Am 10. März 2016 brachte eine Trägerrakete vom Typ PSLV den indischen Navigationssatelliten IRNSS 1F von der Rampe Nummer 2 des Raumflugzentrums Satish Dhawan der indischen Weltraumforschungsorganisation (ISRO) auf der Insel Sriharikota an Indiens Südküste aus in den Weltraum.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ISRO.
Die erste Stufe der Rakete mit der missionsbezogenen Bezeichnung PSLV-C32 wurde von sechs zusätzlichen, seitlich angebrachten Boostern unterstützt, die Rakete flog in der sogenannten XL-Version. Letztere kam bereits beim Start der Mondsonde Chandrayaan 1 (PSLV-C11), des Kommunikationssatelliten GSAT 12 (PSLV-C17), des Radarsatelliten RISAT 1 (PSLV-C19), des Marsorbiters MOM alias Mangalyaan (PSLV-C25), dem Start der Satellitenkonstellation UK-DMC3 (PSLV-C28), des Forschungssatelliten Astrosat (PSLV-C30) und der fünf Schwestersatelliten von IRNSS 1F zum Einsatz.
Im Rahmen der Mission PSLV-C22 gelangte IRNSS 1A am 1. Juli 2013 in den Weltraum. IRNSS 1B war am 4. April 2014 Nutzlast auf PSLV-C24. IRNSS 1C wurde am 15. Oktober 2014 von PSLV-C26 befördert, IRNSS 1D am 4. April 2015 von PSLV-C27. Die PSLV-C31 schließlich transportierte IRNSS 1E am 20. Januar 2016.
Der Flug des beim Start 44,4 Meter hohen, rund 320 Tonnen schweren Projektils PSLV-C32 mit IRNSS 1F an der Spitze begann um 16:01 Uhr Ortszeit (IST) bzw. um 11:31 Uhr MEZ am 10. März 2016. Nach dem Aufbrauchen des festen Treibstoffes in den seitlich angebrachten Boostern vom Typ PS0M-XL und der ersten Stufe mit der Bezeichnung PS1 sowie der Zündung der zweiten, mit den flüssigen Treibstoffen UH25 (75% Unsymmetrisches Dimethylhydrazin (UDMH) + 25% Hydrazinhydrat) und N2O4 (Distickstofftetroxid) betriebenen Raketenstufe PS2 wurde die Nutzlastverkleidung abgeworfen.
Anschließend trat die dritte Stufe PS3 in Aktion, die festen Treibstoff verbrannte. In der vierten und letzten Raketenstufe PS4 alias L-2-5 wurden wieder flüssige Treibstoffe, hier MMH als Brennstoff und eine Mischung aus Stickstoffoxiden (MON-3) als Oxidator, verwendet. Nachdem diese ihre Arbeit erledigt hatte, erfolgte nach einer kurzen, etwa eine dreiviertel Minute dauernden Freiflugphase 19 Minuten und 34 Sekunden nach dem Abheben die Abtrennung des Navigationssatelliten mit einer Startmasse von 1.425 Kilogramm (unbetankt 598 Kilogramm).
Nach dem Aussetzen von IRNSS 1F lief an Bord eine automatische, vorprogrammierte Sequenz ab, an deren Ende die erfolgreiche Entfaltung der beiden Solarzellenausleger des Satelliten stand. Den Einsatzbeginn der beiden zusammen maximal rund 1.660 Watt elektrischer Leistung bereitstellenden Solarzellenausleger konnte das MCF für Master Control Facility genannte Satellitenkontrollzentrum im indischen Hassan an Hand empfangener Telemetriedaten bestätigen.
Der geplante Transferorbit wurde nach Angaben der ISRO mit großer Exaktheit erreicht. IRNSS 1F gelangte auf eine Erdumlaufbahn mit einem Perigäum, dem der Erde nächstliegenden Bahnpunkt, von rund 284 Kilometern, und einem Apogäum, dem erdfernsten Bahnpunkt, von rund 20.719 Kilometern. Ihre Neigung gegen den Erdäquator betrug rund 17,866 Grad.
Um die vorgesehene geostationäre Position bei 32,5 Grad Ost in rund 35.786 Kilometern Höhe zu erreichen, wird ein sogenanntes Apogäumstriebwerk mit 440 Newton Schub an Bord von IRNSS 1F zum Einsatz kommen. Es hat die Aufgabe, die zum Erreichen der Zielbahn nötigen vier Brennphasen zu absolvieren. Außerdem an Bord befinden sich zwölf 22 Newton starke Triebwerke für Bahnanpassungen und Lageregelung.
IRNSS 1F ist der zweite Satellit des Indian Regional Navigation Satellite System (IRNSS) – einer Konstellation aus zunächst sieben Satelliten – der an einer annähernd festen Postion über der Erde im geostationären Orbit positioniert wird.
Vier Äquatorkreuzer des IRNSS befinden sich bereits im All. Bei ihnen handelt es sich einerseits um IRNSS 1A und IRNSS 1B. IRNSS 1A ist auf einer rund 28 Grad gegen den Äquator geneigten Bahn unterwegs, IRNSS 1B auf einer rund 30 Grad geneigten Bahn. Beide Satelliten kreuzen den Äquator im Bereich von 55 Grad Ost. Außerdem kreisen IRNSS 1D und IRNSS 1E um die Erde und kreuzen den Äquator bei 112 Grad Ost mit 28 bis 30 Grad geneigter Bahn.
Zusätzlich im All befindet sich IRNSS 1C, der auf mehr oder weniger geostationärer Bahn unterwegs ist. Unlängst wurde der Satellit bei 83 Grad Ost auf einer rund 3,9 Grad gegen den Erdäquator geneigten Bahn beobachtet.
Die Kombination aus Satelliten auf inklinierten, das heißt geneigten Bahnen und solchen auf Positionen im Geostationären Orbit ermöglicht es, innerhalb eines Navigationssatellitensystems für Kommunikationseinheiten am Erdboden Dreipunktpeilungen zur Verfügung zu stellen, was für eine exakte Positionsbestimmung essentiell ist. Solche Peilungen wären nicht möglich, würden die Satelliten des Systems ausschließlich an Positionen im Geostationären Orbit stehen.
Den siebten Satelliten für das IRNSS möchte die ISRO ebenfalls noch in diesem Jahr ins All bringen. Der Start von IRNSS 1G auf der Rakete PSLV-C33 ist aktuell im Zeitraum vom 11. bis zum 17. April 2016 geplant. Gelingt es, IRNSS 1G anschließend wie vorgesehen im Weltraum in Betrieb zu nehmen, wäre damit die erste Ausbaustufe des IRNSS abgeschlossen.
Als Auslegungsbetriebsdauer von IRNSS 1F nennt die ISRO 12 Jahre. Der Satellit ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 41.384 und als COSPAR-Objekt 2016-015A.
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