Ariane-5-Start mit zwei Kommunikationssatelliten

Am 10. November 2015 pünktlich um 22:34 Uhr MEZ zu Beginn eines 43 Minuten langen Startfensters startete vom Raumfahrtgelände Kourou in Französisch-Guayana eine Ariane-5-Trägerrakete mit zwei Satelliten an Bord. Die Erdtrabanten für die Indische Weltraumforschungsorganisation (ISRO) und den saudischen Kommunikationssatellitenbetreiber Arabsat wurden nach rund einer halben bzw. dreiviertel Stunde Flug erfolgreich ausgesetzt.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Airbus Defence and Space, Arabsat Arianespace, ESA, ISRO, Raumfahrer.net, Thales Alenia Space.

Ariane 5 VA227 auf der Startrampe (Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Verwendet wurde eine Ariane-5-ECA, die von der Startrampe ELA-3 zum sechsten und letzten Flug einer Ariane 5 im Jahr 2015 abhob. Transportiert wurden bei der Mission VA227 der saudische Kommunikationssatellit Arabsat 6B alias BADR 7 (Masse beim Start 5.798 kg, laut Airbus Defence and Space 5.799 kg) und der indische Kommunikationssatellit GSAT 15 (Startmasse 3.164 kg, laut Airbus Defence and Space 3.165 kg).

Beide Satelliten waren zusammen unter einer 17 Meter hohen Nutzlastverkleidung mit einem Durchmesser von 5,4 Metern untergebracht. Arabsat 6B wurde als erster der Satelliten etwa 27 Minuten nach dem Start ausgesetzt, er saß zuoberst auf der 6,4 Meter hohen Nutzlasttragstruktur SYLDA 5 A (SYLDA ist die Abkürzung von „Système de Lancement Double Ariane“, Ariane-Doppelstartvorrichtung).

Ariane-5-Start am 10. November 2015 (Bild: ESA)

Nach Abstoßen der SYLDA 5 A – der 50. am französischen Airbus-Defence-and-Space-Standort Les Mureaux gebauten und der ersten, bei deren Herstellung neue Substanzen zur Verbesserung von Klebungen zum Einsatz kamen – wurde GSAT 15 nach Angaben der ISRO rund 43 Minuten und 24 Sekunden nach dem Start freigegeben.

Die beiden Satelliten werden aus dem Geotransferorbit (GTO) mit einem geplanten Perigäum von 247,1 km über der Erde (erreicht 246,9 km, Schätzung Arianespace) und einem geplanten Apogäum von 35.884 km über der Erde (erreicht 35.884 km, Schätzung Arianespace) mit eigenen Antrieben den Geostationären Orbit (GEO) ansteuern. Die Antriebe müssen auch den Abbau der Rest-Inklination, der verbliebenen Neigung der Bahn gegen den Erdäquator, von geplanten 4 bzw. erreichten 3,99 Grad bewerkstelligen.

VA227 nach dem Abheben (Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

GSAT 15 beispielsweise soll laut Plan nach drei Brennphasen seines mit Monomethylhydrazin (MMH) und einer Mischung von Stickstoffoxiden (MON-3, Stickstofftetroxid mit 3% Stickstoffmonooxid) betriebenen, 440 Newton starken Apogäumsmotors rund eine Woche nach dem Start den GEO erreichen.

Den verbindlichen Beschluss über den Bau von GSAT 15 fasste das Kabinett Indiens am 28. Juni 2013, nachdem sich das Projekt unter anderem wegen den Entwicklungsproblemen mit den indischen Raketen vom Typ GSLV immer wieder verzögert hatte. Geosynchronous Satellite Launch Vehicle hätten ursprünglich in größerer Zahl den Start der schwerer werdenden indischen Kommunikationssatelliten übernehmen sollen.

GSAT 15 in Kourou (Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Bei GSAT 15 handelt es sich um ein in Indien auf Basis des Satellitenbus I-3K entworfenes und gebautes Raumfahrzeug, dessen Grundkörper Maße von rund 2,0 auf 1,77 auf 3,1 Metern aufweist. Der dreiachsstabilisierte Satellit ist dazu gedacht, den indischen Subkontinent von einer Position bei 93,5 Grad Ost im GEO, wo man ihn zunächst in Kolokation mit INSAT 3A und INSAT 4B betreiben will, mit einer Bandbreite von Kommunikationsdiensten zu versorgen.

Die mindestens 5.600 Watt leistende Kommunikationsnutzlast von GSAT 15 ist mit 24 Ku-Band-Transpondern, zwei Funkbaken und zwei Transpondern für die Bandbereiche L1 und L5 des indischen Systems zur Unterstützung von GPS im Bereich Indiens durch zusätzliche Korrektursignale, GAGAN für GPS Aided Geo Augmented Navigation genannt, ausgestattet. Innerhalb von GAGAN soll GSAT 15 als Reserve im Orbit für GSAT 8 alias INSAT 4G dienen.

