DLR: Eis im Mondboden als lokale Ressource für die Raumfahrt

Mondwasser zum Trinken und für Raketentreibstoff. Eine Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Quelle: DLR 8. November 2023.

Wasser aus dem Mondboden für die Raumfahrt Im Projekt LUWEX arbeiten internationale Forschungsbeteiligte an Technologien zur Gewinnung von Wasser aus Mondgestein. (Bild: DLR (CC BY-NC-ND 3.0))
Wasser aus dem Mondboden für die Raumfahrt. Im Projekt LUWEX arbeiten internationale Forschungsbeteiligte an Technologien zur Gewinnung von Wasser aus Mondgestein. (Bild: DLR (CC BY-NC-ND 3.0))

8. November 2023 – Wasser ist bei weitem die vielseitigste und am meisten benötigte Ressource für die bemannte Weltraumforschung. Es ist der wichtigste Rohstoff in Lebenserhaltungssystemen sowie für Raketentreibstoff aus Wasserstoff. Im Projekt LUWEX (Validation of Lunar Water Extraction and Purification Technologies for In-Situ Propellant and Consumables Production) forscht das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zusammen mit anderen europäischen Beteiligten an Technologien zur Gewinnung von gereinigtem Wasser aus Mondgestein.

Es dient den Astronautinnen und Astronauten als Trinkwasser oder zur Sauerstoffherstellung mittels Elektrolyse. Auch für die Herstellung von Raketentreibstoffen aus Wasserstoff und Sauerstoff ist Wasser die Ausgangsbasis. Um jedes Kilogramm Nutzlast im Weltraum zu befördern, sind große Mengen an Treibstoff erforderlich. Die Nutzung der verfügbaren lokalen Ressourcen ist der Schlüssel für eine nachhaltige menschliche Präsenz auf dem Mond.

Verteilung des Eis am Südpol (links) und Nordpol (rechts) des Mondes Blau stellt die Eisflächen dar. Das Eis kommt hauptsächlich in den permanent vom Sonnenlicht abgeschnittenen, dunklen Kratern am Südpol vor. (Bild: NASA)
Verteilung des Eis am Südpol (links) und Nordpol (rechts) des Mondes. Blau stellt die Eisflächen dar. Das Eis kommt hauptsächlich in den permanent vom Sonnenlicht abgeschnittenen, dunklen Kratern am Südpol vor. (Bild: NASA)

Eis im Mondboden
Hinweise auf die Verfügbarkeit von lokalem Eis, das im Mondboden eingeschlossen ist, lieferten die Motivation an technischen Lösungen für die Suche, Gewinnung, und Reinigung von „Mondwasser“.

„LUWEX ist eines von wenigen Projekten weltweit, welches sich experimentell mit dem Thema der Wasserextraktion aus Mondgeröll beschäftigt. Das besondere an LUWEX ist, dass es dabei die gesamte Prozesskette von der Extraktion des Wassers aus dem Gestein bis hin zu seiner Aufbereitung betrachtet“, sagt Dr. Paul Zabel, Projektleiter am DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen. Frühere Forschungsaktivitäten zur Mondwassergewinnung wurden größtenteils als theoretische Systemstudien durchgeführt. „Mit LUWEX wollen wir das nun praktisch in einem Laboraufbau erproben.“

Auf dem Mond kommt das Eis hauptsächlich in den permanent vom Sonnenlicht abgeschnittenen, dunklen Kratern am Südpol vor. Das Demonstrationssystem soll in einer mond-ähnlichen Umgebung mit niedrigem Druck und niedriger Temperatur betrieben werden. Eine Mischung aus Eispartikeln und Gestein dient als Ersatz für echten Mondstaub, um das Prinzip im Labor zu testen.

