Eine Aufnahme mit 9 Milliarden Bildpunkten, die aus Einzelaufzeichnungen der VISTA-Infrarotkamera (VIRCam) am VISTA-Teleskop auf dem Cerro Paranal in Chile aufgenommen wurde, zeigt mindestens zehnmal mehr Sterne als bisherige Studien.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: ESO, Wikipedia, Raumfahrer.net.
Das Bild wurde gestern in voller Auflösung durch die ESO veröffentlicht. Mittels spezieller Computerprogramme konnten auf den Aufnahmen etwa 84 Millionen Sterne eindeutig identifiziert werden. Hinzu kommen noch 89 Millionen anderer Objekte, die für eine eindeutige Identifizierung allerdings zu schwach sind oder sich zu nahe an vergleichsweise hellen Objekten befinden, so dass sie überstrahlt werden. Zu jedem Stern wurden die Helligkeiten in verschiedenen Spektralbereichen erfasst und in einem Sternenkatalog gespeichert.
VISTA (Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy) ist ein Teleskop der Europäischen Südsternwarte ESO. Sein Primärspiegel hat einen Durchmesser von 4,10 m, das Teleskop ist eine Ritchey-Chretien-Cassegrain-Konstruktion mit einem Öffnungsverhältnis von 1:3,25. Die Kamera enthält eine dreilinsige Korrekturoptik, 16 einzelne, auf etwa -200°C gekühlte Sensoren mit jeweils 2.048 mal 2.048 Pixeln, die auf einer quadratischen Platte angeordnet sind und ein Filterrad in dem fünf verschiedene Breit- und ein Schmalbandfilter untergebracht waren. Damit kann man das Licht in verschiedenen Spektralbereichen des nahen Infrarot erfassen und somit Aussagen über die Spektralklassen der Sterne sowie Gas und Staub in deren Umgebung machen.
Das Zentrum unserer Galaxie ist von Gas- und Staubwolken durchsetzt und umhüllt, die von sichtbarem Licht nur partiell durchdrungen werden können. Dies gilt zwar auch für infrarotes Licht, hier ist der Durchgang allerdings erheblich besser. Auch die Erdatmosphäre absorbiert einen Teil dieses Lichtes, weshalb Teleskope im Allgemeinen möglichst auf hohen Bergen mit trockener Luft stehen. Daher ist der Cerro Paranal in der chilenischen Atacama-Wüste ein dafür sehr geeigneter Standort.
Die Daten von drei der Spektralbereiche wurden für die zusammengesetzte Aufnahme herangezogen und ihnen die Farben Rot, Grün und Blau zugewiesen. Dadurch wird der Himmelsausschnitt für uns überhaupt sichtbar. Da zwischen den einzelnen Sensoren Lücken bestehen, muss das Teleskop mehrere leicht versetzte Aufnahmen eines Himmelsbereiches anfertigen, um ein geschlossenes Bild zu erhalten. Dies geschieht nach einem ausgeklügelten System, um bei letztlich jedem Punkt des Himmelsausschnitts dieselbe Belichtungszeit zu erhalten. Dazu muss allerdings in jeder Stellung je eine Aufnahme durch die unterschiedlichen Filter gemacht werden. Zudem dauert jede Belichtung trotz der großen Öffnung und des hohen Öffnungsverhältnisses noch mehrere Sekunden. Insgesamt erreicht die Kamera mit einer Aufnahmeserie ein Bild mit etwa 100 Megapixeln und ein Gesichtsfeld von 1,65 Grad im Quadrat am Himmel. Alle Aufnahmen zusammen ergeben damit noch nicht einmal 1% des gesamten Himmels.
„Durch die Detailbeobachtung der unzähligen Sterne in der Umgebung des Milchstraßenzentrums können wir eine Menge über die Aufbau und Entwicklung nicht nur unserer Galaxie, sondern aller Spiralgalaxien allgemein lernen“, sagte Roberto Saito, der leitende Autor der Studie. Aufgabe des VISTA-Teleskops ist die komplette Durchmusterung des südlichen Himmels im sichtbaren Licht sowie im nahen Infrarot-Bereich. Am 21. Juni 2008 wurde die erste Testbeobachtung mit dem Teleskop durchgeführt, am 11. Dezember 2009 nahm es offiziell seine Arbeit auf.
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