300. Proton-Start geglückt

Heute hieß es auf dem Weltraumbahnhof Baikonur in aller Frühe zum 300. Male „Lift-off“ für Proton, den Lastenesel der russischen Raumfahrt.

Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: spaceflightnow.com.

AMC 9 - Künstlerische Darstellung. (Bild: SES)
AMC 9 – Künstlerische Darstellung. (Bild: SES)

Am Samstag Morgen brachte der russische Erfolgsträger für schwere Lasten, die Proton, zum 300. Male eine Nutzlast in den Orbit. Auf der Spitze des Trägers in der Version Proton K mit der Oberstufe Breeze M befand sich der von Alcatel Space in Frankreich gefertigte Satellit AMC-9, ein Kommunikations-Satellit für den nordamerikanischen Markt, finanziert durch SES Americom. Der Start erfolgte am Freitag gegen 22:15 GMT (bzw. Samstag um 0:15 MESZ) vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur aus. Der Satellit benötigte an die neun Stunden, um mit Hilfe der Breeze M-Oberstufe seinen geosynchronen Zielorbit um 9:10 MESZ zu erreichen. Damit gilt auch dieser Proton-Start als im vollen Umfang erfolgreich. Mit einer Erfolgsquote von mehr als 88% gilt die Proton damit als einer der erfolgreichsten und zuverlässigsten Träger überhaupt.

AMC 9 bei den Startvorbereitungen in Baikonur. (Bild: ILS)
AMC 9 bei den Startvorbereitungen in Baikonur. (Bild: ILS)

In den letzten Jahren wurde die Proton mehr und mehr zu einem Konkurrenten westlicher Modelle, beispielsweise der europäischen Ariane 5 und dem US-amerikanischen Atlas-System. Die Vorteile liegen auf der Hand: die Proton ist bewährt und die Startkosten liegen mit 60 Millionen Dollar unter denen aller Konkurrenz-Modelle in diesem Marktsektor. Die Proton wird bereits seit mehreren Jahren von ILS (International Launch Services), einem internationalen Joint Venture, bestehend aus Lockheed Martin und dem russischen Raketen-Produzenten Chrunitschew, vermarktet. Der Start am Freitag war bereits die achte Mission, in deren Rahmen ein von Alcatel gefertigter Satellit durch eine Proton-Rakete ins All gebracht wurde.

Impression vom Start der Proton K. (Bild: ILS)
Impression vom Start der Proton K. (Bild: ILS)

Bei der Proton handelt es sich um das wahre Arbeitstier der russischen Raumfahrt. Zurückgehend auf den Entwurf der UR-500 und erstmals gestartet am 16. Juli 1965 entwickelte sich die Proton in ihren zahlreichen Varianten für vielfältige Einsatzgebiete schnell zum Lastenesel in Sachen Weltraumstarts. Nach dem Zerfall der Sowjetunion drohte der Proton ein ähnliches Schicksal wie etwa der Energija für superschwere Lasten. Durch eine verstärkte Kooperation mit westlichen Investoren und einer aufgegangenen Vermarktungs- und Kommerzialisierungs-Strategie konnte die Proton jedoch ihr verdientes Revival erleben.

Allerdings verlief dieser Weg nicht ganz ohne Hürden. Erst im letzten November kam es zum Verlust des Satelliten Astra 1K, der durch einen Fehler in der Block DM-Oberstufe in einem zu niedrigen Orbit strandete. Doch auch trotz einiger Rückschläge dieser Art reichen die weiteren Nutzungspläne der Proton weit in die Zukunft. In der neuesten Version Proton AST mit neuer Nutzlastverkleidung und verbesserter Oberstufe DM-3 erhofft man sich, die bisherige Startquote von vier bis fünf kommerziellen Starts pro Jahr und damit den eigenen Marktanteil dauerhaft sichern zu können. Auf die nächsten 300 Starts!

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