Mögliche Vorkommen von Eis auf dem Mond Das Wasser kann in Form von einzelnen Eiskristallen oder direkt am Gestein angefroren vorkommen. (Bild: Kevin M. Cannon/Colorado School of Mines)
Mögliche Vorkommen von Eis auf dem Mond. Das Wasser kann in Form von einzelnen Eiskristallen oder direkt am Gestein angefroren vorkommen. (Bild: Kevin M. Cannon/Colorado School of Mines)

Kollaborative internationale Zusammenarbeit
Das interdisziplinäre LUWEX-Team aus Deutschland, Österreich, Polen und Italien hat sich zum Ziel gesetzt, einen neuartigen Wasserextraktor zu entwickeln. In der Concurrent Engineering Facility (CEF) im DLR-Institut für Raumfahrtsysteme haben die Projektpartner das Design des Experimentaufbaus definiert und fertiggestellt. Die CEF ermöglicht während des Designprozesses neuer Systeme einen simultanen Datenzugriff aller Projektmitglieder.

Das DLR-Institut für Raumfahrtsysteme baut das Subsystem zur Extraktion des Wassers. Das Verfahren sieht wie folgt aus: In einem zylindrischen Reaktor wird das Mondstaub-Wassergemisch unter Rühren erwärmt. Der dabei entstehende Wasserdampf kann so vom vermeintlichen Mondgestein getrennt werden.

Proben von simuliertem Mondstaub im Labor Verschiedene Zusammensetzungen vom Mineralien bilden den Boden je nach Region des Monds nach. (Bild: DLR (CC BY-NC-ND 3.0))
Proben von simuliertem Mondstaub im Labor. Verschiedene Zusammensetzungen vom Mineralien bilden den Boden je nach Region des Monds nach. (Bild: DLR (CC BY-NC-ND 3.0))

Thales Alenia Space ist dafür zuständig, dass Wasser zu reinigen und aufzuarbeiten, damit dieses als Trinkwasser für Astronautinnen und Astronauten geeignet ist. Das gereinigte Wasser kann dann auch zur Wasserstoffgewinnung genutzt und somit als Treibstoff oder Energiespeicherung dienen.

Bau und erste Tests auf der Erde
Im Februar 2024 soll das System an der Technischen Universität Braunschweig in einer Thermal-Vakuumkammer aufgebaut sein und für die ersten Tests zur Verfügung stehen. Dann beginnt eine sechsmonatige Experimentierperiode. Proben mit verschieden Anteilen von Mondgesteinsimulat und Eis sollen dazu dienen, die optimalen Prozessparameter für die Wasserextraktion zu identifizieren. Später auf dem Mond soll mit minimaler Energie maximal viel Wasser extrahiert werden können. Hierfür testen die Forschenden, welche Temperatur und Umrührgeschwindigkeit dafür optimal geeignet sind. Im zweiten Schritt des Verfahrens wird das extrahierte Wasser aufbereitet. Sensoren messen die Wasserqualität und außerdem werden bestimmte Proben im Labor genauer analysiert. Ziel ist es, in jedem Versuchsdurchlauf mindestens einen halben Liter Wasser zu gewinnen.

Mondstaub mit Wasser gemischt Experiment zur Bestimmung der Löslichkeit von Mondstaub in Wasser in unterschiedlichen Konzentrationen. (Bild: DLR (CC BY-NC-ND 3.0))
Mondstaub mit Wasser gemischt. Experiment zur Bestimmung der Löslichkeit von Mondstaub in Wasser in unterschiedlichen Konzentrationen. (Bild: DLR (CC BY-NC-ND 3.0))

Paul Zabels Hoffnungen für die Zukunft: „Mit LUWEX möchten wir den Grundstein für die Erprobung von Wassergewinnung auf dem Mond legen. Wir könnten uns vorstellen, dass die Technologien noch vor 2030 bereit für einen Test auf dem Mond sind.“

Projektbeteiligte
Technische Universität Braunschweig, LIQUIFER Systems Group, Thales Alenia Space, Wroclaw University for Science and Technology, SCANWAY SPACE

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