Hubble Service-Mission abgesagt

Die für 2006 geplante fünfte und letzte Service-Mission einer US-Raumfähre zum Weltraumteleskop Hubble ist Berichten verschiedener Online-Medien zufolge abgesagt worden.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: SpaceflightNow/SpaceRef.

Hubble wird nach Abschluss der letzten Service-Mission SM3B vom Space Shuttle wieder ausgesetzt.
(Foto: NASA)

Unabhängig voneinander sind in verschiedenen Online-Magazinen (z.B. Spaceflight Now, Spaceref.com) am gestrigen Tag Berichte erschienen, wonach die für 2006 geplante letzte Mission eines Space Shuttle zum Weltraumteleskop Hubble vom NASA-Administrator Sean O’Keefe wegen Sicherheitsbedenken abgesagt worden ist. Diese Entscheidung steht unmittelbar in Zusammenhang mit dem Columbia-Unglück im Februar 2003 und den Empfehlungen der daraufhin eingesetzten Untersuchungskommission CAIB zur Steigerung des Sicherheitsniveaus bei künftigen Shuttle-Flügen.

Im Rahmen der Service-Mission SM4 hätte ein Space Shuttle zum Weltraumteleskop Hubble fliegen und es einfangen sollen, um verschiedene Instrumente und Systeme auszuwechseln. So war beispielsweise geplant, die 1993 in das Teleskop eingebaute Wide Field Camera 2 durch ein leistungsstärkeres Nachfolgeexemplar zu ersetzen und einen neuen Spektrographen anstelle einer seit 2002 nicht mehr benötigten optischen Korrektureinrichtung zu installieren. Weiterhin sollten unter anderem ausgefallene Gyroskope zur Lagesteuerung sowie seit dem Start des Teleskops im Jahr 1990 installierte Batterien ausgewechselt werden. Alles in allem wäre durch die Service-Mission SM4 die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit noch weiter erhöht und vor allem die Lebensdauer des Teleskops wie vorgesehen bis zum Jahr 2010 gesichert worden. (SM4 wäre übrigens trotz ihrer Bezeichnung die fünfte derartige Mission gewesen, da die dritte Service-Mission in die beiden Missionen SM3A und SM3B aufgesplittet worden ist.)

Letzten Endes spielt natürlich auch wieder Geld eine Rolle bei der Entscheidung des NASA-Administrators, auf diese letzte Service-Mission zu verzichten: Es hätte der einzige Flug einer Raumfähre bis zur Stillegung der Shuttle-Flotte im Jahr 2010 sein sollen, der nicht zur Internationalen Raumstation geführt hätte. Doch damit wäre die Entwicklung spezieller Reparatur-Werkzeuge notwendig gewesen, um mögliche Schäden am Shuttle in der Umlaufbahn ohne Nutzung der ISS-Ressourcen erkennen und beheben zu können. Außerdem hätte ein zweites, gleichermaßen ausgerüstetes Shuttle aus Sicherheitsgründen in Bereitschaft stehen müssen, um die im Falle eines Falles im Orbit gestrandete Raumfähren-Besatzung zur Erde holen zu können. Ein solcher Aufwand für nur eine Shuttle-Mission erschien der NASA-Leitung letztendlich – auch angesichts der vor wenigen Tagen von US-Prädident Bush verlautbarten Raumfahrtpläne – nicht vertretbar.

Die beiden bereits gebauten Beobachtungsinstrumente werden nun also nicht zum Einsatz kommen, sofern sich nicht noch eine andere Verwendung für sie findet. Auch scheint es nun fraglich, ob Hubble wie vorgesehen tatsächlich bis zum Jahr 2010 in Betrieb sein wird. Auf der einen Seite sind es die Gyroskope zur Lagesteuerung, die den Ingenieuren große Sorgen machen: Von den sechs Geräten sind nur noch vier funktionsfähig, und mindestens drei Gyroskope sind eigentlich erforderlich, um die Ausrichtung des Teleskops kontrollieren zu können. Mit einer angepassten Software dürfte es jedoch möglich sein, auch mit zwei funktionierenden Gyroskopen noch etwa 70 Prozent der Beobachtungsleistung zu erbringen – derzeit allerdings existiert diese Software noch nicht. Das zweite Sorgenkind der Techniker sind die Batterien des Teleskops, da es sich noch um die Originale aus dem Jahr 1990 handelt. Eine Prognose, wie lange sie noch durchhalten werden, ist schlicht nicht möglich.

Insgesamt ist die Entscheidung, auf die Hubble Service-Mission SM4 zu verzichten, durchaus nachvollziehbar. Dennoch bleibt es angesichts der fantastischen Leistung, die Hubble seit seinem Start geliefert hat, äußerst bedauerlich, dass sich die Einsatzzeit des Weltraumteleskops dadurch wahrscheinlich um einige Jahre reduziert – und gleichzeitig die Wartezeit bis zum Start des James Webb-Teleskops entsprechend verlängern wird.

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