Europäische Technologie schärft Teleskopblick

Eine neue so genannte Adaptive Optik ermöglicht den großen Teleskopen der Europäischen Südsternwarte in Chile bis zu einhundert Mal schärfere Aufnahmen als bisher, indem atmosphärische Turbulenzen kompensiert werden.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESO.

Infrarot-Aufnahme des Sterns HIC 59206 ohne (rechts) und mit (links) aktivierter MACAO-VLTI -Korrektureinrichtung.
(Foto: ESO)

Erdgebundene Teleskope waren bis zur Entwicklung der so genannten „Adaptiven Optik“ in der erreichbaren Schärfe und Auflösung immer durch die Turbulenzen in der Erdatmosphäre begrenzt. Solche Systeme korrigieren die Störungen, die von kosmischen Objekten ausgehende Lichtstrahlen auf ihrem Weg durch unsere Atmosphäre erfahren. Schon seit einiger Zeit sind die Teleskope des Paranal-Observatoriums der Europäischen Südsternwarte in Chile mit einem solchen System ausgestattet, um ihre Beobachtungsgenauigkeit zu verbessern.

Mitte April ist nun ein zweites, neues System in Betrieb gegangen. Die so genannte MACAO-VLTI Adaptive Optics Facility wurde von der multinationalen, europäischen Organisation ESO (= European Southern Observatory) entwickelt, die die Europäische Südsternware in Chile betreibt. Insgesamt sollen vier dieser Systeme entwickelt werden, wobei jeweils ein System für eines der vier 8,2-Meter-Teleskope des Paranal-Observatoriums zuständig ist. Die Korrektursysteme werden in Räumen unterhalb der Teleskope installiert und korrigieren die Störungen in den von den riesigen Teleskopspiegeln kommenden Lichtstrahlen, bevor sie zu den elektronischen Auswertungssystemen gelangen.
Die mit dem neuen Korrektursystem erzielten Verbesserungen sind schlicht revolutionär zu nennen: Wenn erst einmal alle vier Systeme in Betrieb sind wird die Empfindlichkeit bei der Beobachtung von kosmischen Himmelskörpern um den Faktor 100 steigen – es wird dann also möglich sein, einhundert Mal schwächere Objekte als bisher auszumachen! Auch die Auflösung der Teleskope wird enorm gesteigert werden, so dass beispielsweise Doppelsternsysteme optisch aufgelöst werden können, die bisher nur als ein Lichtpunkt wahrgenommen werden.

Mit dieser neuen Entwicklung nähern sich die Teleskope der Europäischen Südsternwarte ihren theoretischen Möglichkeiten an; selbst wenn es also möglich wäre, diese Teleskope in den Weltraum zu verfachten, würde sich die erzielbare Empfindlichkeit und Auflösung dadurch kaum noch steigern lassen.

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