zwei Progress-Transportern und einem weiteren Shuttle (STS 119). Hier steht allerdings die Komplettierung der Solarzellen mit dem Steuerbord-Gitterelement 6 (S6) im Mittelpunkt.

Sojus-TMA 13 koppelt am Nadir-Aggregat des Moduls Sarja an. Nach der Übergabe der Station und dem Weltraum-Programm des Multimillionärs Richard Garriott, der Sohn des ehemaligen NASA-Astronauten Owen Garriott ist und sein Geld mit der Entwicklung von Computerspielen verdient hat, soll Sojus-TMA 12 am 23. Oktober vom Ausstiegsmodul Pirs abkoppeln. Die Landekapsel soll kurze Zeit später in der kasachischen Steppe niedergehen.

Das russische Schleusenmodul Pirs ist dann frei für unbemannte Transportraumschiffe. Außerdem absolvieren Lontschakow und Fincke im Dezember einen Außenbordeinsatz, bei dem eine Antenne des Kopplungssystems an Swesda-Zenit montiert werden soll. Hier soll im nächsten Jahr das Pirs-ähnliche Mini-Forschungsmodul 2 ankoppeln. Es wird in Zukunft als Schleuse und Andockplatz fungieren, da Pirs seine garantierte Funktionsdauer bereits deutlich überschritten hat. Weiterhin geplant sind die Installation des ESA-Experimentes Exposure-R mit organischen Proben und des Experiments Impuls zur Plasmaforschung an der Außenhaut des Servicemoduls. Außerdem sollen ein Container des russischen Experimentes Biorisk eingeholt und Arbeiten an der Thermoisolierung vorgenommen werden.

Die 46 Experimente, die während der Expedition 18 begonnen oder fortgeführt werden, gehören den Gebieten Lebenswissenschaften (Biologie, Medizin), Physik, Technologieerprobung, Bildung und Erderkundung an. Vier Beispiele sollen hier kurz beschrieben werden.

NASA/JPL
Das System eNose 2
(Bild: NASA/JPL)

Beim NASA-Experiment eNose (elektronische Nase) geht es um die Einsatztauglichkeit eines weiterentwickelten Gerätes, dass geringfügige Konzentrationen verschiedenster Stoffe in der Stationsluft feststellen und identifizieren kann. eNose 2 ist mit 16 Polymerfilmen ausgerüstet, deren elektrischer Widerstand sich ändert, wenn sie mit bestimmten Gasen in Kontakt kommen. Aus den Widerstandsänderungen bei den einzelnen Polymeren lässt sich für jeden Stoff ein Fingerabdruck ableiten, der dem Stoff eindeutig zugeordnet werden kann. Viele Apparaturen in der Station arbeiten mit potentiell gefährlichen Substanzen. Gelangen sie durch undichte Stellen in die Stationsluft, so kann dies für die Raumfahrer gefährlich werden. eNose 2 ist etwas kleiner als ein Milchkarton.

Die russische Raumfahrtagentur arbeitet unter anderem an robusten chemischen Minifabriken SVS (russisch: CBC). Ziel ist die Entwicklung von Produktionsmethoden für poröse, feuerfeste und hitzeisolierende Materialien, in deren Innerem chemische Hochtemperatur-Syntheseprozesse selbstausbreitend und sicher ablaufen.

Beim ESA-Experiment Geoflow, dem ersten, das im neuen Fluid Science Laboratory im Columbus-Modul durchgeführt wird, geht es um Untersuchungen zum Strömungsverhalten von Flüssigkeitsschichten. Dazu wird Silikonöl in den Zwischenraum zweier konzentrisch angeordneter und mit verschiedenen Geschwindigkeiten rotierender Kugeln gefüllt. Die Vorgänge im Silikonöl sollen Prozesse simulieren, die in flüssigen Schichten im Inneren von Planeten, in Ozeanen oder Planetenatmosphären ablaufen. Ein elektrisches Feld simuliert dabei die Gravitation.

JAXA/NASA
Verschiedene Eiskristalle
(Bild: JAXA/NASA)

Auch die JAXA ist ab sofort verstärkt mit von der Partie. Koichi Wakata wird ab Februar/März das dritte Mitglied der Expedition 18. Er löst Sandra Magnus ab, die im November Gregory Chamitoff ersetzen soll. Ein Experiment im japanischen Laborkomplex Kibo nennt sich Ice Crystal und beschäftigt sich mit der Untersuchung von Mechanismen, die Instabilitäten in Eiskristallen verursachen. Durch das Fehlen der Konvektion, die in der Schwerelosigkeit nicht auftritt, ist die Kristallbildung verändert, die interessierenden Effekte treten offener zutage. Die dreidimensionale Gestalt und die Temperaturverteilung im Kristall wird mittels Interferometrie ermittelt.

Alles in allem sollte es erneut eine sehr interessante Mission werden, über die wir Sie regelmäßig im ISS-Weekly und bei besonderen Anlässen auch durch Extraberichte informieren.

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