SMART-1 verlässt Gefahrenzone

Die Ende September gestartete europäische Mondsonde SMART-1 hat mit der Passage des Van Allen-Strahlungsgürtels den gefährlichsten Teil des Weges zum Mond unbeschadet hinter sich gebracht.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.

SMART-1 auf dem Weg zum Mond
(Grafik: ESA)

Mittlerweile hat die kleine Raumsonde über 175 Erdumläufe absolviert und dabei außer der Strahlenbelastung beim Durchfliegen des Van Allen-Strahlungsgürtels – der mit hochenergetisch geladenen Teilchen angefüllt ist – auch die schweren Sonneneruptionen Ende Oktober 2003 gut überstanden. Nachdem es vor allem während der „stürmischen“ Zeiten der Reise einige Probleme mit verschiedenen Systemen an Bord von SMART-1 gegeben hatte verläuft die Mission zur Zeit problemlos. Alle Instrumente und Systeme arbeiten planmäßig, und seit November 2003 hat die Energieproduktio der Solarzellen nicht weiter abgenommen. Der Ionen-Antrieb hat zwischen dem 23. Dezember 2003 und dem 2. Januar 2004 mit einem ununterbrochenen Betrieb über mehr als 240 Stunden hinweg einen neuen Rekord aufgestellt.

Wahrscheinlich wird er für längere Zeit bestehen bleiben, denn in den kommenden Wochen wird das Ionen-Triebwerk nicht mehr im Dauerbetrieb laufen. Statt dessen wird es gezielt für jeweils einige Stunden immer dann aktiviert werden, wenn sich SMART-1 dem erdnächsten Punkt ihrer Umlaufbahn nähert. Ziel dieser Strategie ist eine Bahnveränderung in der Weise, dass die im März stattfindenden Flüge der Raumsonde durch den Erdschatten nie länger als 2:15 Stunden dauern – SMART-1 ist nicht für eine längere Verweildauer im Erdschatten ausgelegt: Die Energieversorgung hängt alleine von den beiden Solarpaneelen ab, die natürlich ohne Sonneneinstrahlung keine Energie produzieren.

Das Verlassen des Van Allen-Strahlungsgürtel war das erste Missionsziel für SMART-1, und heute soll es erreicht werden, wenn das so genannte Perizentrum (die geringste Entfernung der Raumsonde zum Erdmittelpunkt auf ihrer elliptischen Umlaufbahn) auf 20.000 Kilometer angestiegen ist. Damit hat das Ionen-Triebwerk seit dem Start mit nur 24 Kilogramm Xenon-Treibstoff in über 1.500 Stunden Betriebsdauer das so genannte Perigäum (den erdnächsten Punkt der Umlaufbahn) von 656 Kilometer nach dem Start auf mittlerweile 12.801 Kilometer angehoben – der erdfernste Punkt der Umlaufbahn liegt bei rund 50.100 Kilometer. Die Geschwindigkeit von SMART-1 ist dabei um 3.850 km/h angestiegen, und die Dauer eines Erdumlaufs hat sich von 10:41 Stunden auf 20:19 Stunden fast verdoppelt.

Insgesamt also gute Signale von SMART-1 nach weniger ruhigen Zeiten Ende des letzten Jahres, in denen auch der neuartige Ionen-Antrieb immer wieder durch ungeplante Abschaltungen – so genannte Flame Outs – für Nervosität sorgte. Mittlerweile scheinen diese Schwierigkeiten behoben zu sein, so dass die ESA in den kommenden Monaten auf weitere positive Meldungen von der kleinen Sonde hoffen kann.

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