Faszination Roboter – Das DLR SpaceBot-Camp

Das DLR spricht gerne von robotischer Raumfahrt. Aber wo sind diese Roboter? Satelliten für Copernicus, Galileo oder Telekommunikation sind es nicht. Spätestens seit ein paar Jahren hat die deutsche Politik die Robotik zum Zukunftsthema erklärt. Mit dem SpaceBot-Camp wollte das DLR eine “nationale Leistungsschau für bodengestützte Weltraumrobotik” aufzeigen.

Autor: Thomas Brucksch. Quelle: DLR.

(Bild: DLR)

Kein Zweifel, Roboter sind ein faszinierendes Thema, ob als Kinderspielzeug, in der Science Fiction, in der Forschung und nicht zuletzt auch in der Wirtschaft. Wir müssen nicht gleich an humanoide Roboter wie den Robonaut der NASA (oder Asimo von Honda oder Nao von Aldebaran) denken, um von Robotern zu sprechen. Für Weltraumfans ist Curiosity aktuell DAS Projekt in der Weltraum-Robotik und mit Philae ist zumindestens ein Lander realisiert worden.

Der Ursprung des Wortes Roboter liegt im tschechischen Wort robota, das mit Frondienst oder Zwangsarbeit übersetzt werden kann und in den utopischen Romanen von Karel Capek ethische und gesellschaftliche Grundfragen behandelte. Heute spricht man von Roboter als eine stationäre oder mobile technische Apparatur, die üblicherweise dem Menschen mechanische Arbeit abnehmen soll und von Computerprogrammen gesteuert werden. Abnehmen oder unterstützen soll uns der Roboter hier also bei der Erkundung und Erschließung in einer lebensfeindlichen Umgebung wie dem Mond oder auf anderen Planeten.

Das SpaceBot-Camp stellte diese Aufgabe in Form eines Scenarios, in dem Roboter, nicht schwerer als 100 kg, sich über eine simulierte Mondoberfläche orientieren und bewegen sollten, um Gegenstände aufzufinden und sie zu einer Station bringen sollten. Steuerungskommandos eines Bodenkontrollcenters waren möglich, aber nur zeitversetzt von einigen Sekunden. 10 Teams von deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen zeigten dabei ihre Lösungen. In einer Stunde sollte jeder Roboter die Aufgaben erfüllen, auf zwei Simulationsplätzen wurden die Tests zeitlich versetzt gestartet. Die Präsentation der Roboter in der Simulation und der DLR-Moderation gelang ausgesprochen gut. Nur die Hintergrundmusik hätte vielleicht etwas spaciger sein können.

Die robotischen Teilnehmer am SpaceBot-Camp 2015 (Bild: DLR)

Sehr informativ und unterhaltsam sind auch die Projektberichte und Kurzporträts der einzelnen Teams (s.u.). Auf den Raumfahrttagen Neubrandenburg wird am Sonntag Cem Avsar, der bei uns auch schon im Forum unterwegs war, das TU-Berlin Projekt SEAR vorstellen.

Um es zusammenzufassen, alle zeigten beachtliche Leistungen. Der eine oder andere menschliche Eingriff war dann doch noch nötig, damit der Roboter weiterkommen konnte. Richtiges Weltraumfeeling kam vor allem auf, als der Roboter aus Koblenz eine Flagge aufpflanzen wollte (gelang zwar nicht, weil der Schotterboden doch zu fest war). Emotionale Momente sind bei aller Technik eben doch sehr wichtig, wie auch der Roboter Lauron mit seiner grünen Beleuchtung in der dunklen Erkundungsscene zeigte.

Neben den Robotern auf den Parcours waren auch die Teambereiche Bestandteil des Tests, wo die Teams ohne direkten Sichtkontakt nur mit Datenverbindungen ihre Roboter analysieren und steuern konnten. Über eine Servicefirma wurde die Kommunikation zwischen dem jeweils aktiven Team und Rover so hergestellt, dass sie nur zeitversetzt erfolgen konnte.

Für die Bewegung auf schwierigem Gelände wurden 4- und 6-rädrige Vehikel wie auch der 6-beinige Lauron eingesetzt, dessen Bewegung eine Stabheuschrecke nachahmt. Zur Orientierung/Navigation ohne GPS erfassten die Roboter über Scanner und Kameras ihre weitere und nähere Umgebung und über Bilderkennungsverfahren das Auffinden der Gegenstände. Per Roboterarm wurden diese aufgenommen, transportiert und an der Basisstation abgelegt. Die Herausforderung war vor allem das Zusammenspiel aller Elemente, so dass eine mehr oder weniger weitgehende Autonomie erreicht werden konnte.

Curiosity kostete ca. 2 Mrd $, Exomars dürfte auch bei 1,2 Mrd € liegen, dagegen sind die Kosten der Rover mit jeweils ca. 50 T € Budget nur sehr sehr kleines Geld – ok, dafür ist es auch nicht wirklich Raumfahrt. Aber alles fängt mal irgendwo an.

Die Teilnehmer und das DLR wollen bestimmt mit diesem SpaceBot-Camp weiter machen. Auch ein industrieller Wettbewerb wäre vielleicht mal ein interessanter Ansatz. Organisator Thilo Kaupisch meint, wenn internationale Raumfahrtsysteme entwickelt werden sollen, will man auf die Forschungskompetenzen zurückgreifen können. Somit bleibt zu hoffen, dass daraus irgendwie/irgendwann mal fliegende Systeme in der Raumfahrt entstehen werden.

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