Am 4. April 2014 brachte eine Trägerrakete vom Typ PSLV den indischen Navigationssatelliten IRNSS 1B von der Rampe Nummer 1 des Raumflugzentrums Satish Dhawan der indischen Weltraumforschungsorganisation (ISRO) auf der Insel Sriharikota an Indiens Südküste aus in den Weltraum.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ISRO.
Der Flug der beim Start 44,4 Meter hohen, rund 320 Tonen schweren Rakete mit der missionsbezogenen Bezeichnung PSLV-C24 begann um 17:14 Uhr Ortszeit (IST) bzw. um 13:44 Uhr MESZ. Die erste Stufe der PSLV-C24 wurde von sechs zusätzlichen, seitlich angebrachten Boostern unterstützt, die Rakete flog in der sogenannten XL-Version.
Nach dem Aufbrauchen des festen Treibstoffes in den seitlich angebrachten Boostern und der ersten Stufe sowie der Zündung der zweiten, mit den flüssigen Treibstoffen UH25 (75% Unsymmetrisches Dimethylhydrazin (UDMH) + 25% Hydrazinhydrat) und N2O4 (Distickstofftetroxid) betriebenen Raketenstufe wurde die Nutzlastverkleidung abgeworfen.
Anschließend trat die dritte Stufe in Aktion, die festen Treibstoff verbrannte. In der vierten und letzten Raketenstufe wurden wieder flüssige Treibstoffe, hier mit MMH als Brennstoff und eine Mischung aus Stickstoffoxiden (MON-3) als Oxidator, verwendet. Nachdem diese ihre Arbeit erledigt hatte, erfolgte nach einer kurzen Freiflugphase rund 19 Minuten nach dem Abheben die Abtrennung des Navigationssatelliten mit einer Masse von 1.432 Kilogramm (unbetankt 614 Kilogramm).
Nach dem Aussetzen von IRNSS 1B lief an Bord eine automatische, vorprogrammierte Sequenz ab, an deren Ende die erfolgreiche Entfaltung der beiden Solarzellenausleger des Satelliten stand. Den Einsatzbeginn der beiden zusammen maximal rund 1.660 Watt elektrischer Leistung bereitstellenden Solarzellenausleger konnte das MCF für Master Control Facility genannte Satellitenkontrollzentrum im indischen Hassan an Hand empfangener Telemetriedaten bestätigen.
Der geplante Transferorbit wurde nach Angaben der ISRO mit großer Exaktheit erreicht. IRNSS 1B gelangte auf eine Erdumlaufbahn mit einem Perigäum, dem der Erde nächstliegenden Bahnpunkt, von rund 283 Kilometern, und einem Apogäum, dem erdfernsten Bahnpunkt, von rund 20.630 Kilometern. Ihre Neigung gegen den Erdäquator beträgt rund 19,2 Grad.
Um die vorgesehene geosynchrone, zunächst 31, später 29 Grad gegen den Äquator geneigte annähernd kreisförmige Erdumlaufbahn in rund 35.786 Kilometern Höhe zu erreichen, wird ein sogenanntes Apogäumstriebwerk mit 440 Newton Schub an Bord von IRNSS 1B zum Einsatz kommen. Es soll in den kommenden Tagen vier der fünf zum Erreichen der Zielbahn nötigen Brennphasen absolvieren. Das fünfte Manöver können 22-Newton-Triebwerke erledigen, von denen der auf dem indischen Satellitenbus I-1K basierende IRNSS 1B 12 besitzt.
IRNSS 1B ist nach dem 1. Juli 2013 gestarteten IRNSS 1A der zweite Satellit des Indian Regional Navigation Satellite System (IRNSS), der auf einem 29 Grad gegen den Äquator geneigten Orbit den Äquator regelmäßig bei 55 Ost kreuzen wird.
Zwei weitere Äquatorkreuzer sind im Rahmen des IRNSS vorgesehen, sie werden den Äquator später regelmäßig zwischen 111,5 und 111,75 Grad Ost überfliegen. Außerdem soll es in der zunächst umzusetzenden Ausbaustufe des IRNSS drei Satelliten auf geostationären Positionen bei 32,5 (bzw. 34), 83 und 131,5 (bzw. 132) Grad Ost geben. IRNSS 1C und IRNSS 1D will man nach aktuellem Stand laut ISRO beide in der zweiten Hälfte des Jahres 2014 starten.
Dann hat IRNSS 1B laut Plan längst begonnen, Navigationssignale im L5- und im S-Band zu senden. Der der Allgemeinheit zugängliche Dienst unter der Bezeichnung SPS (für Standard Positioning Service) arbeitet mit Mittenfrequenzen von 1.176,45 MHz (L5-Band) und 2.492,028 MHz (S-Band). Geschlossenen Benutzergruppen wie staatliche Institutionen, dem Militär etc. stehen in den gleichen Frequenzbereichen spezielle Funktionen und Eigenschaften unter dem Titel RS für Restricted Service zur Verfügung.
Als Auslegungsbetriebsdauer von IRNSS 1B nennt die ISRO 10 Jahre.
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