GSAT 15 unterwegs am Kran (Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Die Energieversorgung der Satellitensysteme von GSAT 15 erfolgt durch zwei Solarzellenausleger, die sich aus jeweils drei Segmenten zusammensetzen und dem Raumfahrzeug eine Spannweite von rund 15,50 Metern geben. Am Ende der projektierten Einsatzdauer von 12 Jahren sollen die Solarzellenausleger von GSAT 15 bei maximaler Sonneneinstrahlung noch rund 6.200 Watt, bei schlechter Beleuchtung mindestens noch rund 5.800 Watt elektrische Leistung bereitstellen können. Für die Stromspeicherung besitzt der Satellit drei Lithlium-Ionen-Akkumulatorensätze.

GSAT 15 ist letztlich als Ersatz für INSAT 3A (NORAD-Nr. 27.714) und INSAT 4B (NORAD-Nr. 30.793) gedacht. INSAT 3A hat seine Auslegungsbetriebsdauer von 12 Jahren bereits überschritten. INSAT 4B hat seit 2010 – möglicherweise wegen Stuxnet – Raumfahrer.net berichtete – nur noch die Hälfte seines Stromerzeugungssystems zur Verfügung.

Bei GSAT 15 ist derzeit alles in bester Ordnung: Nach Angaben der ISRO erreichten unmittelbar nach der Abtrennung von der Raketenoberstufe die ersten Signale von GSAT 15 das als MCF für Master Control Facility bezeichnete Satellitenkontrollzentrum im indischen Hassan. Erste vorläufige Testergebnisse zeigen an, dass der Satellit die Reise in den Weltraum offenbar gut überstanden hat und seine Bordsysteme wie vorgesehen arbeiten.

Arabsat 6B in Kourou (Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Arabsat 6B ist eine Konstruktion von Airbus Defence and Space und basiert auf der Satellitenplattform Eurostar E3000. Thales Alenia Space steuerte die Kommunikationsnutzlast bei. Der Satellit wird von seinem saudischen Betreiber insbesondere zur Verbreitung von direkt ausgestrahlten Fernsehprogrammen (DTV) und der Breitstellung von Breitbanddiensten eingesetzt werden.

Die Bestätigung des Auftrags an das Konsortium aus Airbus Defence and Space und Thales Alenia Space durch Arabsat erfolgte am 19. Januar 2013. 2009 war schon einmal eine Bestellung eines entsprechend bezeichneten Raumfahrzeugs geschehen, bei deren Bekanntgabe am 5. Februar 2009 ein anvisierter Start zwischen 2010 und 2012 genannt worden war.

Arabsats neuer Satellit soll im geostationären Orbit eine Position bei 26 Grad Ost beziehen, um von dort Empfänger im Mittleren Osten, in Afrika und in Zentralasien zu versorgen. Dafür ist er mit 27 Ku-Band-Transpondern und einem auf 24 Ausleuchtzonen ausgelegten Ka-Band-System ausgerüstet. Letzteres dient der Bereitstellung von Breitband- und interaktiven „Triple Play“-Diensten.

Arabsat 6B (Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Mit elektrischer Energie versorgt wird die Kommunikationsnutzlast von Arabsat 6B von zwei Solarzellenauslegern, die dem Raumfahrzeug zusammen eine Spannweite von insgesamt rund 30,75 Metern geben. Die vorgesehene Standzeit des dreiachsstabilisierten, mit zwei Lithium-Ionen-Akkumulatorensätzen ausgestatteten Satelliten im Orbit beträgt mindestens 15 Jahre. An deren Ende erwartet man von den beiden Solarzellenauslegern die Bereitstellung von immer noch 11,5 Kilowatt elektrischer Leistung.

Arabsat 6B besitzt einen mit MMH und MON-3 betrieben Apogäumsmotor. Für die Lageregelung sowie das Halten oder Verändern der Position des Satelliten besitzt er außerdem 14 Stück 10 Newton starke, MMH und MON-3 verwendende Zweistofftriebwerke des Typs S10-21 von Airbus Defence and Space.

Vor Arabsat 6B besorgte Arianespace den Transport von 8 anderen für Arabsat gebauten Satelliten in den Weltraum. GSAT 15 wurde zum 19. Satelliten der ISRO, der mit einer europäischen Ariane-Rakete ins All gelangte. VA227 mit Arabsat 6B und GSAT 15 auf der Rakete L581 aus dem Produktionslos PB war die 69. erfolgreiche Ariane-5-Mission in Folge.

Bei der Mission VA227 wurde laut Arianespace bei einer Gesamtstartmasse von rund 780 Tonnen (laut Airbus Defence and Space rund 774,6 Tonnen beim Abheben) eine Gesamtnutzlast von 9.810 kg transportiert (laut Airbus Defence and Space 9.812 kg), von denen 8.962 kg auf die beiden Satelliten entfielen.

Arabsat 6B alias BADR 7 wird voraussichtlich katalogisiert mit der NORAD Nr. 41.028 bzw. als COSPAR-Objekt Nr. 2015-065A, GSAT 15 mit der NORAD Nr. 41.029 bzw. als COSPAR-Objekt Nr. 2015-065B.

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